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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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hieß, und die du vor allen Leuten geküßt hast und ...«
    Ich wandte den Kopf, um Hans mit Blicken zu töten, ihn mit Worten zu zerschmettern, oder auch mit den Fäusten, da es einfach zu viel war, diesen Mameena-Mythos aus seinem häßlichen Mund wiederauferstehen zu sehen. Doch bevor ich auch nur eine Silbe herausbrachte, hob er einen Finger und flüsterte: »Still! Es dämmert, und sie kommen. Ich höre sie.«
    Ich lauschte aufmerksam, konnte jedoch nichts vernehmen. Doch als ich angestrengt den Hang hinabstarrte, glaubte ich in einer Entfernung von etwa hundert Metern in dem schwachen Licht geisterhafte Gestalten von einem Baum zum anderen huschen zu sehen, die auf diese Weise rasch näherkamen.
    »Aufpassen!« sagte ich zu Robertson, der rechts von mir lag. »Ich glaube, sie kommen.«
    »Das hoffe ich«, knurrte er. »Schließlich haben wir die ganzen Tage darauf gewartet, die Burschen vor die Flinte zu kriegen.«
    Jetzt verschwanden die Gestalten in einer Bodenfalte. Eine Minute später tauchten sie diesseits aus der Vertiefung auf, wo das wenige vorhandene Licht der verblassenden Sterne und der Dämmerung auf sie fiel, da es hier keine Bäume gab. Ich starrte zu ihnen hinüber, und ein Schauer lief mir über den Rücken, denn ich sah auf den ersten Blick, daß dies nicht die Männer waren, die wir verfolgt hatten . Zunächst einmal waren es erheblich mehr, um die hundert, würde ich sagen, dann trugen sie bemalte Schilde, und Federn im Haar, und außerdem schienen sie, soweit ich das erkennen konnte, wohlgenährt und frisch zu sein.
    »Man hat uns in einen Hinterhalt gelockt«, sagte ich zuerst auf Zulu zu Umslopogaas, und dann auf Englisch zu Robertson.
    »Wenn dem so ist, müssen wir eben tun, was wir tun können«, sagte Robertson, »doch Gott möge meiner armen Tochter helfen, denn die anderen Teufel werden sie inzwischen fortgeschleppt haben und überlassen es ihren Brüdern, uns zu erledigen.«
    »Es ist so, Macumazahn«, unterbrach Umslopogaas. »Gut. Wie immer es ausgehen mag, wir werden einen noch besseren Kampf haben. Befiehl, und wir werden gehorchen.«
    Die Wilden, ich will sie so nennen, obwohl ich zugeben muß, daß sie, ob sie nun Kannibalen waren oder nicht, eher wie Araber aussahen, und nicht wie Wilde, kamen völlig lautlos herangeschlichen, anscheinend in der Hoffnung uns im Schlaf überraschen zu können. Als sie sich auf etwa fünfzig Meter genähert hatten und in drei Gliedern auf uns zuzulaufen begannen, die Speere wurfbereit erhoben, rief ich auf Zulu »Feuer!« und schoß gleichzeitig aus beiden Läufen meiner Expreß-Rifle auf zwei Männer, die ich für die Anführer hielt, mit einem Ergebnis, das für mich befriedigender war als für die beiden Amahagger, denn die hatten auf dieser Welt ausgesorgt.
    Es folgte eine gewaltige Ballerei; die Zulus feuerten wild in die Gegend und schafften es selbst auf diese kurze Entfernung, die meisten Kugeln über die Köpfe der Feinde hinweg zu schießen. Captain Robertson und Hans trafen, wohin sie zielten, mit dem Ergebnis, daß die Amahagger, die anscheinend nicht an Feuerwaffen gewöhnt waren, sich eilig in die Bodenfalte zurückzogen, aus der sie aufgetaucht waren. Doch bevor die letzten darin verschwunden waren, hatte ich neu geladen, und zwei weitere Amahagger blieben zurück. Insgesamt hatten wir neun oder zehn von ihnen außer Gefecht gesetzt.
    Ich hoffte, daß sie jetzt die Sache aufgeben würden, doch sie taten es nicht, da sie tapfere Krieger waren, und griffen uns etwa fünf Minuten später erneut en masse an, in der Hoffnung, uns überrennen zu können. Wieder empfingen wir sie mit einem Kugelhagel und streckten mehrere von ihnen nieder, worauf die anderen ihre Speere nach uns schleuderten. Ich war froh, daß sie das taten, obwohl einer der Zulus dabei den Tod fand und zwei weitere verwundet wurden, und ich nur mit knapper Not davonkam, da ein Speer mir zwischen Hals und Schulter hindurchfuhr. Jeder von ihnen hatte nur einen Speer, wußte ich, und wenn sie die nach uns schleuderten, blieben ihnen nur ihre großen Messer, um uns anzugreifen.
    Nach diesem Bombardement mit Speeren, das einige Zeit andauerte, stürmten sie auf uns los, und es kam zu einem harten Kampf. Die Zulus warfen ihre Gewehre fort, sprangen auf die Füße, rissen mit der linken Hand ihre kleinen Kampfschilde empor, die sie in ihren Matten mitgeführt hatten, und mit der rechten ihre Äxte. Umslopogaas, der in ihrer Mitte stand, hatte keinen Schild und schwang seine

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