Sie kam, sah und liebte
in ihre grünen Augen. Alle Gedanken daran, sie zu küssen, verflüchtigten sich, und ihm war, als hätte sie ihm einen gewaltigen Puckschuss vor die Brust verpasst. Einen harten Schlag gegen das Brustbein, der ihn lähmte. Vom Durchgang her ertönten Männerstimmen, aber im Abstellraum hing Schweigen zwischen ihnen. Ein Schweigen, das sich spannte und ausdehnte, bis er an dem Kloß in seinem Hals vorbei ein Lachen herauszwängte. »Sag jetzt nicht, du wünschst dir mich als Bruder.«
»Nein, nicht dich als Bruder.« Ihre Mundwinkel bogen sich nach oben, und die Welt war wieder in Ordnung für ihn. »Wenn ich dich zum Bruder hätte, müsste ich wegen unzüchtiger Absichten bestraft werden.«
Er hatte das Gefühl, ihrem Lächeln entgegenzuschweben, und er umfasste ihr Bein fester, als wäre es ein Rettungsanker und nicht einer der Gründe für seinen Zustand. Sie schien es nicht zu bemerken, und er zwang sich loszulassen. Er stemmte die Füße auf und ließ sich an der Tür wieder hinaufgleiten. »Du solltest jetzt gehen. Du musst noch deinen Artikel schreiben.«
Eine Falte wurde zwischen ihren Brauen sichtbar, und sie blinzelte. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja. Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich mit Marie reden muss, bevor sie schlafen geht.«
»Meinst du, die Luft ist jetzt rein?«, fragte sie, während sie nach Aktentasche und Jacke griff und aufstand.
»Ich weiß nicht.« Er entriegelte die Tür und öffnete sie einen Spalt. Hammer ging vorüber, in ein Gespräch mit dem Ausrüster vertieft. Luc hob mahnend einen Finger, bis die beiden Männer verschwunden waren, dann steckte er den Kopf aus dem Türspalt und konnte zu seiner Beruhigung feststellen, dass der Durchgang menschenleer war. Er und Jane schlüpften aus der Kammer, und Jane zog ihre Jacke an. Unter normalen Bedingungen wäre Luc ihr behilflich gewesen.
»Ich muss mit Nystrom reden«, log er und ging ein paar Schritte rückwärts. Mit jedem Schritt schien er ein wenig aufzuatmen.
»Ich dachte, du wolltest mit Marie reden.«
Hatte er das gesagt? »Später. Zuerst muss ich mit dem Trainer sprechen.«
»Ach so.« Sie sah ihn ziemlich lange an. »Auf Wiedersehen. « Sie hob die Hand und wandte sich zum Gehen. Luc fixierte ihren sich entfernenden Hinterkopf und öffnete sein Jackett. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute Jane nach, bis sie verschwunden war.
Was zum Kuckuck ist da passiert? , fragte er sich, als die Ausgangstür zufiel. Er überlegte, ob er vielleicht eine Krankheit ausbrütete oder in dieser Kammer zu viel Ammoniak eingeatmet hatte. Eben noch hatte er daran gedacht, ihre Kniekehlen zu küssen, und im nächsten Moment bekam er keine Luft mehr. Sie hielt ihn für einen guten Bruder. Und? Er hielt sich nicht für einen guten Bruder, und selbst wenn er der beste Bruder aller Zeiten wäre, sollte ihn Janes Meinung über ihn doch nicht die Bohne interessieren. Aus irgendeinem Grund war sie aber wichtig für ihn, und er wollte nicht darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte. Er hatte viel zu viel um die Ohren, um sich in eine kleine Reporterin mit einem niedlichen Po und harten rosa Brustspitzen zu verknallen.
In der letzten Nacht hatte Jane alle vorgefassten Meinungen, die er über sie hatte, ins Wanken gebracht. Sie war nicht verklemmt, und sie war ganz bestimmt nicht prüde. Je länger er mit ihr zusammen war, desto länger wollte er mit ihr zusammenbleiben. Seine Enttäuschung am Morgen, als er aufwachte und sah, dass sie schon gegangen war, war groß gewesen.
Andererseits stellte Jane genau die Art von Komplikation in seinem Leben dar, die er nicht brauchte. Als sie sagte, die vergangene Nacht wäre ein Fehler gewesen und dürfte sich nicht wiederholen, hätte er auf sie hören sollen, statt sie in die Kammer zu zerren, um ihr das Gegenteil zu beweisen.
»Lucky.« Jack Lynch schlug ihm auf den Rücken und blieb neben ihm stehen. »Ein paar von uns gehen was essen und ein Bier trinken. Komm doch mit.«
Luc sah den Verteidiger von der Seite her an. »Wo?«
»Hooters.«
Vielleicht war es genau das, was er jetzt brauchte. Irgendwohin zu gehen, wo die Frauen winzige Shorts trugen und knallenge kleine Tops. Wo sie große Brüste hatten und sich über ihn neigten, wenn sie ihm das Essen servierten. Wo sie mit ihm flirteten und ihm ihre Telefonnummer zusteckten. Wo die Frauen nichts von ihm erwarteten. Wo es nichts zu bedeuten hatte, wenn er sich entschloss, mit einer die Nacht zu verbringen. Wenn es
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