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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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bringen. Sie lag wohl noch im Bett.
    Vor ihrer Zimmertür blieb er kurz stehen, und in der Sekunde vor dem Anklopfen hörte er sie weinen. Am ganzen Körper zitternd, trat er einen Schritt zurück und starrte die weißgestrichene Tür an. Sie weinte. Allein in ihrem Zimmer, weinte sie. Er wußte nicht, was er tun sollte. Sich davonschleichen oder anklopfen? Was mochte sie nur bewegen? Als er ihr Zimmer gestern nacht verlassen hatte, war noch alles in Ordnung. Was konnte in der Zwischenzeit passiert sein?
    Nervös leckte er sich die trockenen Lippen und klopfte leise an die Tür. Keine Antwort. Er klopfte etwas lauter. Sie sagte etwas, was er als »Komm rein« interpretierte.
    Mit untergeschlagenen Beinen saß sie im Morgenrock auf dem Bett. Vor ihr lagen ein aufgerissener Umschlag und ein zusammengeknülltes Blatt Papier. Ihre Augen waren groß und gerötet, das Gesicht von Tränen naß.
    «Ich... Ich hab’ dir Tee gebracht«, sagte er und wünschte, er hätte sich vorher davongeschlichen.
    Sie wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab. »Danke.«
    Auf unsicheren Beinen ging er zum Bett und stellte die beiden Tassen auf dem Nachtschränkchen ab. »Möchtest du Toast dazu oder sonst etwas?«
    »Nein danke.«
    »Kann ich irgend etwas für dich tun?«
    »Nein.« Sie schnippte den Papierball an. »Ich hab’ den Job nicht gekriegt.«
    »Das tut mir leid.«
    Ihre Lippen zuckten. »Eine gute Portion zu eingebildet. Das bin ich«, sagte sie.
    Er stand am Bett und kam sich nutzlos vor. Sie rieb sich mit beiden Händen die Augen und lächelte traurig. »Alles ein Teil der großen Lebensparade. Ich werd’s überleben. Ist ja nur mein Stolz, der verletzt ist.«
    »Das müssen Idioten sein.«
    »Stimmt.«
    Er setzte sich auf die Bettkante. »Vollidioten. Wie kann jemand dich nicht wollen?«
    Sie lachte, und er nahm ihre Hand. Sie war warm und feucht.
    »Weißt du was? Ich gehe jetzt gleich und schmeiße ihnen einen Backstein ins Fenster.«
    »Nein, bleib hier. Ich fange wieder an zu weinen, wenn ich allein bin.«
    Eine Weile hielten sie sich schweigend an den Händen. Es war wie ein paar Tage zuvor, als er verzweifelt in seinem Zimmer hockte und sie ihn getröstet hatte. Der Rollentausch verblüffte ihn.
    »Es gibt nicht nur schlechte Nachrichten«, sagte Lisa. »Ich habe noch einen Brief bekommen. Schau her.« Er schaute. Es war eine Grußkarte mit einem angehefteten Scheck über fünfzig Pfund. »Ich hatte zusammen mit jemandem eine Wohnung gemietet. Wir mußten eine Monatsmiete als Garantie hinterlegen, und das ist mein Anteil.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich brauche was zur Aufmunterung. Komm, wir gehen irgendwo hin. Ich weiß, wir gehen nach Brighton. Ich war schon jahrelang nicht mehr dort. Was hältst du davon?«
    »Ich habe kein Geld.«
    »Ich lade dich ein. Ruf beim Bahnhof an und frage nach den Abfahrtszeiten. Ich mache mich in der Zwischenzeit fertig.«

    Sie kauften einen Stapel Zeitschriften, lösten während der Fahrt die Kreuzworträtsel — nach dem Danny-System — und kicherten über die Problemseiten. In Brighton schauten sie auf dem Fahrplan, wann Züge zurückfuhren. Dann traten sie auf die Straße. Sie kauften billige Sonnenbrillen mit Plastikgläsern. Sie gingen die leicht abfallende Straße zum Meer hinunter.
    »So«, sagte sie, »was machen wir jetzt?« Sie sah auf die Uhr. »Ein Uhr. Wozu hast du Lust? Sollen wir zuerst etwas trinken?«
    »Wie du willst.«
    »Okay, suchen wir ein Pub. Ich hab’ Lust auf ein Bier, richtiges Ale. Wie steht’s mit dir?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab noch nie Ale getrunken.«
    »Dann mußt du es probieren. Komm mit, hier entlang.« Sie führte ihn eine lange Seitenstraße hinunter. Antiquitätenläden auf beiden Seiten. Antiquitätenläden, Ramschläden, Secondhandshops. In einer Querstraße lagen hinter einer Polizeiabsperrung vier Motorräder auf der Straße, sie waren ausgebrannt.
    »Da hat jemand Spaß gehabt«, sagte Lisa. »Straßengangs vielleicht.«
    »Wahrscheinlich. Ah! Ich sehe ein Pub.« Sie ließ seine Hand los und betrat das Lokal.
    An der Theke bestellte sie zwei Bier. Sie fanden einen freien Tisch. Lisa trank ein Drittel ihres Glases in einem Zug leer.
    »Jetzt geht es mir besser«, sagte sie.
    Danny nahm einen Probeschluck. Es schmeckte abscheulich. Wie Spülwasser, das die Nacht über im Becken geblieben war.
    Zufrieden räkelte sie sich auf der Bank und schaute Danny dabei an. Ihre Augen glänzten. »Auf den Geschmack von Ale bin ich an

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