Sie sind Dein Schicksal
ihm nicht einmal die Möglichkeit, sein Gleichgewicht zu finden, sondern schlug sofort fest genug mit einer Faust zu, dass Blut und ein paar scharfe Zähne in das Unterholz flogen.
»Statt dich auf miese Tricks zu verlassen und Streiche auszuhecken, hättest du dich durch die Hierarchie nach oben kämpfen können und dir im Verlauf dessen auch ein wenig Respekt verdienen können.«
Er trat Seth hart in die Rippen, als der versuchte, wimmernd davonzukriechen. Selbst ich verzog mitfühlend das Gesicht, als ich hörte, wie Chaz’ schwerer Wanderstiefel fest genug mit dem haarigen Körper kol lidierte, um eine Prellung zu verursachen, die wahrscheinlich selbst nach der Rückverwandlung noch sichtbar sein würde. Seths Kumpel wirkten alle etwas grün um die Nase, und sie richteten ihre Blicke lieber nach oben oder nach unten, statt mit anzusehen, wie ihr Freund gründlich vermöbelt wurde.
»Im Moment bist du einfach nur jämmerlich. Und du wirst jämmerlich bleiben, bis du verstehst, dass es die Rudelhierarchie aus einem guten Grund gibt.« Es tat weh zu beobachten, wie Chaz seine Finger im Nackenfell von Seth vergrub, um ihn nach oben zu reißen und ihm die Worte direkt in eines der dreieckigen, pelzigen Ohren zu sprechen. »Du legst dich nicht mit der Hierarchie an, bevor du nicht bereit bist, einen höheren Rang darin einzunehmen. Du. Bist. Nicht. Bereit. Du wirst noch lange Zeit nicht bereit sein, wenn du nicht endlich mal Respekt lernst. Wenn du anfängst, mir und den anderen, die über dir stehen, diesen Respekt zu erweisen, werden wir dir vielleicht beibringen, wie du im Rudel aufsteigst, ohne dass dir jemand den Arsch versohlt.«
Damit ließ Chaz Seth unsanft und wenig elegant auf den Boden fallen. Seth zog den Schwanz zwischen die Beine, als er sich zu einem Ball zusammenrollte. Blut lief aus den Lefzen des Werwolfs, während er leise und schmerzerfüllt jaulte. Während des gesamten Kampfes, wenn man es denn so nennen wollte, war Chaz nicht einmal ins Schwitzen geraten. Die einzigen An zeichen dafür, dass er überhaupt gekämpft hatte, waren die Kratzer auf seinen Unterarmen und die kleinen Schlammspritzer auf den Aufschlägen seiner Jeans.
Er klopfte sich die Hände ab und starrte für einen langen Moment auf den liegenden Werwolf hinunter. Bald wurde mir klar, dass er auf etwas wartete. Schließlich schaffte es Seth, sich so weit aufzurappeln, dass er eine von Chaz’ Händen lecken konnte, während er den Körper weiterhin eng an den Boden drückte und den Blick gesenkt hielt. Er sah aus wie ein Hund, den sein Herr gerade verprügelt hatte. Chaz streckte die Hand aus und streichelte geistesabwesend das seidige Fell zwischen Seths Ohren, eine Geste, die gleichzeitig beruhigend und warnend wirkte.
»Lass uns das für eine Weile nicht wiederholen, hm?«
Ohne auf ein Zeichen der Zustimmung zu warten, wandte er sich von Seth ab und kam zu mir. Dillon und Sean traten zur Seite, damit Chaz einen Arm um meine Schulter legen konnte. Doch obwohl ich die Wärme und den Schutz, den er mir damit bot, sehr wohl zu schätzen wusste, machte es mir die beiläufige Gewalttätigkeit, mit der er gerade Seth behandelt hatte, schwer, mich zu entspannen.
»Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest, Liebes. Sie haben dir nicht wehgetan, oder?«
»Nein, mir geht es gut«, sagte ich und warf einen schnellen Blick über die Schulter zurück, um zu sehen, wie Curtis und Gabe an Seth’ Seite traten, um ihm auf die Beine zu helfen. Als Chaz mich sanft anstieß, konzentrierte ich mich wieder auf ihn, und zusammen setzten wir uns in Richtung der Hütten in Bewegung. »Was ist mit dir? Und geht es Ethan gut? Seth hat etwas über Eisenhut gesagt …«
»Mach dir keine Sorgen um Ethan.«
Die Art, wie er das sagte, brachte mich für einen Moment zum Verstummen, und ich kaute auf mei ner Unterlippe. Unangenehmes Schweigen breitete sich aus, nur unterbrochen vom Knacken der Zweige unter unseren Füßen.
»Das war wirklich was«, sagte ich schließlich vorsichtig und zögernd. Er wirkte nicht allzu aufgeregt, aber seine Augen glühten immer noch. »Ich wusste nicht, dass man einen verwandelten Werwolf so schlagen kann.«
»Wäre er menschlich geblieben, oder hätte ich mich ebenfalls verwandelt, wäre die Sache vielleicht übel geworden. Er war verletzlich, weil er seine Verwandlung so schnell erzwungen hat, und das habe ich ausgenutzt.« Chaz zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht, als er den Arm hob, um die tiefen
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