Sie kamen nach Bagdad
Strand einbog, blickte ein kleiner brünetter Mann, der vor einer Auslage gestanden hatte, auf die Uhr und winkte einem anderen Taxi.
Das Taxi fuhr den Strand entlang, vom ersten Taxi in Sichtweite Abstand haltend. Als sie am Trafalgar Square von den Verkehrsampeln aufgehalten wurden, blickte der Mann im zweiten Taxi aus dem linken Wagenfenster und machte eine leichte Bewegung mit der Hand. Ein graues Privatauto, das in einer der Seitenstraßen beim Admiralty Arch gestanden hatte, ließ den Motor an und fädelte sich hinter dem zweiten Taxi in den Verkehr ein.
Als Anna Scheeles Taxi dem Verkehrsstrom folgte, der sich links in die Pall Mall ergoss, bog das zweite Taxi mit dem kleinen brünetten Mann nach rechts ab und fuhr um den Trafalgar Square herum weiter.
Das Privatauto war jetzt knapp hinter Anna Scheele. Zwei Leute saßen darin, ein blonder, eher geistlos aussehender junger Mann am Steuer und eine elegant angezogene junge Dame neben ihm. Das Auto folgte Anna Scheeles Taxi den Piccadilly entlang und die Bond Street hinauf. Hier hielt es einen Augenblick am Rande des Trottoirs und die junge Dame stieg aus.
Sie rief laut und höflich-distanziert: »Vielen Dank.«
Das Auto fuhr weiter. Die junge Dame ging auch weiter und blickte ab und zu in ein Schaufenster. Die Ampel zeigte Rot. Die junge Dame ging sowohl an dem grauen Auto als auch an Anna Scheeles Taxi vorbei. Schließlich stand sie vor Cartier’s und betrat das Geschäft.
Anna Scheele bezahlte das Taxi und ging ebenfalls zu Cartier’s. Sie verbrachte einige Zeit mit der Betrachtung verschiedener Schmuckstücke. Schließlich wählte sie einen Saphirring mit Diamanten und schrieb dafür einen Scheck aus. Danach trat sie wieder auf die Bond Street hinaus und die junge Dame, die Ohrclips angesehen hatte, erklärte, sich nicht entschließen zu können, und verließ ebenfalls den Laden.
Der graue Wagen kam wieder die Bond Street herauf. Die junge Dame ließ sich durch nichts anmerken, dass sie den Wagen und seinen Lenker kannte.
Anna Scheele ging in die Arcade, betrat dort einen Blumenladen und bestellte zwei Dutzend langstielige Rosen, eine Schale voll duftender, großer, violetter Veilchen, ein Dutzend Stämmchen weißen Flieder und eine Vase voller Mimosen. Sie gab eine Adresse an, wohin die Blumen geschickt werden sollten.
»Das macht zwölf Pfund achtzehn Shilling, Madam.«
Anna Scheele zahlte und ging hinaus. Die junge Dame, die eben hereingekommen war, fragte nach dem Preis eines Primelstraußes, kaufte ihn aber nicht.
Anna Scheele überquerte die Bond Street, ging die Burlington Street entlang und bog in die Savile Row ein. Dort betrat sie einen jener Schneidersalons, die, obwohl sie eigentlich nur für Herren arbeiten, sich ab und zu herablassen, für bevorzugte Mitglieder des weiblichen Geschlechts ein Kostüm anzufertigen. Mr Bolford begrüßte Anna Scheele, wie man geschätzte Kunden begrüßt, und man ging an die Wahl eines Stoffes.
»Wann kehren Sie nach New York zurück?«
»Am Dreiundzwanzigsten.«
»Das lässt sich machen. Mit dem Flugzeug vermutlich?«
»Ja.«
»Nun, für welchen Tag sollen wir die erste Probe ansetzen? Sagen wir heute in einer Woche? Um elf Uhr? Vielen Dank.«
Sich vorsichtig durch Stoffballen hindurchschlängelnd, trat Anna Scheele wieder ins Tageslicht hinaus. Sie rief ein Taxi herbei und fuhr ins Savoy zurück. Ein Taxi, das auf der gegenüberliegenden Seite der Straße stand und in dem ein kleiner brünetter Mann saß, schlug dieselbe Route ein, fuhr aber nicht beim Hotel vor, sondern weiter zum Embankment, wo eine kleine, dickliche Frau einstieg, die gerade aus dem Angestellteneingang des Savoy gekommen war …
Nach dem Lunch nahm Anna Scheele ihren Schlüssel und ging in ihr Apartment hinauf. Das Bett war gemacht, im Badezimmer hingen frische Handtücher, alles glänzte nur so. Anna trat zu den leichten Handkoffern, aus denen ihr Gepäck bestand. Einer war offen, der andere versperrt. Sie warf einen Blick auf den Inhalt des geöffneten Koffers, dann nahm sie die Schlüssel aus ihrer Handtasche und schloss den anderen auf.
Alles schien in Ordnung, die Sachen waren so zusammengelegt, wie sie sie zusammengelegt hatte, scheinbar war nichts berührt worden. Eine Brieftasche lag obenauf. Eine kleine Leica und zwei Filmrollen steckten in einer Ecke. Die Filme waren noch versiegelt und ungeöffnet. Anna fuhr mit dem Nagel um die Verschlussklappe und öffnete sie. Ein ganz leises Lächeln umspielte ihre Lippen.
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