Sie kam, sah und liebte
»Wohin?«
»Irgendwohin.«
Sie zwang sich, einen Schritt zurückzuweichen, und er ließ die Hand fallen. Dieses Drängen und Sehnen, ihr Herz fühlte sich an wie ein Gummiband. »Du weißt genau, dass ich nicht mit dir gesehen werden darf.«
»Warum nicht, zum Teufel?«
»Das weißt du doch.«
»Weil die Leute glauben sollen, du wärst ein Profi.«
Er hatte es tatsächlich begriffen. »Genau.«
»Du bist auch schon mit Darby gesehen worden.«
»Das ist etwas anderes.«
»Inwiefern?«
Sie liebte Darby nicht. Wenn sie Darby ansah, hatte sie nicht das Gefühl, in verschiedene Richtungen gezerrt zu werden. Und außerdem würde man ihr, wenn sie eine Beziehung mit Darby Hogue abstritt, vermutlich glauben. Falls sie in die Verlegenheit kam, eine Beziehung mit Luc Martineau abstreiten zu müssen, würde kein Mensch ihr glauben.
»Er hat nicht so einen schlechten Ruf wie du.« Und sobald die Märzausgabe von Him auf dem Markt war, würde Lucs Ruf sich noch verschlechtern.
Er starrte sie an, als könnte er nicht glauben, was sie eben gesagt hatte. »Wenn ich eine Tunte wäre, würdest du dich also mit mir sehen lassen?«
»Um Himmels willen. Darby ist keine Tunte.«
»Da irrst du dich, Süße.«
Süße. Jane wollte nicht wissen, wie viele Frauen in wie vielen Bundesstaaten Luc schon Süße genannt hatte. Sie wollte nicht wissen, wie viele von diesen Frauen sich dadurch hatten täuschen lassen und glaubten, sie wären anders als die anderen. Sie wollte nicht wissen, wie viele von ihnen so dumm gewesen waren, sich in Luc zu verlieben.
Als sie den Blick hob und die tiefe Einkerbung in seiner Oberlippe, seine blauen Augen und langen Wimpern sah, wusste sie es genau. Sie hatte keine Wahl gehabt und hatte auch jetzt keine, sonst hätte sie nicht zugelassen , dass sie sich verliebte. Mit wehem Herzen, das sie drängte, die Arme um seinen Nacken zu legen und ihn nie wieder loszulassen, zwang sie sich zu sagen: »Letzte Nacht, das war ein Fehler. Das darf nicht noch einmal passieren.«
»Okay.«
Okay! Ihr brach das Herz, und er sagte Okay . Sie wusste nicht, ob sie ihm einen Boxhieb in seine Glück bringende Tätowierung versetzen oder weglaufen sollte, bevor sie in Tränen ausbrach. Während sie noch überlegte, öffnete Luc eine Tür in seinem Rücken, ergriff Janes Hand und zog sie in eine Abstellkammer. Er schloss die Tür und schaltete das Licht ein.
»Was soll das, Luc?«
»Ich will mir den schlechten Ruf verdienen, den du mir andichtest. «
Sie hielt ihre Aktentasche in Brusthöhe vor sich. »Hör auf.« Er lächelte, und sie wusste nicht, ob es am Geruch der Putzmittel lag oder an Lucs Ausstrahlung, jedenfalls war ihr leicht schwindlig.
»Okay.« Er griff an ihr vorbei und verriegelte die Tür.
Jane sah zuerst den Türgriff, dann Luc an. »Luc!« Er konnte sie doch nicht jedes Mal, wenn ihm danach war, einfach packen. Oder? Nein! »Ich fürchte, ich habe gestern Nacht bei dir einen falschen Eindruck erweckt. Ich gehe gewöhnlich nicht … Ich meine, ich schlafe nie mit jemandem, den ich gerade interviewt habe.«
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Dein Sexleben geht mich nichts an. Mir ist es egal, mit wem oder wie oder in wie vielen verschiedenen Stellungen du es getrieben hast.«
Dass es ihm egal war, schmerzte mehr als nötig. »Aber ich will …«
»Pssst«, unterbrach er sie. »Jemand könnte dich hören, und du willst doch nicht mit mir gesehen werden. Hast du das vergessen?« Er stemmte die Hände neben ihrem Kopf gegen die Tür, lehnte sich gegen Jane und zwang sie damit zurückzuweichen. Nur ihre Aktentasche verhinderte den direkten Körperkontakt. »Seit ich heute Morgen aufgewacht bin, denke ich nur an dich.«
Sie hatte zu viel Angst zu fragen, in welcher Hinsicht er an sie gedacht hatte. »Ich muss los«, sagte sie, wohl wissend, dass er sie, falls sie hinter sich griff und die Tür aufschloss, ohne weiteres gehen lassen würde. Und doch konnte sie sich nicht dazu bringen. »Ich muss noch einen Artikel schreiben.«
»Ein paar Minuten kannst du entbehren.«
Der Duft seines Parfüms vermischte sich mit dem Geruch der Putzmittel, und Jane fiel kein einziger Grund ein, warum sie nicht noch ein paar Minuten hätte bleiben können. Er schlang einen Arm um ihre Taille und näherte sein Gesicht dem ihren. Seine Stimme an ihrem Mund war ein raues Flüstern, als er sagte: »Was du auch tust, halte dir auf jeden Fall deinen Aktenkoffer vor die Brust.« Dann küsste er sie. Seine Lippen waren
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