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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zog Edward stammelnd und errötend eine kleine Kamera hervor: »Ich hätte so schrecklich gern ein Bild von Ihnen. Ich fahre nämlich morgen nach Bagdad, wissen Sie!«
    »Nach Bagdad?«, rief Victoria schmerzlich enttäuscht.
    »Ja, jetzt würde ich lieber hier bleiben. Heute Morgen war ich noch höchst erfreut darüber. Eigentlich habe ich den Posten angenommen, um aus diesem Land herauszukommen.«
    »Was für ein Posten ist es denn?«
    »Ziemlich grauenhaft. Kultur – Literatur, all das Zeug. Mein Chef ist ein Dr. Rathbone mit einer Menge Titeln, blickt einen immer seelenvoll über den Rand seines Zwickers hinweg an. Er ist fürchterlich erpicht auf höhere Bildung und darauf, sie bis in den letzten Winkel der Welt zu verbreiten. Überall macht er Buchhandlungen auf – jetzt zum Beispiel in Bagdad. Er lässt die Werke von Shakespeare und Milton ins Arabische, Persische, Kurdische und Armenische übersetzen und kann sie alle auswendig. Ich finde es blödsinnig, weil das British Council überall so ziemlich dasselbe tut. Immerhin ist es ein Glück für mich, dass dieses Unternehmen existiert. Es ist mein Brot und ich sollte mich nicht beklagen.«
    »Aber was machen Sie eigentlich?«, fragte Victoria.
    »Eigentlich läuft es darauf hinaus, dass ich der Laufbursche des Alten bin. Ich kaufe die Fahrkarten, reserviere die Plätze, fülle die Passformulare aus, kontrolliere den Versand all der grässlichen literarischen Handbücher und laufe hin und her und überall herum. Dann, wenn wir dort sind, soll ich fraternisieren. Es ist eine Art glorifizierte Jugendbewegung – alle Nationen zu einem gemeinsamen Aufschwung vereint.« Edwards Ton wurde immer melancholischer. »Offen gestanden grauenhaft, nicht wahr?«
    Victoria war außerstande, Trost zu spenden.
    »Ja, so ist es«, sagte Edward. »Also, wenn es Ihnen nicht gar zu arg ist, einmal im Profil und einmal en face. Oh, das ist wirklich wunderbar …«
    Edward knipste zweimal und Victoria schnurrte vor Behagen, wie es Frauen zu tun pflegen, wenn sie auf einen aktiven Vertreter des anderen Geschlechts Eindruck gemacht haben.
    »Aber es ist wirklich gemein, abreisen zu müssen. Gerade wo ich Sie kennen gelernt habe. Ich habe gute Lust, den Job aufzugeben, aber das kann ich im letzten Moment nicht gut tun.«
    »Vielleicht wird es nicht so arg, wie Sie denken«, meinte Victoria tröstend.
    »Oh, doch«, murmelte Edward skeptisch. »Das Komische ist«, fügte er hinzu, »dass ich das Gefühl habe, dass etwas bei der Geschichte nicht stimmt.«
    »Nicht stimmt?«
    »Ja. Dass irgendein Schwindel dabei ist. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich habe keinerlei Anhaltspunkte, nur so ein Gefühl, wie es einen manchmal überkommt.«
    »Sie glauben, dass mit ihm – mit Rathbone etwas nicht stimmt?«
    »Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen. Ich will sagen: Er ist riesig ehrbar und gelehrt und auf du und du mit Bischöfen und Universitätsprofessoren. Nein, es ist nur so ein Gefühl. Nun, die Zeit wird es erweisen … Auf Wiedersehen! Ich wollte, Sie kämen mit!«
    »Ich auch.«
    »Was werden Sie machen?«
    »Zum Stellenvermittlungsbüro St. Guildric’s in der Gower Street gehen und eine neue Stelle suchen«, sagte Victoria betrübt. »Also, adieu, Edward, und viel Glück.«
    »Sie werden wohl nie wieder an mich denken?«
    »Oh, doch.«
    »Sie sind ganz anders als alle Mädchen, die ich bisher getroffen habe. Ich wollte nur …« Es schlug Viertel und Edward sagte: »Oh, verflucht, ich muss fliegen …«
    Er ging schnell fort und wurde von Londons großem Rachen verschlungen. Victoria blieb in Gedanken versunken auf der Bank sitzen. Schließlich waren ihr zwei Dinge klar: Erstens, das sie diesen jungen Mann liebte und für sich gewinnen wollte, und zweitens, dass ihr daher nichts anderes übrig bleibt, als ihm nach Bagdad zu folgen.
    »Irgendwie«, sagte sie sich, » muss ich nach Bagdad kommen!«

3
     
    M iss Anna Scheele wurde im Savoy in London mit jenem empressément begrüßt, das einem geschätzten Stammgast gebührt. Man erkundigte sich nach Mr Morganthals Befinden und versicherte ihr, dass sie, falls ihr das Apartment nicht gefiele, nur ein Wort zu sagen brauche – denn Anna Scheele repräsentierte Dollars.
    Miss Scheele badete, zog sich um, rief eine Nummer in Kensington an und fuhr dann mit dem Lift hinunter. Sie ging durch die Drehtüren und verlangte ein Taxi. Es fuhr vor, sie stieg ein und ließ sich zu Cartier’s in die Bond Street fahren.
    Als das Taxi in den

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