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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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gewaltige Axt mit beiden Armen. Es war dies das erste Mal, daß ich ihn kämpfen sah, und es war ein auf seine Weise großartiger Anblick. Immer wieder sauste die Axt herab, und bei jedem Hieb sank ein Amahagger tot zusammen, und die anderen wichen zurück, um aus der Reichweite seiner Axt zu kommen.
    Währenddessen hielten Robertson, Hans und ich, auf ein Paar Felsen im Hintergrund stehend, sie unter ständigem Beschuß; wir feuerten über die Köpfe der Zulus hinweg, die tapfer kämpften. Ja, sie wichen zurück, und ließen viele Tote auf der Walstatt liegen. Dann trieb einer ihrer Anführer sie zu einem weiteren Sturmangriff an, und wieder fielen sie über uns her. Ich tötete den Führer mit einem Schuß aus meinem Revolver, da die Gewehrläufe heißgeschossen waren, und als die anderen ihn fallen sahen, machten sie kehrt und rannten in die kleine Bodensenke zurück, wo unsere Kugeln sie nicht erreichen konnten.
    Bis jetzt hatten wir uns halten können, doch um welchen Preis. Drei der Zulus waren inzwischen tot, und weitere drei verwundet, einer von ihnen schwer, die beiden anderen schwer genug, daß sie kampfunfähig waren. Jetzt waren also nur noch drei von ihnen unverletzt, und Umslopogaas, so daß insgesamt sieben kampffähige Männer übrig blieben. Was nützte es schon, daß wir eine ganze Anzahl der Amahagger getötet hatten, wenn wir nur noch zu siebt waren? Wie sollten sieben Männer noch so einen Angriff überstehen?
    Im fahlen Licht des frühen Morgens blickten wir einander niedergeschlagen an.
    »Jetzt«, sagte Umslopogaas, der auf seine rotgefärbte Axt gelehnt stand, »gibt es nur noch eines, das wir tun können: ein gutes Ende finden, obwohl ich mir wünschte, daß es für ein höheres Ziel wäre. Zumindest müssen wir jetzt entweder kämpfen oder fliehen«, schloß er und blickte auf die Verwundeten herab.
    »Nimm keine Rücksicht auf uns, Vater«, murmelte einer von ihnen, der eine tödliche Wunde erhalten hatte. »Wenn es so besser ist, töte uns und geh fort, damit du lebst und auch in den Jahren, die kommen werden, die Axt tragen kannst.«
    »Gut gesprochen«, sagte Umslopogaas und stand wieder eine Weile reglos, dann sagte er: »Die Entscheidung liegt bei dir, Macumazahn.«
    Ich erklärte Robertson und Hans in kurzen Worten unsere Situation und sagte, daß wir eine Chance zum Überleben hätten, wenn wir uns zurückzogen, ich jedoch keine sähe, wenn wir blieben.
    »Gehen Sie, wenn Sie wollen, Quatermain«, antwortete der Captain, »ich werde jedenfalls hierbleiben und sterben, denn da meine Tochter verloren ist, möchte ich lieber tot sein.«
    Ich gab Hans ein Zeichen, zu sprechen.
    »Baas«, sagte er, »die Große Medizin ist hier auf der Erde bei uns, und dein verehrter Vater, der Prediger, ist im Himmel bei uns, also denke ich, daß wir hierbleiben sollten und tun, was wir können, besonders, da ich dieses Schilf nicht so bald wiedersehen möchte.«
    »Das geht mir genauso«, sagte ich knapp.
    Also bereiteten wir uns auf den nächsten Angriff vor, der, wie wir wußten, der letzte sein würde, verstärkten unseren kleinen Schutzwall und schleiften die toten Amahagger davor, als zusätzliche Deckung. Während wir damit beschäftigt waren, ging die Sonne auf, und in ihren ersten Strahlen sah ich auf den vor uns liegenden Hängen des Berges, winzig wie Ameisen vor dem dunklen Hintergrund, eine Gruppe von Männern emporsteigen. Ich hob meinen Feldstecher vor die Augen und erkannte, daß mehrere von ihnen einen Sessel trugen.
    »Dort ist Ihre Tochter«, sagte ich zu Robertson und reichte ihm das Glas.
    »Oh, mein Gott!« murmelte er. »Diese Banditen sind uns tatsächlich entwischt.«
    Eine Minute später waren der Sessel und seine Begleiter im Schatten der gewaltigen, steilen Klippen verschwunden, wahrscheinlich in einen Paß, den wir von hier aus nicht sehen konnten.
    Im nächsten Moment waren unsere Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt, da wir an verschiedenen Symptomen erkannten, daß der Angriff unmittelbar bevorstand. Speere, deren Stahlspitzen im Licht der höhersteigenden Sonne funkelten, erschienen über dem Rand der Bodenfalte, die sich ostwärts zu einer tiefen, buschbestandenen Schlucht vergrößerte. Außerdem hörte ich Stimmen, als ob die Führer ihre Männer zu einem letzten, verzweifelten Versuch anspornen wollten.
    »Sie kommen«, sagte ich zu Robertson.
    »Ja«, antwortete er, »sie kommen, und wir gehen. Es ist ein komisches Ende dieses Phänomens, das wir Leben nennen,

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