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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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landen konnten. Dort trafen sie zu ihrer großen Verwunderung eine schweigende Mönchsgemeinschaft, die sie freundlich aufnahm und verpflegte. »Und so priesen Brendans Begleiter die Gnade des Herrn, der ihnen immer dann Rettung sandte, wenn manche bereits meinten, verzweifeln zu müssen.«
    Der Greis verstummte und sank zurück, so dass Padraich besorgt aufstand und sich neben das Lager kniete. Doch die von weicher, runzeliger Haut umgebenen Augen starrten an ihm vorbei, hinaus aus der Zelle, in die unerreichbare Weite des Himmels, an dem der gezackte Rand einer weißen Wolke einem Wolfsmaul gleich das Blau zu verschlingen schien.
    Schließlich streckte Grellan seine Hand aus und machte Kilian ein Zeichen, ebenfalls zu ihm zu kommen. Als die Jungen neben ihm knieten, sah sie der Alte erstaunlich klar an.
    »Demut ist die größte und schwerste Tugend. Hütet euch vor der Selbstsucht und dem Zorn, vor der Unbedachtheit des Wortes und der Heftigkeit der Tat.« Er segnete sie und murmelte. »Weit wird euch Gottes Hand führen. Viel werdet ihr leiden müssen. In Unfrieden werden sich eure Wege trennen, und manches wird ganz anders enden, als ihr euch es vorstellt …«
    Padraich schluckte und öffnete den Mund wie zum Protest, doch dann ging er nur wieder zu der Bank zurück und nahm seine Schreibtafel, gefolgt von Kilian. Grellan begann erneut mit seiner Erzählung, berichtete von weiteren Inseln, von den Ungeheuern der Tiefe und dem Gottvertrauen, das Brendan und seine Mönche durch alle Gefahren leitete.
    »Eines Tages sahen sie im Meer eine helle Säule, die nicht weit entfernt zu sein schien, doch sollte es drei Tage dauern, bis sie sie erreichten. Sie war so hoch, dass auch der heilige Brendan die Spitze, die in den Himmel reichte, nicht zu erkennen vermochte, und außen mit einem Netzwerk bedeckt. Das Material, aus dem das Gebilde bestand, war silberfarben und hart wie Stein, während die Säule selbst aus klarem Kristall zu bestehen schien. Der heilige Brendan wies auf eine Öffnung und sprach: ›Lasst uns hineinfahren und dies Wunderwerk Gottes genauer betrachten.‹ Und als sie das taten, konnten sie in dem klaren Meerwasser sehen, wie weit sich die Säule nach unten erstreckte, und sie ruderten vier Tage an dem Gebilde vorbei, bis sie bei günstigem Wind ihren Weg nach Norden fortsetzen konnten.«
    Während die Jungen eifrig kritzelten, sah Padraich verstohlen in Kilians Richtung und als sich ihre Blicke kreuzten, zog er zweifelnd die Augenbrauen hoch, doch Kilian sah ihn nur streng an.
    »Einige Tage später kamen sie in Sichtweite einer felsigen, mit Schlacke bedeckten Insel ohne Baum oder Strauch, aber voller Schmiedefeuer«, drang da die Greisenstimme erneut in Padraichs Gedanken, so dass er sich mit dem Schreiben beeilen musste. »Der heilige Brendan sprach: ›Diese Insel, auf die uns der Wind zutreibt, macht mir Angst, und ich möchte ihr nicht näher kommen oder gar meinen Fuß darauf setzen.‹ Und als sie sich bis auf Steinwurfweite genähert hatten, so dass sie das Zischen der Blasebälge und das Hämmern der Schmiede vernehmen konnten, schlug der heilige Brendan das Kreuz und flehte: ›Jesus Christus, unser Herr, errette uns vor dieser üblen Insel.‹ Und kaum hatte er das gesprochen, so kam ein Wilder ans Ufer gelaufen«, Grellan hob seine Stimme, »haarig und abscheulich, voller Rauch und Feuer, der mit Schlackebrocken warf. Und obgleich er die Mönche verfehlte, da sie das Kreuzzeichen vor dem Übel bewahrte, so brachten doch die Brocken, wo sie einschlugen, das Meer zum Kochen. Immer mehr dieser grässlichen Kreaturen versammelten sich am Ufer und schleuderten glühende Steine, während die Mönche mit ganzer Kraft ruderten, um den Ort des Unheils zu verlassen. Da kehrten die Wilden zu ihren Schmieden zurück und heizten die Feuer an, dass die Flammen zum Himmel emporschlugen und das Meer ringsum zu brodeln und dampfen begann. Und den ganzen Tag, bis die Brüder außer Sichtweite der Insel waren, hörten sie die schrecklichen Laute und rochen den Gestank. Da sprach der heilige Brendan, um ihnen Mut zu machen: ›Soldaten Christi, seid stark im Glauben, denn nun sind wir an den Grenzen der Hölle, seid wachsam und tapfer.‹ Und so segelten sie weiter …«
    Mit einem Male, als sei die Anstrengung zu viel für ihn gewesen, wurde Grellans Stimme so schwach, dass die Novizen kaum mehr etwas verstanden, bis Kilian zuletzt besorgt fragte:
    »Bruder Grellan, sollten wir nicht lieber morgen

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