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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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(Ich hatte ›der gnadenreiche Herr‹ mit ›der gute Geist‹ übersetzt.) »Nun, er ist fort, und zweifellos wird sein Geist sich um ihn kümmern. Es ist erledigt.«
    »Wir können es auf jeden Fall nicht, Baas«, unterbrach Hans, der anscheinend fürchtete, ich könnte ihn losschicken, um Robertson zu suchen. »Ich kann den meisten Fährten folgen, doch nicht in einer solchen Nacht wie dieser, wo man die Schwärze in Stücke schneiden und eine Mauer daraus bauen kann.«
    »Ja«, sagte ich, »er ist fort, und im Augenblick können wir nichts für ihn tun.« Bei mir jedoch dachte ich, daß er wahrscheinlich noch nicht weit gekommen sein konnte und wir ihn finden mochten, wenn der Mond aufgegangen war, oder zumindest am folgenden Morgen. Trotzdem war ich in starker Unruhe und Sorge um diesen Mann, der, wie ich schon seit einiger Zeit beobachtete, mehr und mehr aus dem seelischen Gleichgewicht geriet. Der Schock über das grauenhafte und grausame Abschlachten seiner Mischlingskinder und die Entführung Inez' durch diese brutalen, menschenfressenden Wilden hatten den ersten Anstoß gegeben, und seine plötzliche Konvertierung zu völliger Abstinenz nach Jahren schweren Trinkens hatte ihm den Rest gegeben.
    Als ich ihn zu diesem Weg überredet hatte, glaubte ich, einen klugen Schachzug getan zu haben, jetzt jedoch war ich mir dessen nicht mehr so sicher. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er weiter ein wenig getrunken hätte, zumindest für eine Weile, doch die Schwierigkeit solcher Fälle liegt darin, daß sie keine halben Sachen dulden. Ein Mann, und noch mehr eine Frau, der diesem Laster verfallen ist, wird entweder aggressiv nüchtern oder bleibt ein Trinker. Doch selbst wenn ich es falsch gemacht haben sollte, hatte ich doch in bester Absicht gehandelt und konnte mir keinen Vorwurf machen.
    Außerdem war mir klar, daß in dieser neuen Phase die religiösen Assoziationen seiner Jugend wiederkehrten und sich mit erstaunlicher Kraft durchsetzten, denn ich nahm an, daß er Calvinistisch erzogen worden war, und den Ansturm ihrer Wiederkehr hatte ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Wie ich bereits erwähnte, betete er Tag und Nacht, und ohne jene Zurückhaltung, die die meisten Menschen bei ihren religiösen Übungen beachten, und wenn er von etwas anderem sprach als von unserem Vorhaben, so drehten sich seine Gedanken zumeist um den Teufel, oder die Hölle und ihre Qualen, was ihn, um ehrlich zu sein, nicht gerade zu einem angenehmen Gesellschafter machte: offen gesagt, in dieser Hinsicht hatte er mir in seinen alten, unreformierten Zeiten erheblich besser gefallen, da ich, wie ich fürchte, selbst eine recht weltliche Seele bin.
    Nun, die Summe all dessen war, daß der arme Bursche den Verstand verloren hatte und uns ausgerissen war; und eine Suche war, wie Hans richtig festgestellt hatte, bei dieser Dunkelheit unmöglich. Und selbst wenn das Licht besser gewesen wäre, würde ich mich nicht sicher gefühlt haben unter all diesen Amahagger Nachtvögeln, denen ich nicht traute. Auf jeden Fall konnte ich Hans nicht bitten, das zu übernehmen, und wenn ich es getan hätte, wäre er sicher nicht gegangen, da er Angst vor den Amahaggern hatte. Also konnte ich nichts anderes tun, als zu warten und zu hoffen. Ich wartete, bis endlich der Mond aufging, und mit dem Mond kam Ayesha, so wie sie es versprochen hatte. In einen schweren, dunklen Umhang gekleidet, erschien sie mit einigem Pomp; ihr voran schritt Billali, ebenfalls in einem dunklen Umhang, hinter ihr etwa zehn Frauen, und um sie herum ging eine Eskorte hochgewachsener Speerträger. Ich saß vor dem Haus und rauchte meine Pfeife, als ich sie plötzlich aus den Schatten treten und auf mich zukommen sah. Ich erhob mich respektvoll und verneigte mich, während Umslopogaas, Goroko und die anderen Zulus, die bei mir waren, ihr den königlichen Bayéte -Gruß entboten, und Hans zusammenkroch wie ein Hund, der Angst hat, getreten zu werden. Nachdem sie alle kurz angeblickt hatte, wie ich an der Bewegung ihres verschleierten Kopfes sah, schienen ihre Augen sich auf meine Pfeife zu konzentrieren, die offensichtlich ihre Neugier erregte, und sie fragte mich, was das sei. Ich erklärte es ihr, so gut ich es konnte, und erging mich über den Genuß des Rauchens.
    »Also haben die Menschen ein neues unsinniges Laster kennengelernt, seit ich die Welt verließ, und auch noch eins, das schmutzig ist.«
    Sie zog vorsichtig etwas Rauch in die Nase und wedelte ihn dann

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