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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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alles andere, und falls sie daran glauben sollte, war ihr Geist noch mehr geschädigt, als ich es ohnehin annahm. Ihre Informationen über Umslopogaas und mich hatte sie zweifellos auf irgendeine obskure Weise von Zikali erhalten, wie sie selbst zugab.
    Aber – mein Gott! – wie schön sie war! Dieses Aufblitzen göttlicher Schönheit, als sie, aus Verärgerung oder Koketterie, ihren Schleier gelüftet hatte, war wie ein blendender Blitz gewesen. Gott sei Dank aber auch so erschreckend wie ein Blitz. Man spürte instinktiv, daß es sehr gefährlich war, sogar tödlich sein mochte, und ich zumindest wollte damit nicht in nähere Berührung kommen. Ein loderndes Feuer kann wunderbar und faszinierend sein, und auch wärmend, wenn man genügend Abstand von ihm hält, doch wenn man sich in die Flammen stürzt, wird man zu Asche verbrannt – wie das schon viele Motten erfahren haben.
    Diese Gedanken erfüllten mich, während mir stets klar war, daß dieser Mensch – oder Nichtmensch – sein Feuer jederzeit in einen Holocaust für mich verwandeln konnte, und daß ich mein Leben zur Zeit allein dem Umstand verdankte, daß sie keine Lust dazu verspürte. Die wunderschöne Ayesha konnte nichts Anziehendes an einem unbedeutenden und verwitterten Jäger finden, zumindest nicht an seinem Äußeren, wenngleich sie in seinem Geist eine gewisse Affinität feststellen mochte. Außerdem würde es in keiner Weise ihren Zwecken dienen, wenn sie rein zum Spaß einen Narren aus ihm machte, da sie seine Hilfe in einer Angelegenheit benötigte, zu der man einen klaren Kopf brauchte.
    Schließlich hatte sie erklärt, in irgendeine langweilige Geschichte mit einem anderen Mann verstrickt gewesen zu sein, deren Einzelheiten schwer zu verstehen waren. Es ist wahr, daß sie ihn als einen schönen, doch hohlköpfigen Menschen beschrieb, den sie vor zweitausend Jahren zuletzt gesehen haben wollte, was jedoch wahrscheinlich nur bedeutete, daß sie ihn für einen Narren hielt, weil er eine andere Frau ihr vorgezogen hatte, während die zweitausend Jahre ein Teil der Legende waren, um ihr mehr Atmosphäre zu verleihen. Nach zweitausend Jahren wird selbst der unappetitlichste Skandal romantisch und ehrenhaft: siehe den von Kleopatra mit Caesar, Markus Antonius und anderen Gentlemen. Selbst die Tugendhaftesten lesen mit Anteilnahme die Geschichte der Kleopatra, sogar in Mädchenpensionaten, und falls sie durch irgendeinen Umstand je aus dem Buch der Geschichte gelöscht werden sollte, würde man das als einen enormen Verlust empfinden. Dasselbe trifft auf Helena, Phrynos und andere böse Gestalten zu. Wenn man genau darüber nachdenkt, waren alle interessanten Persönlichkeiten der Geschichte, ob männlich oder weiblich, böse. Wenn wir auf jemanden stoßen, der den Beinamen ›der Gute‹ trägt, blättern wir ohnehin rasch weiter. Es bestand kein Zweifel daran, daß Ayesha, die sehr klug war, diese bedauerliche Wahrheit kannte und deshalb ihre düsteren Verstrickungen der letzten Dekade oder so zwei Jahrtausende zurückverlegte, wie es viele von uns gerne tun würden.
    Es blieb der sehr seltsame Umstand ihrer angeblichen Verbindung mit dem alten Zikali, der weit entfernt lebte. Dies war jedoch nicht unerklärlich. Im Verlauf langer Erfahrungen habe ich feststellen können, daß alle Mitglieder der Medizinmann-Gilde, zu der sie unzweifelhaft gehörte, über seltsame Kommunikationsmethoden verfügen.
    In den meisten Fällen waren sie zweifellos physischer Natur, wurden mit der Hilfe von Boten erreicht. Doch in einigen Fällen war anzunehmen, daß Telepathie ihr Verbindungsmittel war. Zwischen zwei so hochentwickelten Experten wie Ayesha und Zikali darf man wohl annehmen, daß sie auf diese Art ihre Gedanken austauschten und vielleicht auch einander bei ihren Projekten halfen, obwohl dies vielleicht durch normalere Methoden erreicht wurde.
    Doch wie immer die Erklärung auch lauten mochte, Sinn dieses Unternehmens schien es zu sein, mich in weitere Kämpfe hineinzuziehen. Doch das war ohnehin nicht zu vermeiden, da Inez, Robertsons Tochter, mit allen Mitteln befreit werden mußte, falls das überhaupt möglich sein sollte, selbst wenn wir dabei unser Leben verlieren würden. Deshalb mußten wir kämpfen, und es gab dazu nichts mehr zu sagen. Außerdem war dieses Abenteuer ganz besonders interessant, und ich konnte nur hoffen, daß das Glück – oder Zikalis Große Medizin – oder die Vorsehung, besser gesagt – mich alles heil überstehen lassen

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