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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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nicht wahr, Quatermain? Aber, verdammt, ich frage mich, was jenseits davon liegt. Für mich nicht sehr viel, vermute ich, doch was immer es auch sein mag, es kann nicht viel schlimmer sein als das, was ich hier erlebt habe.«
    »Es ist noch Hoffnung für uns alle«, sagte ich so munter wie möglich, da die tiefe Depression dieses Mannes mich bedrückte.
    »Vielleicht, Quatermain, denn wer kennt die unendliche Gnade dessen, das uns so gemacht hat, wie wir sind? Meine alte Mutter pflegte mir das zu predigen, und mir fallen jetzt ihre Worte wieder ein. Doch in meinem Fall wird es, glaube ich, bei der Hoffnung bleiben, oder beim Schlaf, und wenn es nicht um Inez wäre, würde mir das nichts ausmachen, denn, glauben Sie mir, ich habe genug von der Welt und vom Leben. Na warte, du schwarzer Teufel!« Er riß das Gewehr hoch und feuerte auf den Amahagger, der auf dem Rand der Bodenfalte erschienen war. Und er traf ihn, denn ich sah, wie er zusammenknickte und zurückfiel.
    Dann begann das Spiel von neuem, denn die Kannibalen (ich nahm an, daß sie Kannibalen waren, wie ihre Brüder) kamen aus ihrer Deckung hervor, krochen auf Händen und Knien oder auf dem Bauch auf uns zu, um ein kleineres Ziel zu bieten, und schleppten einen langen, dünnen Baumstamm mit sich, der offensichtlich dazu benutzt werden sollte, unsere Schutzmauer zu zertrümmern. Natürlich begann ich sofort auf sie zu schießen, und ich zielte sehr genau, da ich entschlossen war, bei dieser, wie ich glaube, letzten Gelegenheit, meine Schießkunst noch einmal auszuüben, womöglich einen Rekord aufzustellen. Deshalb suchte ich mir meine Männer genau aus, und sogar die Stelle, wo ich sie treffen wollte, und wie eine spätere Überprüfung ergab, machte ich keinen einzigen Fehler bei den sieben oder acht Schüssen, die ich abgab. Doch bevor diese Angelegenheit erledigt war, bestand meine Aufgabe darin, möglichst viele von diesen Schurken zu töten, und das tat ich gründlich und schnell.
    Robertson und Hans feuerten ebenfalls, mit mehr oder weniger Erfolg, doch es waren einfach zu viele, als daß wir sie mit unseren drei Gewehren hätten aufhalten können, und sie rückten näher und näher, bis ihre finsteren Gesichter nur noch wenige Meter von unserer kleinen Brustwehr waren und Umslopogaas seine Axt hob, um sie gebührend zu empfangen. Sie verhielten einen Moment, bevor sie zum letzten Sturm ansetzten, und wir nutzten die Zeit, um neue Patronen in die Kammern unserer Gewehre zu schieben.
    »Stirb wohl, Hans«, sagte ich, »und wenn du drüben als erster ankommen solltest, warte auf mich!«
    »Ja, Baas, das hatte ich ohnehin vor, aber noch nicht jetzt. Wir werden hier nicht sterben, Baas. Solche, die die Große Medizin besitzen, sterben nicht; die anderen sind es, die sterben, wie dieser Bursche da«, und er deutete auf einen Amahagger, der sich am Boden wand, mit einer Kugel aus seiner Winchester im Bauch, denn er hatte während des Sprechens gefeuert.
    »Verdammt – gesegnet, meine ich – sei die Große Medizin«, sagte ich und hob mein Gewehr an die Schulter.
    In diesem Augenblick wurden die Amahagger – es waren etwa fünfzig von ihnen übriggeblieben – von einer seltsamen Unruhe gepackt. Sie verhielten reglos und starrten zu der Bodenfalte, aus der sie gekommen waren: sie riefen einander erregte Worte zu, die wir nicht verstanden, dann sprangen sie auf und liefen wie gehetzt zurück.
    Umslopogaas sah es und handelte sofort. Er setzte über den Schutzwall, gefolgt von den verbliebenen Zulus von der Axt, und stürzte sich brüllend auf die fliehenden Amahagger. Und sie sanken vor Inkosikaas nieder wie Halme vor einer Sense. Es war ein unglaublicher Anblick, wie der Angriff eines Leoparden, so gewandt waren seine Bewegungen, so blitzschnell waren die Hiebe der blitzenden Axt, oder vielmehr ihr Klopfen, denn jetzt hämmerte er mit dem an ihrem rückwärtigen Teil befindlichen Knopf auf ihre Köpfe und Wirbelsäulen. Und er war nicht der einzige, denn auch seine tapferen Männer taten ihr Teil. Innerhalb einer Minute war alles, was von den Amahaggern noch auf den Beinen stand, in panikartiger Flucht, stob nach allen Richtungen auseinander und verschwand zwischen den Bäumen. Hans feuerte einen Abschiedsschuß hinter ihnen her, dann setzte er sich auf einen Stein, zog seine Maiskolbenpfeife heraus und begann sie zu stopfen.
    »Die Große Medizin, Baas«, sagte er salbungsvoll, »oder vielleicht dein verehrter Vater, der Prediger ...« – da verstummte

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