Sie sind Dein Schicksal
Runde Poker, aber sie ließen mich nicht mitspielen. Sie hielten mich im Blick und blieben in meiner Nähe, aber keiner machte sich die Mühe, mit mir zu reden. Gabe hatte sich nach einer Weile wieder beruhigt. Die anderen beiden, Richard der Schweigsame und Curtis mit dem blauen Iro, hatten auf ihn eingeredet, bis sich seine Wut gelegt hatte, und ihn dazu gedrängt, sich die Zeit mit Kartenspielen zu vertreiben.
Sie hatten alle ihre Jacken und Schuhe ausgezogen, sodass sie jetzt in ihren lockeren Jeans oder Jogginghosen und den zerrissenen, alten T-Shirts bereit waren für eine schnelle Verwandlung. Keinem von ihnen schien die Kälte an ihren nackten Armen oder der Schlamm zwischen den Zehen etwas auszumachen, während ich mir in meiner feuchten Kleidung den Arsch abfror.
Während erst Minuten, dann Stunden verstrichen, verbrachte ich meine Zeit damit, gelangweilt und genervt herumzusitzen und dabei entweder in die Bäume zu starren oder ihnen beim Spielen zuzusehen. Es war unheimlich, wie still der Wald war. Das wenige Vogelgezwitscher, das ich hören konnte, war weit entfernt von dem Ort, an dem wir saßen. Weder Eichhörnchen noch Kaninchen oder andere kleine Tiere waren auch nur in unsere Nähe gekommen. Ich nahm an, dass die wilden Tiere klug genug waren, sich so kurz vor Vollmond von Werwölfen fernzuhalten, selbst wenn sie noch in ihrer menschlichen Gestalt herumliefen.
Ich hoffte nur, dass Chaz bald kommen würde. Mir war sterbenslangweilig, und ich musste wirklich dringend Pipi, wollte aber die Deppentruppe nicht fragen, ob ich mich mal kurz in die Büsche schlagen konnte. Als wäre es nicht schon peinlich genug gewesen, wie ein Sack Mehl durch den Wald getragen zu werden und mir dabei spitze Kommentare darüber anhören zu dürfen, wie ich roch.
Ich lehnte mich ein wenig zurück und starrte in die Baumwipfel hinauf. Dort oben war ein Vogel, eine große, zerzauste Krähe. Vielleicht dieselbe, die neulich abends in den Bäumen gesessen hatte. Sie starrte auf uns herunter und beobachtete die kleine Versammlung mit glitzernden schwarzen Augen, ohne einen Laut von sich zu geben. Wahrscheinlich wollte sie sehen, ob wir Essen dabeihatten oder etwas in der Art.
Plötzlich hoben alle vier Kerle gleichzeitig den Kopf und sahen in Richtung der Hütten. Chaz, Sean, Nick, Simon und Dillon standen in den Schattenflecken un ter den Ästen, und ihre Gesichter zeigten Wut und Verärgerung. Sobald sie wussten, dass man sie bemerkt hatte, kamen sie näher, während Seth und seine Männer aufstanden, um sie zu empfangen.
Ich sprang auf die Beine, weil ich vorhatte, an Chaz’ Seite zu eilen. Richard streckte den Arm aus und packte mein Handgelenk, bevor ich auch nur zwei Schritte weit gekommen war. »Noch nicht«, knurrte er und hielt mich fest genug, dass ich das Gesicht verzog.
»Was zur Hölle denkst du dir dabei, Seth?«, verlangte Chaz zu wissen, der über dem kleineren Teenager aufragte.
»Ich habe ein Recht auf Aufstieg im Rudel. Dich hierher zu locken war meine einzige Chance, um dich herauszufordern, ohne vorher mit so gut wie jedem anderen im Rudel kämpfen zu müssen.«
Chaz schüttelte den Kopf, während sein Stirnrunzeln verschwand und stattdessen ein hinterhältiges Lächeln auf seinen Lippen erschien. »Wenn du willst, dass ich dich windelweich prügele, hättest du nicht erst meine Hütte verwüsten oder Shia verletzen müssen, um das zu kriegen. Ich kämpfe gerne gegen dich, jederzeit, überall.«
Für einen kurzen Moment huschte Verwirrung über Seths Gesicht, nur um von Wut verdrängt zu werden. »Ich habe eure Hütte nicht angefasst.«
»Was auch immer«, knurrte Chaz und richtete seinen Blick in meine Richtung, während er Richard herrisch anblaffte: »Du hast genug getan. Lass sie los. Sie hat mit dem allen hier nichts zu tun.«
Richards Griff lockerte sich ein wenig, aber Seth drehte sich um und hob eine Hand. »Nein! Du bekommst deine Befehle von mir, nicht von ihm.«
Richard trat unsicher von einem Bein auf das andere, während er zwischen Seth und seinem Rudelführer hin und her sah. Schließlich senkte er den Kopf und zog mich in einer wortlosen Bestätigung von Seths Befehlsgewalt näher an sich. Chaz knurrte, und das Geräusch wurde von den anderen Werwölfen an seiner Seite aufgenommen.
Ich löste das Problem, indem ich fest auf Richards Spann trampelte, sodass er mich losließ, um stattdessen seinen verletzten Fuß zu umklammern. Als er sich nach unten beugte, knallte ich ihm noch
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