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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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eine von ihnen rief, tief vor ihr, und auf ein zweites Wort hin rissen sie alle gleichzeitig ihre Messer heraus und stießen sie sich selbst ins Herz.
    Es war ein entsetzlicher Anblick wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Und bis zum heutigen Tage weiß ich nicht, warum sie es taten, außer, vielleicht, daß sie dem Dienst an der neuen Königin verschworen waren und befürchteten, ein grausames Ende zu finden, wenn sie darin versagten, sie zu beschützen. Auf jeden Fall trugen wir sie tot oder sterbend hinaus, da ihre Stiche kräftig und präzise gewesen waren, und keine von ihnen lebte noch länger als ein paar Minuten.
    Dann trat ich auf die Gestalt zu, die auf dem Thron saß, das heißt, eigentlich war es ein Fußbank-Stuhl aus Ebenholz mit Intarsien aus Elfenbein, auf dem sie so reglos saß, daß ich überzeugt war, sie sei ebenfalls tot, besonders, als ich bemerkte, daß sie mit Ledergurten, die mit Goldfäden verziert waren, an den Stuhl gefesselt war. Außerdem trug sie einen Schleier und war so zurechtgemacht, wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf, daß sie genauso aussah, wie Ayesha, sogar die zwei langen, schwarzen Zöpfe, an deren Enden etwas wie eine Perle hing, und die Sandalen an den Füßen stimmten überein.
    Der Unterschied bestand darin, daß sie eine schwere Goldkette um den Hals trug, mit einem ebenfalls aus Gold gefertigten Anhänger, der eine strahlengeschmückte Sonnenscheibe darstellte, eine primitive, aber beeindruckende Arbeit.
    Ich trat auf sie zu und zerschnitt die Ledergurte, da ich mir nicht die Zeit nehmen wollte, die Knoten zu lösen, und hob den Schleier.
    Hinter ihm verbarg sich in der Tat Inez, und Inez lebte, wie ich an dem Heben und Senken ihrer Brust erkannte, doch war sie bewußtlos. Ihre Augen waren zwar weit geöffnet, trotzdem war sie ohne Besinnung. Wahrscheinlich war sie mit Drogen betäubt worden, oder aber irgend etwas Schreckliches, das sie gesehen hatte, hatte ihr das Bewußtsein geraubt. Ich muß gestehen, daß ich darüber froh war, da ich ihr sonst die entsetzliche Geschichte vom Ende Ihres Vaters hätte erzählen müssen.
    Wir trugen sie hinaus und vom Schauplatz der Tragödie fort. Sie schien unverletzt zu sein, und wir legten sie in den Schatten eines Baums, bis eine Trage beschafft werden konnte. Mehr für sie zu tun, war mir nicht möglich, da ich nicht wußte, wie man ihren Zustand behandeln sollte, und auch keinen Alkohol bei mir hatte, den ich ihr hätte einflößen können.
     
    Dies war das Ende unserer langen Verfolgungsjagd, und so haben wir Inez gerettet, die die Zulus ›Lady Traurige Augen‹ nannten.

19
     
    Der Bannfluch
     
     
    Über unsere Rückkehr nach Kôr gibt es kaum etwas zu berichten, außer daß wir diese interessante Ruinenstadt zu gegebener Zeit sicher erreichten. Der Marsch war eigentlich nur aus dem Grund bemerkenswert, daß Umslopogaas sich dazu bereit erklärte – zum ersten und letzten Mal in seinem Leben, wie ich mir vorstelle – in einer Sänfte getragen zu werden, zumindest für einen Teil der Strecke. Er war, wie ich bereits sagte, nicht verwundet worden, die Axt seines mächtigen Gegners hatte seine Haut nicht ein einziges Mal auch nur berührt. Woran er litt, war eine Art Nervenzusammenbruch, da dieser kräftige und absolut furchtlose Krieger, obwohl wenige das für möglich gehalten hätten, im Grund genommen ein sehr empfindsamer und in ständiger nervlicher Anspannung lebender Mann war.
    Nur solche Menschen schaffen es übrigens, den höchsten Punkt von irgend etwas zu erreichen, und das trifft auf Kämpfer genauso zu wie auf alle anderen. Der entsetzliche Kampf mit Rezu war für den Zulu eine immense nervliche Belastung gewesen. Wie er selbst sagte, hatte der Zauberer ihm die Kraft aus dem Körper gesogen, besonders als er feststellen mußte, daß er ihn, wegen seines Panzers, nicht von vorn verwunden und wegen seiner List nicht in seinen Rücken gelangen konnte, bis er auf den verzweifelten Ausweg verfiel, über seinen Kopf hinweg zu springen, und im Sprung nach unten zu schlagen, ein Trick, den er, wie er mir sagte, in seiner Jugend das erste Mal angewandt hatte, um einen Schild-Ring zu durchbrechen und an den zu gelangen, der in seiner Mitte abgeschirmt stand. Umslopogaas hatte gewußt, daß er bei seinem großen Sprung über Rezus Kopf hinweg Erfolg haben mußte – oder erschlagen werden würde, was wiederum meinen Tod und den vieler anderer im Gefolge gehabt haben würde, und nur aus diesem Grund hatte er sich dem

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