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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fachsimpelten ungefähr eine Stunde miteinander.
    »Übrigens«, sagte Richard, »ich habe ein junges Mädchen mitgebracht.«
    »So, wirklich? Was für ein junges Mädchen?«, fragte Dr. Pauncefoot Jones.
    »Sie sagt, sie sei Ihre Nichte.«
    »Meine Nichte? Ich glaube nicht, dass ich eine Nichte habe«, sagte er zweifelnd, als hätte er vielleicht eine gehabt, das aber völlig vergessen.
    »Wie ich von ihr hörte, kommt sie, um hier mit Ihnen zu arbeiten.«
    »Oh«, Dr. Pauncefoots Züge hellten sich auf, »natürlich, das wird Veronika sein.«
    »Victoria sagte sie, glaube ich.«
    »Ja, ja, Victoria. Emmerson hat mir ihretwegen aus Cambridge geschrieben. Angeblich ein sehr tüchtiges Mädchen. Eine Anthropologin. Eigentlich dachte ich, dass sie erst in ungefähr vierzehn Tagen herauskommt, aber ich habe ihren Brief nicht sehr aufmerksam gelesen und dann habe ich ihn verlegt.«
    »Es ist doch nichts Sonderbares an ihr, nicht wahr?«
    »Sonderbar?« Dr. Pauncefoot Jones sah ihn an. »Inwiefern?«
    »Sie hatte keinen Nervenzusammenbruch oder so etwas?«
    »Emmerson hat mir zwar geschrieben, dass sie sehr viel gearbeitet hat. Für ein Diplom oder den Doktor oder so, aber ich glaube nicht, dass er etwas von einem Nervenzusammenbruch erwähnt hat. Warum?«
    »Nun, ich habe sie mutterseelenallein umherirrend am Straßenrand aufgelesen. Sie erzählte mir eine tolle Geschichte, dass sie zum Haarewaschen gegangen sei und dass man sie chloroformiert, gekidnappt, nach Mandali verschleppt und in ein Haus eingesperrt habe und dass sie mitten in der Nacht entflohen sei – das absurdeste Gewäsch, das ich je gehört habe.«
    Dr. Pauncefoot Jones schüttelte den Kopf. »Klingt höchst unwahrscheinlich«, sagte er. »Die Gegend hier ist vollkommen ruhig und sehr gut bewacht. Sie war nie sicherer.«
    »Eben. Sie hat die ganze Geschichte offensichtlich erfunden. Darum habe ich gefragt, ob sie einen Nervenzusammenbruch hatte. Sie muss eines von diesen hysterischen Frauenzimmern sein, die behaupten, dass Pfarrer in sie verliebt sind und Ärzte sie attackieren. Sie kann uns viel zu schaffen machen.«
    »Oh, ich denke, sie wird sich beruhigen«, meinte Dr. Pauncefoot Jones optimistisch. »Wo ist sie jetzt?«
    »Ich habe sie Ibrahims Obhut überlassen, damit sie sich etwas waschen und herrichten kann.« Baker zögerte. »Sie hat keinerlei Gepäck.«
    »Nicht? Das ist peinlich. Sie wird doch nicht verlangen, dass ich ihr meine Pyjamas leihe? Ich habe nur zwei und einer ist ganz zerrissen.«
    »Sie wird sich, so gut es geht, behelfen müssen, bis der Lastwagen nächste Woche nach Bagdad fährt.«
    »Diese Mädchen heutzutage sind unglaublich«, sagte Dr. Pauncefoot Jones vage. »Tauchen einfach plötzlich auf. O weh, die Männer haben aufgehört zu arbeiten. Es muss Essenszeit sein. Gehen wir hinunter ins Haus …«
    Victoria, die etwas ängstlich wartete, fand, dass Dr. Pauncefoot Jones ganz anders war, als sie sich ihn vorgestellt hatte. Er war ein kleiner, rundlicher Mann, halb kahl, mit schelmisch zwinkernden Augen. Zu ihrer Verblüffung kam er mit ausgestreckten Händen auf sie zu.
    »Nun, nun Venetia – ich meine Victoria« – sagte er, »das ist aber eine Überraschung. Ich hatte mir eingebildet, dass Sie nicht vor nächstem Dienstag kommen. Aber ich bin entzückt, Sie zu sehen. Entzückt! Wie geht es Emmerson? Ich hoffe, sein Asthma macht ihm nicht zu viel zu schaffen.«
    Victoria riss sich zusammen und sagte vorsichtig, dass das Asthma nicht zu arg gewesen sei.
    »Er wickelt seinen Hals zu viel ein«, sagte Dr. Pauncefoot Jones. »Das ist ein großer Fehler. Ich sage es ihm immer. Nun, ich hoffe, Sie werden sich hier eingewöhnen, meine Frau kommt nächste oder übernächste Woche heraus – sie war gar nicht wohl, wissen Sie. Ich muss wirklich Ihren Brief suchen. Richard sagt, dass Ihr Gepäck noch nicht da ist. Wie werden Sie sich behelfen?«
    »Oh, es wird schon irgendwie gehen«, sagte Victoria und lächelte erleichtert.
    »Keine Gräberspuren für Sie«, machte Dr. Pauncefoot Jones sie aufmerksam. »Es kommen ein paar schöne Mauern heraus und eine Menge Tonscherben aus den entfernteren Gräben. Vielleicht können wir irgendwelche Gegenstände zusammensetzen. Wir werden Sie schon irgendwie beschäftigen.«
    Victoria atmete auf. Augenscheinlich wurde sie mit einem jungen Mädchen namens Venetia verwechselt, das herauskommen sollte, um bei der Expedition als Anthropologin mitzuarbeiten. Das andere Mädchen dürfte

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