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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Das einzelne, fast unsichtbare Haar, das dort gewesen war, fehlte. Dann streute sie geschickt ein wenig Puder auf das glänzende Leder der Brieftasche und blies es fort. Die Brieftasche zeigte sich in ungetrübtem Glanz – keine Fingerabdrücke. Aber es hätten Fingerabdrücke darauf sein sollen: Annas eigene.
    Rasch packte sie einen kleinen Handkoffer für eine Nacht und ging hinunter. Ein Taxi wurde gerufen und sie ließ sich bei Nr. 17 Elmsleigh Gardens absetzen.
    Elmsleigh Gardens war ein stiller, ein wenig düsterer Square in Kensington. Anna bezahlte den Chauffeur und lief die Treppe zur abblätternden Eingangstür hinauf. Sie drückte auf die Klingel. Eine ältliche Frau öffnete die Tür.
    »Da wird Miss Elsie sich aber freuen. Nur der Gedanke an Ihr Kommen hat sie aufrecht gehalten.«
    Anna eilte den dunklen Gang entlang und öffnete die Tür an seinem Ende. Es war ein kleines, schäbiges, aber behagliches Zimmer mit großen abgenutzten Lederfauteuils. Von einem der Fauteuils sprang eine Frau auf.
    »Anna, Darling.«
    »Elsie.«
    Die beiden Frauen umarmten einander zärtlich.
    »Es ist alles vorbereitet. Ich gehe heute Abend in das Sanatorium. Ich hoffe nur …«
    »Kopf hoch«, sagte Anna. »Alles wird gut verlaufen.«
     
    Der kleine brünette Mann im Regenmantel betrat eine öffentliche Telefonzelle in der High Street Station in Kensington und wählte eine Nummer.
    »Walhalla Grammophongesellschaft?«
    »Ja.«
    »Hier Sanders.«
    »Sanders vom Fluss? Von welchem Fluss?«
    »Fluss Tigris. Bericht über A. S. heute Morgen aus New York angekommen. Zu Cartier’s gegangen. Dort einen Saphirring mit Diamanten für hundertzwanzig Pfund gekauft. In die Blumenhandlung Jane Kent gegangen. Ließ für zwölf Pfund und achtzehn Shilling Blumen in ein Sanatorium in Portland Place schicken. Bestellte ein Kostüm bei Bolford & Avory. Es ist nicht bekannt, dass irgendeine dieser Firmen verdächtige Beziehungen unterhält, aber man wird ihnen in Zukunft besondere Aufmerksamkeit schenken. Zimmer von A. S. im Savoy durchsucht. Nichts Verdächtiges gefunden. Brieftasche enthält Dokumente über die Aktienfusion mit Wolfenstein. Alles ganz korrekt. Eine Kamera und zwei anscheinend unbelichtete Filmrollen. Da auf den Filmen möglicherweise Material hätte sein können, habe ich sie durch andere ersetzt, aber die Originalfilme erwiesen sich als einfache unbelichtete Filme.«
    Der Sprecher hustete und räusperte sich: »A. S. nahm einen kleinen Handkoffer zum Übernachten und fuhr zu ihrer Schwester nach Elmsleigh Gardens 17. Die Schwester geht heute Abend in ein Sanatorium in Portland Place, um sich einer Operation zu unterziehen. Das wurde mir vom Sanatorium bestätigt und geht auch aus den Vormerkungen des Chirurgen hervor. Die Reise von A. S. scheint völlig harmlos. Sie war gänzlich unbefangen und schien nicht zu ahnen, dass sie beobachtet wurde. Angeblich wird sie im Sanatorium übernachten. Hat ihr Apartment im Savoy behalten und einen Flug nach New York für den 23. gebucht.«
    Der Mann, der sich Sanders vom Fluss nannte, machte eine Pause und fügte noch hinzu: »Und wenn Sie mich fragen, ist das Ganze ein Unsinn! Das Einzige, was sie im Kopf hat, ist Geld aus dem Fenster zu werfen. Zwölf Pfund achtzehn Shilling für Blumen! Was sagen Sie dazu?«

4
     
    A rme Victoria! Kaum hatte sie sich regelrecht in einen attraktiven jungen Mann verliebt, stellte sich heraus, dass er drauf und dran war, an einen 3000 Meilen weit entfernten Ort zu reisen. Nichtsdestoweniger beabsichtigte sie, so schwer es auch sein mochte, irgendwie nach Bagdad zu gelangen. Sie schritt entschlossen die Tottenham Court Road entlang und dachte über mögliche Mittel und Wege nach. Bagdad! Mit was befasste man sich in Bagdad? Laut Edward mit »Kultur«. Konnte sie irgendwie in Kultur machen?
    Victoria beschloss, dass man mit dem Naheliegendsten anfangen müsste, und lenkte ihre Schritte zu einem Reisebüro, um sich zu informieren. Es war nicht schwer, nach Bagdad zu gelangen, vorausgesetzt, man besaß sechzig bis hundert Pfund in bar. Da Victoria drei Pfund zehn (weniger Ninepence) plus fünf Pfund und zwölf Shilling auf der Sparkasse hatte, kam der einfache, gerade Weg nicht in Frage.
    Dann suchte sie das Stellenvermittlungsbüro St. Guildric’s auf, wo Miss Spencer sie als eine jener Damen begrüßte, die vom Schicksal in dieses Büro verschlagen wurden.
    »O weh, Miss Jones, doch nicht schon wieder arbeitslos? Ich hatte gehofft, dass diese

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