Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
Vom Netzwerk:
einfach aus der Luft gegriffen sind?«
    Diese Frage hatte man ihm noch nie gestellt, und er musste einen Augenblick überlegen. »Wahrscheinlich das, was nicht wahr ist.«
    »Selbst wenn es dir schmeichelt?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Sie sog den Atem tief ein und stieß ihn wieder aus. »Die Frauen. Diese Geschichten über nächtelangen Sex.«
    Er war leicht enttäuscht, dass sie das zur Sprache brachte. Da sie den Kassettenrekorder noch nicht eingeschaltet hatte, sagte er: »Nächtelangen Sex hat es nie gegeben. Wenn ich nächtelang wach geblieben bin, lag es daran, dass ich high war.«
    Sie senkte den Blick wieder in ihren Schoß und nagte an ihrer Unterlippe. »Die meisten Männer würden sich vermutlich geschmeichelt fühlen, wenn man sie als eine Art Sexmarathon-Sieger darstellen würde.«
    Er musste ihr wohl vertrauen, sonst hätte er nicht schon so viel preisgegeben. So sehr vertrauen, dass er hinzufügte: »Wenn ich high war und die ganze Nacht wach blieb, dann war ich jedenfalls nicht sexuell wach, falls du verstehst, was ich meine.«
    »Also schmeicheln dir die Geschichten über dich und die vielen Frauen nicht?«
    Er überlegte, ob sie diese Frage stellte, weil sie ein bisschen prüde war und weil solche Geschichten sie interessierten. »Im Grunde nicht. Ich versuche, meine Karriere wieder aufzubauen, und dieser Mist kommt mir bei den wirklich wichtigen Dingen in die Quere.«
    »Oh.« Sie ließ ihren Kuli klicken und schaltete den Kassettenrekorder ein. »In Hockey News , in der Rangliste der bisherigen Top-Fünfzig-Spieler der Saison, bist du die Nummer sechs, von den Torhütern die Nummer zwei«, sagte sie und wechselte von seinem Privatleben zum Sport. »Im letzten Jahr warst du nicht mal auf der Liste. Was hat deiner Meinung nach zu dieser erstaunlichen Verbesserung im Vergleich zur letzten Saison beigetragen?«
    Das konnte nicht ihr Ernst sein. »Ich habe mich nicht verbessert. In der letzten Saison habe ich kaum gespielt.«
    »In diesem Jahr wurde großer Wirbel um dein Comeback nach der Verletzung gemacht.« Sie wirkte steif, als wäre sie nervös, was ihn doch ein wenig überraschte. Er war der Überzeugung, dass es auf diesem Planeten kaum etwas gab, das sie nervös machen konnte. »Was war dein größtes Problem? «, fragte sie.
    »Überhaupt eine Chance zu bekommen, wieder zu spielen. «
    Sie schob sich das Haar hinters Ohr und blickte zu ihm auf. »Wie geht es deinen Knien?«
    »Hundertprozentig«, log er. Seine Knie würden nie wieder so sein wie vor seiner Verletzung. Er würde mit den Schmerzen und Ängsten leben müssen, solange er spielte.
    »Ich habe gelesen, dass du in der Junior League in Edmonton als Mittelstürmer gespielt hast. Was hat dich zu dem Entschluss geführt, Torhüter zu werden?«
    Augenscheinlich hatte sie doch mehr als sein Sexleben recherchiert. Aus irgendeinem Grunde ärgerte es ihn nicht mehr so wie früher. »Als Mittelstürmer habe ich im Alter von etwa fünf bis zwölf gespielt. Der Goalie unserer Mannschaft hat mitten in der Saison das Handtuch geworfen, und der Trainer schaute sich um und sagte: ›Luc, du gehst ins Tor. Du bist jetzt Torhüter.‹«
    Sie lachte und schien ein bisschen lockerer zu werden. »Tatsächlich? Du bist nicht mit dem brennenden Wunsch auf die Welt gekommen, einen Puck mit dem Kopf abzufangen ?«
    Er mochte ihr Lachen. Es war ehrlich und ließ ihre grünen Augen strahlen. »Nein, aber ich war richtig schnell, richtig gut und hatte nie eine Gehirnerschütterung.«
    Sie kritzelte etwas auf ihren Block. »Hast du je mit dem Gedanken gespielt, wieder Mittelstürmer zu werden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Als ich im Tor stand, wollte ich nirgendwo anders mehr sein. Ich bin nie auf die Idee gekommen.«
    Sie sah wieder zu ihm auf. »Weißt du, dass du manchmal noch mit kanadischem Akzent sprichst?«
    »Immer noch? Ich habe schwer daran gearbeitet.«
    »Lass es. Mir gefällt dein Akzent.«
    Und sie gefiel ihm. Bedeutend mehr, als gut für ihn war, aber wenn er sie ansah mit ihrem glänzenden Haar und den rosa Lippen, war ihm plötzlich völlig egal, was gut für ihn war. »Dann sollte ich wohl besser aufhören, daran zu arbeiten, hä?«, sagte er wie ein echter Sohn Edmontons.
    Ein Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Notizblock in ihrem Schoß. »Manche Leute behaupten, Goalies seien anders als die übrigen Spieler. Sie wären eine völlig andere Rasse.

Weitere Kostenlose Bücher