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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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er plötzlich, deutete mit seiner Pfeife zweifelnd auf die Bodenfalte und fuhr fort: »Dort – aber ich denke, daß es dein verehrter Vater ist, nicht die Große Medizin. Ja, es ist der Prediger selbst, der vom Himmel zurückgekehrt ist, dem Ort der Feuer.«
    Als ich verwirrt in die angedeutete Richtung blickte, da ich nicht verstand, was er meinte und glaubte, daß die Aufregung ihm den Verstand geraubt hätte, sah ich einen würdigen, alten Mann, der mich an einen Weihnachtsmann auf einer Kinderfeier erinnerte, mit einem langen weißen Bart, in einem langen, fließenden Gewand, das ebenfalls weiß war, wohlwollend lächelnd auf uns zukommen. Hinter ihm sah ich einen ganzen Wald von Speerspitzen aus der Senke auftauchen. Er schien es für selbstverständlich zu halten, daß wir nicht auf ihn schießen würden, denn er kam mit ruhigen Schritten näher, suchte sich behutsam seinen Weg zwischen den Toten hindurch. Als er nahe genug herangekommen war, sagte er in einer Art Arabisch, das ich verstehen konnte: »Ich grüße Euch im Namen derer, der ich diene. Wie ich sehe, bin ich gerade noch zum richtigen Zeitpunkt gekommen, doch das überrascht mich nicht, da sie gesagt hat, daß es so sein würde. Ihr scheint unter diesen Hunden tüchtig aufgeräumt zu haben.« Er stieß einen der toten Amahagger mit dem Fuß an. »Ja, sehr gut. Ihr müßt große Krieger sein.«
    Dann schwieg er, und wir starrten einander an.

11
     
    Durch die Bergwand
     
     
    »Dies scheinen nicht gerade Freunde von Euch zu sein«, sagte ich und deutete auf die Gefallenen. »Und doch«, setzte ich hinzu und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung auf die Speerträger, die jetzt aus der Senke traten, »sie sind Euren Freunden sehr ähnlich.«
    »Junge Hunde aus demselben Wurf sind einander oft ähnlich, und doch kämpfen sie häufig gegeneinander, wenn sie ausgewachsen sind«, antwortete der Weihnachtsmann trocken. »Zumindest sind diese gekommen, um Euch zu retten, nicht um Euch zu töten. Seht! Sie töten die anderen«, setzte er hinzu und deutete auf ein paar von ihnen, die herumgingen und die Schwerverletzten töteten. »Doch wer sind diese?«, und er blickte mit offensichtlichem Erstaunen zuerst den furchterregenden Umslopogaas und dann den grotesken Hans an. »Nein, antwortet mir nicht. Ihr müßt müde sein und braucht Ruhe. Später können wir reden.«
    »Nun, ehrlich gestanden, wir haben noch nicht gefrühstückt«, sagte ich. »Außerdem haben wir einiges zu tun.« Ich warf einen Blick auf unsere Verwundeten.
    Der alte Bursche nickte und ging dann zurück, um mit einigen Führern seiner Truppe zu sprechen; offenbar gab er ihnen den Befehl, die Amahagger zu verfolgen, denn sie brachen sofort auf und folgten ihrer Fährte. Dann begann ich, unterstützt von Hans und den verbliebenen Zulus, von denen einer Goroko war, unsere Verwundeten zu versorgen. Die Aufgabe erwies sich als leichter, als ich angenommen hatte, da der Schwerverwundete inzwischen gestorben war und die beiden anderen nur Fleischwunden an den Beinen hatten, die Goroko auf seine eigene Eingeborenenart versorgen konnte. Ich ging mit Hans, der mir den Rücken schützen sollte, zu einem kleinen Bach und wusch mich. Dann kehrte ich zurück und aß, und wunderte mich, daß ich einen so guten Appetit hatte, nach allem, was wir durchgemacht hatten. Doch wir hatten es überstanden, und Robertson, Umslopogaas und drei seiner Männer, ich und Hans, hatten keinen Kratzer abbekommen, wofür ich der Vorsehung schweigend, doch aus tiefstem Herzen dankte.
    Hans dankte auf seine Weise, nachdem er sich den Bauch vollgeschlagen und seine Maiskolbenpfeife angesteckt hatte – nicht vorher. Doch Robertson sprach kein Wort. Als er seine natürlichen Bedürfnisse gestillt hatte, stand er auf, trat ein paar Schritte vor und starrte auf die Kluft in dem Berg, in der er die Sesselträger hatte verschwinden sehen, und durch die seine Tochter einem unbekannten Schicksal entgegengetragen worden war. Selbst der schwere Kampf, den wir überstanden, und der Sieg, den wir trotz einer verschwindend geringen Chance errungen hatten, schienen ihn nicht zu beeindrucken. Er starrte nur den Berg an, in dessen Herz Inez verschleppt worden war, und schüttelte seine Faust. Da Inez verloren war, hatte alles für ihn seinen Sinn verloren, so völlig, daß er nicht einmal anbot, uns bei den verwundeten Zulus zu helfen, oder auch nur die geringste Neugier für den seltsamen alten Mann zeigte, durch den wir gerettet worden

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