Sie und Allan
habe, der treu zu mir hält?« fügte er hinzu und schüttelte die uralte Axt über seinem Kopf, so daß die Strahlen der Sonne gleißend von ihrer gekrümmten Klinge reflektiert wurden. »Wohin die Äxte gehen, dorthin gehen auch die Kraft und die Tugend der Axt, Macumazahn.«
»Es ist eine seltsame Waffe«, sagte ich.
»Ja, eine seltsame Waffe und eine uralte, in frühen Zeiten geschmiedet, versicherte mir Zikali, von einem Zauberer, der vor vielen Jahrhunderten lebte, einem Zauberer-Krieger, der auch der erste unter den Schmieden war, und der jetzt in der Unterwelt sitzt und darauf wartet, daß sie in seine Hände zurückkehrt, wenn sie ihre Arbeit unter der Sonne verrichtet hat. Und das wird bald sein, Macumazahn, da Zikali mir gesagt hat, ich sei der letzte Halter der Axt.«
»Also hast du den Öffner von Straßen getroffen«, fragte ich.
»Ja, ich habe ihn getroffen. Er war es, der mir sagte, wie ich aus Zululand entkommen könnte. Und er lachte, als er hörte, daß die Hochwasser führenden Flüsse dich zu meinem Kraal getrieben hätten, und er läßt dir sagen, der Geist der Schlange habe ihm verraten, daß du versucht hättest, die Große Medizin in den Quellenteich zu werfen, doch von eben dieser Schlange daran gehindert worden seist, als sie noch lebte. Dies, so sagte er, dürftest du nie wieder tun, da er sonst gezwungen sei, eine weitere Schlange zu schicken, um dich daran zu hindern.«
»Hat er das gesagt?« entgegnete ich, denn Zikalis Macht, Dinge aus der Ferne zu sehen oder zu erfahren, begann mich zu verwirren und zu erbosen.
Doch Hans grinste nur: »Ich habe es dir gesagt, Baas.«
So treckten wir weiter, Tag um Tag, mußten uns mit solchen Schwierigkeiten und Gefahren abfinden, wie sie auf dem weglosen afrikanischen Veld üblich sind, doch nicht mehr, denn das Gras war gut, und es gab reichlich Wild, und wir schossen, was wir zu unserer Ernährung brauchten. Um ehrlich zu sein, hier in diesem Hinterland, das unter dem Namen Portugiesisch Südwestafrika bekannt ist, gab es Wild jeder Art in einer solchen Fülle, daß ich wünschte, wir könnten unsere Reise in eine Jagdexpedition verwandeln. Doch davon wollte Umslopogaas, den die Jagd langweilte, nichts wissen. Genaugenommen war er mehr darauf erpicht als ich, unseren ursprünglichen Plan durchzuführen. Als ich ihn nach dem Grund dafür fragte, sagte er mir, es ginge um etwas, das Zikali ihm gesagt habe. Um was es sich dabei handelte, wollte er mir nicht sagen, außer, daß er in dem Land, zu dem wir zögen, ›einen großen Kampf kämpfen und viel Ehre erringen‹ würde. Nun war Umslopogaas ein geborener Kämpfer, ein Mann, der Freude an der Schlacht hatte und wie ein alter Wikinger glaubte, daß dies für einen Mann die einzige Möglichkeit sei, ehrenvoll zu sterben. Dies überraschte mich, einen friedlichen Menschen, der die Ruhe und ein Heim liebte. Trotzdem gab ich nach, teils, um ihm einen Gefallen zu tun, teils, weil ich hoffte, irgend etwas von Interesse zu finden, und vor allem, weil mein Stolz mich dazu zwang, eine einmal begonnene Sache auch zu Ende zu führen.
Nun hatte Zikali, während er seine Karte in die Asche zeichnete, oder auch hinterher, erklärt, daß wir, wenn wir uns dem Sambesi näherten, zu einem Ort am Rand eines Busch-Velds gelangen würden, das sich bis zum Flußufer erstreckte, und wo ein weißer Mann lebte, wobei er hinzusetzte, nachdem er wieder seine Knochen geworfen und aus ihnen gelesen hatte, daß er glaube, dieser Weiße sei ein ›Treck-Bure‹. Darunter versteht man, sollte ich erklären, einen Holländer, der seine Heimstatt, wo immer die auch gewesen sein mag, verlassen und sich ein neues Heim in der Wildnis geschaffen hatte, wozu die Wanderlust und der Wunsch, sein eigener Herr zu sein, manche Menschen treibt. Nach einer weiteren Inspektion seiner magischen Fingerknöchelchen erklärte er mir, daß diesem Mann oder seiner Familie etwas sehr Bemerkenswertes geschehen würde, während ich dort weilte. Schließlich zeigte er mir auf der Karte, die er in die Asche gezeichnet hatte, und deren Einzelheiten so unauslöschlich in meine Erinnerung eingegraben waren, den Ort, an dem ich das Haus dieses weißen Mannes finden würde, von dem und dessen Domizil er zweifellos durch die vielen Spione wußte, die im Dienst aller Medizinmänner zu stehen schienen, und besonders im Dienste Zikalis, des größten unter ihnen.
Indem ich mich nach der Sonne und mit dem Kompaß orientierte, war ich ständig in die
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