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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Annahme zu bestätigen, da Rinderherden auf Eigentümer und Hirten hindeuten, doch, soviel ich auch suchen mochte, konnte ich keine Eingeborenendörfer auf den Hängen ausmachen, was darauf schließen ließ, daß diese Menschen jenseits oder innerhalb des Berges leben mußten.
    All diese Dinge, die ich sah, erklärte ich Robertson im Licht der untergehenden Sonne.
    Inzwischen hatte Umslopogaas einen Platz gesucht, auf dem wir unser Nachtlager aufschlagen wollten. Irgendein Kriegerinstinkt, oder vielleicht eine Vorahnung von Gefahr, ließ ihn einen Platz wählen, der sich besonders für eine Verteidigung eignete. Es war eine fast allseits von steilen Wänden umschlossene Erhöhung, die mehr oder weniger einem riesigen Termiten-Bau ähnelte. Auf der einen Seite war sie durch den Bach geschützt, der sich an dieser Stelle zu einem Tümpel staute und deshalb recht tief war, während sich an seiner Rückseite eine Ansammlung jener seltsamen, vom Wasser abgeschliffenen Steine befand, wie man sie nur in Afrika findet, und die, einer auf den anderen geschichtet, wie eine Zyklopenmauer die Westseite des Termitenhügels abschlossen, so daß nur ein schmaler Zugang offen blieb, etwa dreißig oder vierzig Fuß weit, auf der Seite, die dem Berg zugewandt war.
    »Umslopogaas erwartet einen Kampf«, sagte Hans mir grinsend, »denn sonst würde er bei all dieser hübschen Ebene, die um uns liegt, nicht einen Platz gewählt haben, auf dem sich wenige gegen viele verteidigen können. Ja, Baas, er denkt, daß diese Kannibalen uns angreifen werden.«
    »Es sind schon seltsamere Dinge geschehen«, sagte ich gleichgültig, und nachdem ich nach den Gewehren gesehen hatte, legte ich mich schlafen. Ich bemerkte, daß die müden Zulus sich auch bereits ausgestreckt hatten. Allein Umslopogaas schlief noch nicht. Er stand auf seine Axt gelehnt und starrte auf die Umrisse des Berges, der uns gegenüber aufstieg.
    »Ein seltsamer Berg, Macumazahn«, sagte er, »im Vergleich zu diesem ist der Berg der Hexe, in dessen Schatten mein Kraal steht, ein kleines Kind. Ich bin gespannt, was wir darin finden werden. Ich habe schon immer Berge geliebt, Macumazahn, seit der Zeit, als ein jetzt toter Bruder und ich zusammen mit den Wölfen im Schoß der Hexe lebten, denn auf Bergen habe ich meine besten Kämpfe erlebt.«
    »Vielleicht wirst du auch hier welche erleben«, sagte ich düster.
    »Das hoffe ich sehr, Macumazahn, da uns nach all diesen Tagen in Schlamm und Gestank einige zustehen. Schlafe jetzt eine Weile, Macumazahn, denn dein Kopf, den du so viel gebrauchst, hat Ruhe nötig. Habe keine Sorge, ich und der kleine gelbe Mann, die wir nicht so viel denken wie du, werden Wache halten und dich wecken, wenn es nötig werden sollte, was vielleicht vor dem Morgengrauen der Fall sein mag. Hier kann uns niemand angreifen, es sei denn, von vorn, und der Zugang ist schmal.«
    Also legte ich mich hin und schlief tief und fest, vier oder fünf Stunden lang, vermute ich. Dann, vielleicht durch einen Instinkt geweckt, schreckte ich plötzlich hoch, fühlte mich erfrischt, von dieser klaren Bergluft, tatsächlich wie ein neuer Mensch, und sah im Mondlicht Umslopogaas auf mich zukommen.
    »Steh auf, Macumazahn«, sagte er. »Ich höre Geräusche von Männern dort unten.«
    In diesem Augenblick kroch Hans an ihm vorbei und flüsterte: »Die Kannibalen kommen, Baas, und es sind viele. Ich glaube, daß sie uns vor Tagesanbruch angreifen wollen.«
    Dann verschwand er nach hinten, um die Zulus zu warnen. Als er an mir vorbeiglitt, sagte ich: »Wenn dem so sein sollte, Hans, wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo deine Große Medizin zeigen muß, was sie zu tun vermag.«
    »Die Große Medizin wird dich und mich bestimmt schützen«, sagte er auf Holländisch, das Umslopogaas nicht verstand, »aber ich glaube, daß ein paar Zulus weniger da sein werden, für die ich kochen muß, bevor die Sonne heiß wird. Ihre Geister werden in Schlangen verwandelt werden und ins Schilf zurückkehren, aus dem sie, wie sie sagen, ›herausgerissen‹ wurden.«
    Ich sollte hinzusetzen, daß Hans der Koch unserer Expedition war und sich ständig darüber ärgerte, daß die Zulus so viel von dem Fleisch aßen, das er zubereitete. Doch es besteht ja ohnehin keine große Sympathie zwischen Zulus und Hottentotten.
    »Was hat der kleine gelbe Mann über uns gesagt?« fragte Umslopogaas mißtrauisch.
    »Er sagte, wenn es zur Schlacht kommt, werden du und deine Leute großartig kämpfen«,

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