Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...
freundlichste, liebste... Stimmt das, was du gesagt hast — über diesen Mark und den anderen?«
»Ja.«
Er schloß die Augen wie zum Zeichen, daß sie gehen solle.
»Danny, was für ein Spiel spielst du?«
»Ich mag dich nicht mehr.«
»Ich dachte, wir sind Freunde.«
»Nicht mehr.«
»Danny, das kannst du nicht machen.«
Er antwortete nicht.
Sie preßte die Lippen zusammen, ging hinaus und schloß die Tür sehr leise hinter sich. Fast wäre Danny ihr nachgelaufen. Ein Ausdruck seiner Mutter fiel ihm ein: sich ins eigene Fleisch schneiden. Er wünschte, er könnte all die irrationalen Gefühle zusammenkratzen und wegschmeißen. Warum konnte sie nicht weiterhin perfekt sein?
Am nächsten Morgen ging er ihr erfolgreich aus dem Weg. Wie immer hatte Felix ein paar gute Ratschläge zur Hand, auch wenn Danny sie sich während seiner Mittagspause holen mußte. Felix hatte mit dem Auffüllen von Regalen im Supermarkt begonnen. Sie kauften sich Hamburger mit Pommes frites und setzten sich zum Essen auf ein Mäuerchen.
»Es ist nicht ihre Schuld, daß du sie für was Übernatürliches gehalten hast.« Felix streckte die fettigen Hände aus. »Du bist derjenige, der ihr den Heiligenschein aufgesetzt hat. Es ist nicht ihre Schuld, daß er nicht paßt.«
»Aber sie schien so frei heraus, so ehrlich. Ich hätte nie geglaubt, daß sie mit einer derartigen Lüge leben könnte.«
»Überleg dir doch mal das eine, du Schwachkopf: Angenommen, es hätte mit Lisa geklappt, wie du es dir gewünscht hast. Was würdest du machen, wenn Nicky zurückkommt?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Eine ganze Menge. Ich versuche dir begreiflich zu machen, daß deine absurde Art nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, die Dinge nur schwarzweiß zu sehen. Das Leben besteht fast ausschließlich aus Grautönen. Du kannst nicht im Ernst geglaubt haben, daß du und Lisa jemals eine richtige Beziehung miteinander haben könntet. Du hast selbst gesagt, daß du es im Grund nur satt hast, eine Jungfrau zu sein. Und Nicky würde an diesem Zustand nichts ändern, zumindest nicht in nächster Zeit. Da kam dir Lisa gerade richtig.«
»So war es nicht.«
»Ach nein? Vor ein paar Tagen hat es sich noch so angehört, als ginge die Sonne auf, wenn Lisa kommt, und jetzt kannst du sie nicht mehr sehen? Und das nur wegen etwas, was mit dir erst mal überhaupt nichts zu tun hat. Sie hielt dich für erwachsen genug, um dir ihr Geheimnis anzuvertrauen. Nun, mein lieber Junge, daß sie sich in diesem Punkt getäuscht hat, hast du ihr jetzt klar und deutlich bewiesen.«
»Felix, warum bist du so ein elender Klugscheißer?«
Felix stand auf. »Denk darüber nach, Junge. Denk darüber nach, was du vorhattest. Ich muß gehen.«
Danny sah zu ihm auf. »Was soll ich machen?«
»Das mußt du schon selbst wissen.« Felix tätschelte ihm den Kopf. »Bleib optimistisch. Sie muß dich sehr gern haben, wenn sie dir von den beiden Typen erzählt hat. Vielleicht hast du noch eine Chance, es wieder hinzubiegen. Dazu müßtest du aber deinen Verstand einschalten, bevor es zu spät ist.«
Fast eine Woche war vergangen seit dem Ausflug nach Brighton und den Enthüllungen, die Dannys Bild von Lisa so drastisch verändert hatten. Er wollte sie um Verzeihung bitten, sich ihrer Gnade ausliefern, doch das war nur möglich, wenn sie völlig ungestört miteinander reden konnten. Solange seine Eltern in der Nähe waren, ging es nicht. Er hatte eine Mauer zwischen sich und Lisa aufgebaut und wußte nicht, wie er sie wieder abreißen sollte.
Sie mied ihn ebenfalls. Er hätte nicht sagen können, ob sie wütend oder verletzt war und wie sie reagieren würde, falls er versuchte, sich ihr zu nähern. Ihm wurde bewußt, wie wenig er sie kannte.
Es gab keine Anzeichen dafür, daß der Streit zwischen seinen Eltern beigelegt war. Soweit Danny es beurteilen konnte, hatten sie seit dem Wochenende nicht miteinander gesprochen. Nicht, daß sie viel Gelegenheit dazu gehabt hätten. Mutter verließ das Haus ja um acht Uhr und kam nicht vor sechs zurück, und der Vater trat am Nachmittag seinen Dienst an und war erst weit nach Mitternacht wieder daheim. Die früher so beruhigende Alltagsroutine war weg. Danny erhielt einen weiteren Einblick in das, was Chaos bedeutet, als er feststellen mußte, daß die Cornflakes alle waren und der Kühlschrank keine Milch mehr hergab.
»Ich nehme an, du willst Futter«, sagte Alice, als sie ihn auf der Treppe zu ihrem Haus sitzen sah. Es folgte der
Weitere Kostenlose Bücher