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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Spott ausgesetzt, scheinbar die Flucht zu ergreifen, um höheres Terrain zu erreichen, von dem allein aus er die nötige Geschwindigkeit erreichen konnte, die erforderlich war, einen so mächtigen Sprung schaffen zu können.
    Nun, er hatte ihn geschafft, und er hatte gesiegt, und es war vorbei, doch, wie er es ausdrückte, hatte es ihn so geschwächt, ›wie eine Schlange, die nach dem langen Winterschlaf aus ihrem Loch ins Sonnenlicht hinauskriecht‹.
    Für eines, setzte er hinzu, sei er dankbar, nämlich, daß es Rezu nie gelungen sei, seine Arme um ihn zu schlingen, da er sicher gewesen sei, daß er ihm, wenn er das geschafft hätte, das Kreuz gebrochen haben würde, ›wie ein Pavian einen Maishalm zerbricht‹. Keine Kraft, nicht einmal die seine, hätte den eisernen Armen dieses riesigen, gorillaähnlichen Mannes widerstehen können.
    Ich stimmte ihm bei, da ich die mächtige Brust und die prallen Armmuskeln gesehen hatte, und auch die Wucht der Schläge seiner stahlgestielten Axt (welche übrigens, als ich nach ihr suchte, verschwunden war, vermutlich von einem der Amahagger gestohlen).
    Woher mochte die Kraft gekommen sein, fragte ich mich, bei einem, dessen Gesicht wie das eines Greises wirkte? Steckte vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit in der Legende vom Simson, und hatte sie in seinem mächtigen Bart und seinen langen Locken gesteckt? Es war unmöglich, das zu sagen, und wahrscheinlich war dieser Mann eine herkulische Mißgeburt gewesen, denn daß er so stark war wie Herkules, darüber gab es nach allen Geschichten, die ich später über ihn hörte, kaum einen Zweifel. Nur über eines, das ihn betraf, war ich mir klar, nämlich daß alle Geschichten, die seine übernatürlichen Fähigkeiten betrafen, reiner Humbug waren. Er war lediglich ein Vertreter jener Sippe von ›starken Männern‹ gewesen, deren Mitglieder nach wie vor überall auf der Erde wunderbare Leistungen zustande bringen.
    Und nun war er tot und von den Amahagger-Hunden zerfetzt worden, bevor ich eine Gelegenheit gehabt hatte, ihn zu untersuchen, und auch nicht seinen Körperpanzer, und das war das Ende von ihm und seiner Geschichte. Doch als ich den Körper des armen Robertson sah, was ich mußte, als wir ihn an der Stelle begruben, wo er gefallen war, und erkannte, daß er, obwohl er so groß und kräftig gewesen war, von einem einzigen Schlag von Rezus Axt fast in zwei Teile gespalten worden war, begriff ich, wie ungeheuer die Körperkraft dieses Wilden gewesen sein mußte. Ich sage, dieses Wilden, obwohl ich nicht sicher bin, daß dies die richtige Bezeichnung für ihn ist. Offensichtlich folgte er einer Art Religion und besaß auch Phantasie, was durch die Entführung der weißen Frau bewiesen wurde, die seine Königin sein sollte, und auch durch die Verschleierung und Verkleidung, damit sie Ayesha ähnelte, die er fürchtete; durch die beabsichtigte, verhinderte Opferung Robertsons; durch die Einschwörung ihrer Dienerinnen, die den Priester töteten, der sie zu ermorden versuchte, und die schließlich Selbstmord begingen, als sie glaubten, ihr Amt nicht erfüllt zu haben, und durch andere Dinge. All dieses deutete auf etwas hin, das mehr als Wildheit war, vielleicht Überreste einer vergessenen Zivilisation, oder vielleicht eingeborene Fähigkeiten eines individuellen Herrschers. Ich weiß es nicht, und es spielt auch keine Rolle mehr.
    Rezu ist tot, und die Welt kann froh sein, daß es so ist, und jeder, der mehr von seinem Volk wissen will, kann sich gerne mit denen befassen, die in ihrem Land übriggeblieben sind, welches ich nie wiedersehen möchte.
    Während des Marsches nach Kôr regte die arme Inez kein Glied. Wann immer ich an ihre Bahre trat, um nach ihr zu sehen, sah ich sie mit offenen Augen daliegen, die starr in die Ferne zu blicken schienen, was mich sehr beunruhigte, da ich zu fürchten begann, daß sie sterben könnte. Doch ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen, außer die Träger anzutreiben, schneller zu gehen. So rasch marschierten wir den Hang hinab und über die Ebene, daß wir Kôr bei Sonnenuntergang erreichten. Als wir den Burggraben überquerten, entdeckte ich den alten Billali, der uns entgegenkam, uns mit vielen Verbeugungen begrüßte und ein wachsames Auge auf die Sänfte hatte, in welcher, wie er erfahren hatte, Umslopogaas saß. Seine Ergebenheit entsprach im Grunde genommen der, die alle Amahagger uns beiden erwiesen, und sogar Hans, da sie uns nach unserem Sieg über Rezu und seinen Tod unter

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