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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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angewidert mit der Hand beiseite, woraufhin ich die Pfeife sofort in die Tasche steckte, wo sie, da sie noch brannte, ein Loch in meine letzte noch repräsentable Jacke brannte. Ich erinnere mich an diese Bemerkung, weil sie mir bewies, was für eine gerissene Schauspielerin sie war, die, um die Behauptung ihres zweitausendjährigen Alters aufrecht zu erhalten, Erstaunen über eine Gewohnheit spielte, mit der sie sehr gut vertraut sein mußte, obwohl ich glaube, daß sie der antiken Welt unbekannt war.
    »Ihr seid in Sorge«, sagte sie mit einem raschen Themenwechsel, »ich lese das aus Eurem Gesicht. Einer Eurer Gefährten ist nicht anwesend. Wer ist es? Ah! Ich sehe, es ist der weiße Mann, den Ihr ›den Rächer‹ nennt. Wohin ist er gegangen?«
    »Diese Frage möchte ich Euch stellen, Ayesha«, sagte ich.
    »Wie kann ich Euch das sagen, Allan, da es hier kein Glas gibt, in dem ich nach Dingen sehen kann, die fern von hier geschehen. Doch laßt es mich trotzdem versuchen.« Sie preßte ihre Hände an die Schläfen und stand vielleicht eine Minute so, reglos und schweigend.
    »Ich glaube, daß er jenseits der Berge ist, bei den Anbetern Rezus. Ich denke, daß er wahnsinnig ist; Sorge und etwas anderes, das ich nicht verstehe, haben sein Gehirn verdüstert; es ist irgend etwas, das mit dem Himmel zu tun hat. Ich denke, daß wir ihn lebend wiederfinden werden, bin mir dessen jedoch nicht ganz sicher, da es mir nicht gegeben ist, die Zukunft zu sehen, sondern nur die Vergangenheit, und manchmal Dinge, die gegenwärtig erscheinen, obwohl in weiter Ferne.«
    »Werdet Ihr Eure Männer hinausschicken, um nach ihm zu suchen, Ayesha?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein, das wäre sinnlos, da er bereits zu weit entfernt ist. Außerdem könnten solche, die ich aussende, von den Vorposten Rezus gefangen werden, was vielleicht auch Eurem Gefährten geschehen ist, als er in seinem Wahnsinn umherirrte. Wißt Ihr, warum er dorthin gegangen ist?«
    »Mehr oder weniger«, antwortete ich und übersetzte ihr den kurzen Brief, den Robertson für mich zurückgelassen hatte.
    »Es mag so sein, wie dieser Mann es schreibt«, erklärte sie, »da die Wahnsinnigen in ihren Träumen oft sehr klar sehen können, doch werden diese Träume nicht von einem Gott gesandt, wie er glaubt. Der Verstand kennt in seinen geheimen Winkeln alle Dinge, Allan, obwohl er nur so wenig oder nichts zu wissen scheint, und wenn der Hauch einer Vision oder der Zorn einer verzweifelten Seele den Schleier fortzieht oder durch die Tore der Entfernung brennt, dann sieht und lernt sie für eine Weile, da, was immer Narren darüber denken mögen, der Wahnsinn oft die echte Weisheit ist. Nun folgt mir mit dem kleinen gelben Mann und dem Krieger der Axt. Nein, wartet, laß mich diese Axt zuvor ansehen.«
    Ich übersetzte ihren Wunsch für Umslopogaas, der ihr die Axt entgegenstreckte, sich jedoch weigerte, das Lederband zu lösen, mit dem sie an seinem Handgelenk befestigt war.
    »Glaubt der Schwarze, daß ich ihn mit seiner eigenen Waffe niederstrecken will, ich, die ich so schwach und sanftmütig bin?« fragte sie lachend.
    »Nein, Ayesha, doch es steht in seinem Gesetz, sich niemals von diesem Trinker von Leben zu trennen, und er ist Tag und Nacht enger mit ihr beisammen als ein Mann mit seiner Frau.«
    »Darin handelt er sehr weise, Allan, da ein Häuptling sich wohl mehr Frauen beschaffen kann, doch nie eine andere Axt wie diese. Sie ist uralt«, setzte sie nachdenklich hinzu und prüfte jede Einzelheit der Waffe, »und – wer weiß? Es mag die Axt sein, von der die Legende berichtet und die dazu ausersehen ist, Rezu zu Staub zu machen. Fragt jetzt diesen glutäugigen Schlächter, ob er, mit dieser Axt in den Händen, den Mut hat, dem schrecklichsten aller Männer gegenüberzutreten, und dem stärksten, der außerdem noch ein Zauberer ist, und dem prophezeit wurde, daß er nur durch eine solche Axt den Tod finden kann.«
    Ich tat es.
    Umslopogaas lächelte grimmig und antwortete: »Sage der Weißen Hexe, daß es keinen Mann auf Erden gibt, dem ich mich nicht zum Kampf stellen würde, ich, der noch nie in einem fairen Kampf besiegt wurde, obwohl einmal ein unglücklicher Schlag mich an die Pforten des Todes brachte.« Und er berührte das große Loch in seinem Schädel. »Sage ihr auch, daß ich keine Niederlage befürchte, da mein Ende, wie ich glaube, noch lange nicht gekommen ist, obwohl der Öffne von Straßen mir sagte, daß ich schließlich unter einem fremden

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