Sie kam, sah und liebte
vorbei war, würde er nicht mehr daran denken, das Geschehene nicht immer und immer wieder vor seinem inneren Auge Revue passieren lassen, wie es mit Jane der Fall war.
Er sah auf seine Armbanduhr. Noch blieb ihm ein bisschen Zeit. »Haltet mir einen Platz frei.«
»Mach ich«, sagte Jack und ging weiter.
Ja, er sollte ins Hooters gehen. Wie ein richtiger Kerl. Männersachen erleben. Er hatte schließlich keine Freundin, die sich darüber aufregen würde, wenn er zu Hooters ging.
Wenn ich dich und Marie zusammen sehe, wünsche ich mir dich als Bruder.
Verdammt. Jane war eine gefährliche Frau. Nicht genug damit, dass er viel zu oft an sie dachte, nein, wenn er nicht aufpasste, wurde sie noch zur Stimme seines Gewissens. Er wollte kein Gewissen, und ihm war gleichgültig, was über ihn geredet wurde. Alles war gut, so, wie es war.
Luc zog die Hände aus den Taschen und zückte seinen Autoschlüssel. Er sollte sich auf seinen früheren Plan besinnen und Jane ignorieren. Das hatte bisher freilich nicht geklappt.
Er musste sich eben mehr Mühe geben.
15. KAPITEL
Alles vermasselt: Streit
Am Dienstagmorgen betrat Jane das Büro des Sportredakteurs der Seattle Times , Kirk Thornton. Seit sie den Job übernommen hatte, war sie Kirk nur einmal begegnet. An diesem Tag saß er hinter einem Schreibtisch, auf dem sich Zeitungen, Layouts und Sportfotos stapelten. Mit einer Hand drückte er sich einen Telefonhörer ans Ohr, in der anderen hielt er einen Becher Kaffee. Er hob den Blick, und als er Jane sah, gruben sich tiefe Furchen in seine Stirn und zu beiden Seiten des Mundes. Er löste einen Finger von seinem Becher und wies damit auf einen freien Stuhl.
Jane fragte sich, ob er ohnehin schlechte Laune hatte oder ob sie diese Wirkung auf ihn ausübte. Plötzlich war sie nicht mehr sicher, dass es eine gute Idee gewesen war, ihn aufzusuchen. Sie litt unter Krämpfen und PMS, und sie hatte keine Lust, es sich völlig mit ihm zu verderben.
»Noonan berichtet über die Sonics«, sagte er in den Hörer. »Ich schicke Jensen zum Spiel der Huskies morgen Abend.«
Jane drehte sich um und blickte durch die Tür ins Redaktionsbüro, wo ein paar Sportreporter an ihren Schreibtischen saßen. Sie würde nie eine von ihnen sein. Das hatte man sie deutlich spüren lassen. Aber das war in Ordnung. Sie wollte nicht zu ihnen gehören. Sie wollte besser sein. Ihr Blick fiel auf Chris Evans’ leeren Schreibtisch. Dieser Job war nicht für alle Zeiten; Chris würde zurückkommen. Doch wenn die Zeit abgelaufen war, hätte sie einen fantastischen Zusatz in ihrem Lebenslauf und würde etwas Besseres finden. Vielleicht beim Seattle Post-Intelligencer .
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Kirk.
Jane drehte sich um und sah den Redakteur mit dem schütteren Haar an. »Sie haben mein Interview mit Pierre Dion nicht gebracht?«
Er nahm einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. »Der Post-Intelligencer hat am Tag nach seiner Vertragsunterzeichnung ein Interview mit ihm abgedruckt.«
»Meines war besser.«
»Ihres war zu dem Zeitpunkt schon Schnee von gestern.« Er betrachtete die Papiere auf seinem Schreibtisch.
Sie glaubte ihm nicht. Hätte einer der Männer das Interview gemacht, wäre es als Leitartikel erschienen und nicht zwischen den alltäglichen Kolumnen vergraben worden.
»Sonst noch was?«
»Luc Martineau hat mir ein Interview gegeben.«
Das ließ ihn aufhorchen, und er hob den Kopf. »Martineau gibt niemandem ein Interview.«
»Aber mir.«
»Wie haben Sie das angestellt?«
»Ich habe ihn gebeten.«
»Alle anderen haben ihn auch gebeten.«
»Er war mir einen Gefallen schuldig.«
Er senkte den Blick auf ihre Füße und sah dann wieder hoch. Er war zu klug, um zu sagen, was er dachte, aber sie wusste es ohnehin. »Was für ein Gefallen war das denn?«
Sie war in Versuchung zu sagen, dass sie Luc einen geblasen hatte, aber erst nach dem Interview. Also hatte sie formaljuristisch betrachtet das Interview nicht als Gegenleistung für eine sexuelle Gefälligkeit erhalten. »Nachdem ich gefeuert worden war, habe ich nur unter der Bedingung, dass ich ein Exklusivinterview von Luc bekomme, eingewilligt weiterzuarbeiten.«
»Und er hat Ihnen das Interview gegeben?«
»Ja.« Sie reichte ihm den Ausdruck des Interviews und die dazugehörige CD. Sie hätte es ihm als E-Mail-Anhang schicken können wie alle anderen Kolumnen auch, doch sie wollte sein Gesicht sehen, wenn er es las. Sie war stolz auf ihre Arbeit und
Weitere Kostenlose Bücher