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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Volk im Kampf sterben werde, wie es mein Wunsch ist, der ich von Kindheit an dem Krieg gelebt habe.«
    »Er spricht gut«, antwortete sie mit einem Unterton von Bewunderung in ihrer Stimme. »Bei Isis, wenn er nur weiß wäre, würde ich ihn unter meiner Regentschaft zum Herrscher über diese Amahagger einsetzen. Sagt ihm, Allah, daß eine große Belohnung seiner wartet, wenn es ihm gelingt, Rezu zu töten.«
    »Und sage der Weißen Hexe«, antwortete Umslopogaas, nachdem ich ihm ihre Worte übersetzt hatte, »daß ich keine Belohnung suche, sondern nur Ruhm, und den Anblick einer, die ich verloren habe, bei der mein Herz jedoch noch immer wohnt, falls sie tatsächlich die Macht hat, die Wand der Schwärze zu durchbrechen, die zwischen ihr und mir errichtet wurde.«
    »Seltsam«, überlegte Ayesha, nachdem ich es ihr übersetzt hatte, »daß dieser finstere Vernichter durch die seidenen Bande der Liebe gefesselt sein soll und sich nach einer sehnt, die das Grab ihm entrissen hat. Lernt daraus, Allan, daß alle Menschen nach derselben Form gegossen sind, da meine Sehnsüchte und die Euren auch die seinen sind, obwohl wir drei soweit voneinander entfernt sind wie die Sonne und der Mond und die Erde, und in jeder anderen Beziehung völlig verschieden. Doch ist es wahr, daß Sonne und Mond und Erde demselben schwarzen Schoß des Chaos entsprungen sind und deshalb zu Anbeginn identisch waren, wie sie es zweifellos auch wieder am Ende sein werden, wenn sie ihre Reisen vollendet haben und aufeinander zustürzen, um den Weltenraum mit einer Flamme zu erhellen, an der sich die zynischen Götter, die sie geschaffen haben, ihre Hände wärmen können. Nun, Allan, so ist es auch bei den Menschen, deren Seelenmaterie von der Hand der Natur aus dem Meer des Geistes gezogen wird, und, auf die kalte Luft dieses vom Tod getriebenen Planeten geworfen, zu Millionen von Formen gefriert, deren jede sich von allen anderen unterscheidet, und die dennoch dieselbe ist. Doch genug des Redens, folgt mir. Sklave!« – damit war Billali gemeint – »Befehlt den Wachen, mich zum Lager der Diener Lulalas zu eskortieren.«
    So schritten wir durch die stillen Ruinen. Ayesha ging, oder schwebte, besser gesagt, zwei oder drei Schritte voraus, gefolgt von Umslopogaas und mir, Seite an Seite, und Hans klebte uns an den Fersen, da er nicht außerhalb des Schutzbereichs der Großen Medizin sein wollte, und, nebenbei, des Schutzes von Axt und Gewehr.
    Umgeben von den schweigenden Männern der Eskorte marschierten wir etwa eine viertel oder eine halbe Meile, bis wir schließlich auf die Trümmer einer mächtigen Mauer stiegen, die einst diese Stadt umschlossen hatte, und unter uns im Mondschein eine riesige Senke sahen, die zweifellos vor langer Zeit einmal ein Burggraben und mit Wasser gefüllt gewesen war. Jetzt jedoch war sie trocken, und wir sahen überall lodernde Feuer, in deren Schein sich Männer bewegten, und auch einige Frauen, die anscheinend damit beschäftigt waren, Essen zu kochen. In einiger Entfernung, am gegenüberliegenden Rand der burggrabenartigen Senke, sahen wir Gestalten in weißen Gewändern, die im Kreis einen großen Stein umstanden, auf dem etwas lag, das dem Kadaver eines Schafs oder einer Ziege ähnelte, und um diese herum eine große Menge von Zuschauern.
    »Die Priester Lulalas, die dem Mond opfern, wie sie es Nacht für Nacht tun, nur nicht, wenn der Mond tot ist«, erklärte Ayesha, an mich gewandt, wie in Beantwortung der Frage, die ich zwar in Gedanken formuliert, aber nicht ausgesprochen hatte.
    Was mir an der ganzen Szene auffiel, war ihre außergewöhnliche Lebendigkeit und Munterkeit. Alle Menschen im Lichtschein der Feuer, und auch die außerhalb von ihnen, bewegten sich mit einer Lebhaftigkeit, wie man sie in einem Lager natürlich lebender Menschen bei Sonnenaufgang erwarten mag. Es war, als ob sie gerade aufgestanden wären, voller Vitalität, um ihren Tageslauf – oder besser Nachtlauf – zu beginnen, was da auch tatsächlich so war, da diese Amahagger, wie Hans beobachtet hatte, es vorzogen, tagsüber zu schlafen, falls nicht irgend etwas sie davon abhielt, und alle Aktivitäten des Lebens auf die Nacht zu verlegen. Bleibt nur noch hinzuzufügen, daß es eine große Anzahl von ihnen zu sein schien, denn ihre Feuer brannten überall in dem breiten, tiefen Burggraben, erstreckten sich, soweit der Blick reichte.
    Auf einem im Zickzack verlaufenden Pfad kletterten wir die zerfallene Mauer hinab, erreichten die

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