Sie sind Dein Schicksal
und stark bedeutet nicht automatisch klüger und schneller. Wir haben dich. Vielleicht übergibt er mir den Rang des Rudelführers einfach, wenn ich ihn auf die richtige Art unter Druck setze.«
Was bedeutete, dass er den Rang des Rudelführers vielleicht einfach kampflos aufgab, wenn sie drohten, mir etwas anzutun. Ich rieb mir die wunden Gelenke und starrte auf meine Hände, während ich nach einem Weg suchte, der Situation zu entkommen.
»Warum redest du überhaupt mit ihr? Sie ist nur der Köder«, fragte Gabe, während er von einem abgerissenen Ast ein Blatt nach dem anderen entfernte.
»Hast du etwas Besseres zu tun? Mir ist langweilig; sie hört mir zu.«
»Sie verwendet es vielleicht später gegen uns.«
»Wie?«, fragte der Kerl, der mir die Handgelenke gefesselt hatte, ohne von seinem Handy aufzuschauen. »Sie geht ja nirgendwohin.«
»Sie hat gegen Rohrik und diesen Vampir gekämpft, du Trottel. Sie ist zäher und klüger, als sie aussieht. Sie ist gefährlich.«
Ich verdrehte die Augen, hörte aber sofort auf, als ich sah, dass Seth dasselbe tat. Stattdessen stemmte ich die Ellbogen auf die Knie, legte mein Kinn in die Hände und starrte Gabe an. Er konnte mir später möglicherweise gefährlich werden. Vielleicht konnte ich seine Wachsamkeit mir gegenüber irgendwie zu meinen Gunsten einsetzen. Mit diesem Gedanken im Kopf schenkte ich ihm ein grimmiges Lächeln und kniff die Augen zusammen.
»Hast du Angst vor mir? So ein großer, beängstigender Werwolf wie du? Himmel, Seth, deine Freunde brauchen dringend mehr Rückgrat.«
Gabe richtete sich auf, ließ den Ast fallen und ballte die Hände zu Fäusten. »Halt den Mund. Dich hat niemand gefragt.«
»Dann rede nicht über mich, als wäre ich gar nicht da. Später werden du und ich uns mal nett unterhalten. Ich werde dir eine Lektion in Manieren erteilen, die du niemals vergessen wirst, du dämlicher Scheißer.« Gott allein wusste, wie ich das schaffen sollte, aber manchmal war eine Drohung genauso gut wie die wirkliche Tat. So viel hatte Royce mir beigebracht.
Gabe ballte die Fäuste so fest, dass ich hören konnte, wie seine Knöchel knackten. Er sah zu Seth, als bitte er schweigend um die Erlaubnis zu irgendwas. Der andere Werwolf schüttelte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen den Kopf. »Ich verstehe, warum Chaz dich mag. Du bist ein hartes Luder.«
»Hey, ich bin New Yorkerin. Was hast du erwartet?«
»Du solltest Angst haben«, sagte Gabe. Seine Stimme war jetzt tiefer und ganz kehlig vor Wut. Seth drehte sich um und beobachtete ihn, sagte aber nichts. Ich glaube, er war eher neugierig, zu sehen, wie ich mit einem wütenden Werwolf fertigwurde, als dass er sich Sorgen um mich oder seinen Freund machte. »Du gehörst nicht zu uns. Weißt du nicht, was wir dir antun könnten?«
»Teste mich, Fluffy. Ich habe schon gegen deine Art gekämpft. Ihr Kinder habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt.«
Gabe knurrte und trat näher, aber der andere Kerl, der ruhige, hob einen Arm, um ihm den Weg zu versperren. »Sie versucht, dich wütend zu machen. Fall nicht drauf rein. Wir brauchen dich später noch.«
Der wütende Werwolf hielt inne und starrte mich an, während ein grünlicher Schein in seine Augen trat. Als er schließlich sprach, bemerkte ich die plötzlich längeren Reißzähne, die zwischen seinen Lippen aufblitzten. »Du musst einen Todeswunsch haben. Mach so weiter, und ich werde ihn dir später erfüllen, sobald dein Gespiele erledigt ist.«
»Ja, genau. Falls noch was von dir übrig bleibt, wenn Chaz mit dir fertig ist, komm nur zu mir!«
Ich glaube, was ihn so wütend machte, war die Tatsache, dass es mir gelang, gelangweilt zu erscheinen und das Zittern aus meiner Stimme zu halten. Das, und wahrscheinlich hatte ich eine wunde Stelle getroffen. Er machte sich Sorgen, dass Seth nicht gewinnen würde, dass Chaz ihm wehtun würde, und er hatte niemanden, an dem er es auslassen konnte. Seine Sorge würde ihrer aller Sorge werden. Sie würde an ihnen nagen und sie zum Zweifeln bringen. Und so bekam Chaz eine bessere Chance auf den Sieg.
Als die anderen zwei Kerle sich ansahen, bemerkte ich die unausgesprochenen Zweifel in ihrem Blick. Selbst Seth schien jetzt nervös und spielte beiläufig mit der dicken Kette an seinem Gürtel, was er bis jetzt nicht getan hatte.
Das genügte, um ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
Kapitel 11
G ott, war mir langweilig. Die Jungs hatten Spielkarten und amüsierten sich bei einer
Weitere Kostenlose Bücher