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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mantel ab.
    »Natürlich bin ich Engländerin«, sagte sie, »und bitte, können Sie mich nach Bagdad mitnehmen?«
    »Ich fahre nicht nach Bagdad, ich komme eben aus Bagdad. Aber was in aller Welt treiben Sie hier allein in der Wüste?«
    »Ich wurde entführt«, erklärte Victoria atemlos. »Ich ging mir das Haar waschen lassen und da haben sie mich chloroformiert. Und als ich erwachte, war ich in einem arabischen Haus in einem Dorf dort drüben«, sie zeigte auf den Horizont.
    »In Mandali?«
    »Ich weiß nicht, wie es heißt. Ich bin gestern Nacht entflohen. Ich bin die ganze Nacht hindurch gegangen und dann habe ich mich hinter diesem Hügel versteckt, im Falle Sie ein Feind wären.«
    Ihr Retter blickte sie mit einem sehr sonderbaren Gesichtsausdruck an. Er war ein Mann von ungefähr fünfunddreißig, blond, mit einer etwas hochmütigen Miene. Er drückte sich gewählt und präzise aus. Victoria merkte, dass dieser Mann kein Wort von dem glaubte, was sie sagte, und das reizte sie maßlos.
    »Es ist vollkommen wahr«, erklärte sie, »wortwörtlich wahr.«
    Der Fremde sah ungläubiger drein denn je. »Sehr interessant«, erwiderte er kühl.
    Victoria geriet in Verzweiflung über die Ungerechtigkeit des Schicksals. Während sie eine Lüge immer glaubhaft machen konnte, fehlte ihr jede Überzeugungskraft, wenn sie die reine Wahrheit sprach.
    »Und wenn Sie nichts zu trinken bei sich haben, werde ich verdursten«, sagte sie. »Ich werde jedenfalls verdursten, wenn Sie mich hier zurücklassen und ohne mich weiterfahren.«
    »Das würde mir natürlich nicht im Traum einfallen«, sagte der Fremde steif. »Es ist äußerst ungehörig für eine Engländerin, allein in der Wildnis umherzuirren. Oh, Ihre Lippen sind ja ganz aufgesprungen … Abdul!«
    »Sahib?« Der Chauffeur kam hinter dem Hügel hervor. Nachdem er seine Instruktionen auf Arabisch erhalten hatte, eilte er zum Wagen und kam kurz darauf mit einer großen Thermosflasche und einem Becher aus Bakelit zurück.
    Victoria trank gierig das Wasser.
    »Oh«, murmelte sie, »das tut gut.«
    »Mein Name ist Richard Baker«, sagte der Engländer.
    Victoria erwiderte: »Ich bin Victoria Jones«, und dann fügte sie in dem Bemühen, die sichtbare Ungläubigkeit in respektvolle Aufmerksamkeit zu verwandeln, hinzu: »Pauncefoot Jones. Ich bin auf dem Weg zu meinem Onkel zu seinen Ausgrabungen.«
    »Welch unglaublicher Zufall«, sagte Baker und starrte sie erstaunt an. »Ich bin selbst eben auf dem Weg zur Ausgrabung. Sie ist nur ungefähr fünfzehn Meilen von hier entfernt. Ich bin gerade der Richtige, Sie gerettet zu haben, nicht wahr?«
    Victoria war so entgeistert, dass sie einige Augenblicke kein Wort herausbrachte. Still und bescheiden folgte sie Richard zum Auto und stieg ein.
    Richard gab ihr noch einen Schluck aus der Wasserflasche. »Ich vermute, Sie sind die Anthropologin«, sagte er, während er sie auf den Rücksitz platzierte. »Ich hatte gehört, dass Sie herauskommen sollten, aber ich hatte Sie nicht so früh erwartet.«
    Der Fahrer ließ den Motor an und sie fuhren los. Mehrere Male öffnete Victoria den Mund und schloss ihn wieder. Was konnte sie schließlich sagen?
    »Wir fahren nicht durch Mandali«, sagte Richard, sich von seinem Vordersitz umwendend. »Wir biegen nach einer Meile von der Straße ab in die Wüste.«
    Richard Baker dirigierte Abdul mit Gesten. Ab und zu konnte Victoria schwache Reifenspuren sehen.
    »Jetzt sind wir auf dem richtigen Weg«, sagte er.
    Einmal kreuzten sie eine etwas deutlicher markierte Spur, in diesem Augenblick entfuhr Richard ein Ausruf und er befahl Abdul anzuhalten.
    »Jetzt werden Sie etwas Interessantes erleben«, sagte er zu Victoria. »Da Sie in diesem Land fremd sind, werden Sie so etwas noch nicht gesehen haben.«
    Zwei Männer näherten sich dem Auto auf der deutlicher ausgefahrenen Spur. Ein Mann trug eine Holzbank auf dem Rücken, der andere einen riesigen Gegenstand von der Größe eines Pianinos. Richard winkte sie herbei und sie begrüßten ihn mit allen Anzeichen der Freude. Richard bot ihnen Zigaretten an und im Handumdrehen verbreitete sich eine Atmosphäre heiterer Geselligkeit.
    Dann wandte er sich an Victoria.
    »Gehen Sie gern ins Kino? Dann werden Sie jetzt eine Vorstellung sehen.«
    Richard sprach mit den beiden Männern und sie lachten erfreut, stellten die Bank auf und machten Victoria und Richard Zeichen Platz zu nehmen. Dann stellten sie eine runde Vorrichtung auf. Sie hatte zwei Gucklöcher

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