Sie sind Dein Schicksal
streckte die Hand aus und ließ meine Finger sanft über die Tätowierung an seinem rechten Oberarm gleiten, die teilweise von seinem Hemdsärmel verdeckt wurde. Es war das einfache Symbol einer Sonne, die von einem Speer durchbohrt wurde. Nichts allzu Auffälliges. Der Teil, der unter dem Ärmel versteckt war, sah ein wenig anders aus als beim Rest des Rudels: zwei gekreuzte Speere über der Sonne, gerade groß genug, dass jemand, der danach Ausschau hielt, Chaz als den Anführer seines Rudels identifizieren konnte.
Obwohl ich die Tätowierung schon hundertmal gesehen hatte, hatte ich nicht verstanden, dass es das Symbol des Rudels war, bis Chaz es mir erklärt hatte. Vorher hatte ich es nie als etwas Außergewöhnliches empfunden, besonders, da er, versteckt unter seiner Kleidung, noch andere Tätowierungen hatte. Außerdem waren die Wärme und die stahlharten Muskeln unter seiner Haut immer eine faszinierende Ablenkung für mich.
Aber im Moment lenkte ich ihn vom Fahren ab. Ich hörte auf, ihn zu reizen, als er mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor der Stoßstange seines Vordermannes anhielt. Er warf mir einen gespielt bösen Blick zu, und ich wurde rot und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln.
»Also, was sollte ich wissen, bevor ich den anderen begegne? Ich will keine dummen Fehler begehen und mich vor all deinen Freunden zum Narren machen.«
Chaz warf mir einen amüsierten Seitenblick zu. »Du? Komm schon.«
Ich schlug ihn grinsend auf den Arm. »Ja, ich. Jetzt ehrlich, was muss ich wissen? Ich würde mich gerne mit den anderen anfreunden.«
Er dachte über meine Frage nach, dann, nach einem Moment der Stille, sprach er.
»Vor allem sei einfach du selbst. Vermeide es, ihnen direkt in die Augen zu sehen. Das wird als Herausforderung betrachtet, und zu dieser speziellen Zeit könnten sie es zu persönlich nehmen, um es durchgehen zu lassen. Abgesehen davon werden sie wahrscheinlich für dich so menschlich sein, wie sie können. Natürlich bis zu dem Moment, wo es unvermeidbar wird.«
»Mit unvermeidbarem Moment meinst du, wenn sie sich verwandeln, richtig?«
»Ja.«
»Also tut ihr sonst nichts Seltsames, wenn ihr allein seid?«, neckte ich ihn. »Irgendwas, was ich besser nicht sehen sollte?«
Er lachte leise. »Das ist eine Sache des persönlichen Geschmacks. Wir sind wie alle anderen, verstehst du? Wir haben alle unsere schlechten Angewohnheiten und dunklen Geheimnisse, genau wie die meisten Menschen.« Ich verstand den Blick, den er mir zuwarf, nicht ganz, aber trotzdem wurde mir ungemütlich, und ich lief rot an. Seine Worte erinnerten mich an das Verlangen nach einem anderen Mann, das mich einst erfüllt hatte, das sich aber auf Blut bezogen hatte, nicht auf Sex.
Oder vielleicht ein wenig von beidem. Gleichzeitig.
Plötzlich musste ich das Fenster ein wenig herunterkurbeln, um frische Luft zu bekommen.
Nachdem er mein Unbehagen anscheinend nicht bemerkt hatte, da er sich wieder auf die Straße konzentrierte, fuhr Chaz unbeschwert fort: »Der größte Unterschied liegt darin, dass wir eine Familie sind, wenn auch nicht notwendigerweise blutsverwandt, und wir uns für unser Überleben auf die anderen verlassen.«
»Bedeutet das, dass ich mir Sorgen machen sollte?«
»Nö. Stimmt schon, wir hatten noch nie auf einem dieser Ausflüge jemanden dabei, der nicht zur direkten Familie gehörte oder bald schon in einen von uns verwandelt werden sollte. Also könnten sie ein wenig nervös sein. Aber sie wissen alle, wer du bist, und ich kann so ziemlich garantieren, dass das gesamte Rudel sich von seiner besten Seite zeigen wird. Seth und ein paar seiner Freunde könnten dir ein wenig Probleme ma chen, aber alle anderen sind ziemlich locker, sobald du sie erst mal kennengelernt hast. Rede einfach mit ihnen, wie du mit anderen auch sprichst, und alles sollte gut werden.«
»Okay. Wer ist Seth?«
»Seth ist der Sohn von Ricky und Armina. Er ist ein ziemlicher Trottel. Baggert alles in Röcken an. Wenn er dich auch nur anfasst, bringe ich ihn um.«
Ich warf ihm einen Blick zu.
»Das war ein Witz, Shia.«
Wieder errötete ich. »Tut mir leid. Ich kriege es nicht immer mit.«
Sein Lächeln wurde breiter, sodass ich mich noch dümmer fühlte, weil ich voreilige Schlüsse gezogen hatte. »Es ist okay. Ich weiß, was für einen Ruf wir haben. Das ist zum Teil ein Grund, warum ich dich mitgenommen habe: Damit du siehst, wie wir sind, wenn wir nicht versuchen, uns vor der Öffentlichkeit zu
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