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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nuschelte er.
    Lisa deutete aufgeregt zur Bühne. »Da, es geht weiter.«
    Die Zaubervorführung im Innenhof der Schlossschule wurde nach einer kurzen Pause endlich fortgeführt. Vor der Bühne hatten sich rund fünfzig Schüler und Eltern versammelt.
    Der Magier betrat die Bühne. Er trug schwarze Kleidung und einen dunklen Umhang.
    Es war Chris.
    »Er macht das ganz gut«, meinte Nils und stibitzte Kyra die Wurst vom Teller. »Da kann man nicht meckern.«
    Lisa warf Chris verliebte Blicke zu. »Er ist toll.«
    Nils verdrehte die Augen und biss schmatzend in Kyras Bratwurst.
    Chris führte mehrere Zauberkunststücke vor. Seit er, genau wie seine drei Freunde, Träger der magischen Sieben Siegel war, hatte er ein bewundernswertes Fingergeschick entwickelt. Die Illusionen, die er auf der Bühne demonstrierte, fielen ihm nicht schwer. Schon während der Proben, die Kyra und die anderen mehrfach besucht hatten, war ihm kein einziger Fehler unterlaufen.
    Nacheinander vollführte er seine Kunststücke, ließ Gegenstände, schließlich sogar eine Schülerin verschwinden, sägte sich selbst ein Bein ab und setzte es wieder an, verdrehte seinen Kopf um dreihundertsechzig Grad und entnahm sich mithilfe einer Grillgabel vom Wurststand den rechten Augapfel.
    Das Publikum tobte und johlte. Die Vorführung war ein voller Erfolg.
    Neben Kyra stand ein Mädchen aus der Oberstufe. Die Freunde kannten sie, ihr Name war Mara. Sie hatte sich zur Vorbereitung der Halloweenfeier dem Organisationskomitee angeschlossen. Ihr war es zu verdanken, dass die Schulleitung den abgesperrten Altbautrakt für diesen Tag geöffnet hatte. Sie war mutig und wortgewandt aufgetreten und hatte sich nicht von den langwierigen Verhandlungen mit der Lehrerkonferenz abschrecken lassen. Dabei war Mara ansonsten eher still und in sich gekehrt. Sie hatte langes hellblondes Haar, das ihr glatt bis weit auf den Rücken fiel. Stets trug sie schwarze Kleidung, meist mit allerlei Gaze und Tüll abgesetzt, und sie färbte ihre Augenbrauen und Wimpern schwarz. Sogar ihr Lippenstift war ungewöhnlich dunkel, ein volles, blutiges Rot.
    Mara beobachtete Chris’ Darbietung schweigend, klatschte aber nicht. Sie schien tief in Gedanken zu sein.
    Chris beendete seinen letzten Trick, dann verließ er unter dem Applaus des Publikums die Bühne und verschwand in den Umkleideräumen.
    Die nächste Attraktion waren sechs Schülerinnen aus der neunten Klasse, die sich mit weiten Röcken und langen Nasen als Hexen kostümiert hatten. Auf ihren Wangen klebten künstliche Warzen, und ihr Haar war streng zurückgegelt. Zu wilder, ungarischer Geigenmusik führten sie einen bizarren Tanz auf.
    »Hexen«, murmelte Mara abfällig. Sie stand so nahe bei Kyra, dass diese die Worte zufällig mit anhörte. »So sehen doch keine Hexen aus.«
    Kyra drehte sich zu ihr um. »Ach nein? Wie sehen sie denn aus?«
    Mara musterte sie einen Moment lang abschätzend, dann sagte sie kühl: »Hexen sind wunderschön. Natürlich sind sie das. Sie haben die Macht dazu, die schönsten Frauen der Welt zu sein … nur mit einem Fingerschnippen.«
    Damit wandte sie sich ab und tauchte in der Menge unter. Kyra blickte ihr hinterher, verlor sie aber innerhalb von Sekunden aus den Augen.
    »Was sollte das denn?«, fragte Nils und schob sich den letzten Wurstzipfel in den Mund. Man hätte meinen können, Chris hätte ihn mit seinem ewigen Hunger angesteckt.
    Kyra versuchte noch immer, Mara zwischen den Zuschauern zu entdecken, doch das Mädchen war fort. Wie vom Erdboden verschluckt. »Keine Ahnung«, murmelte sie.
    Nils zuckte mit den Schultern. »Ist halt ’n Gruftie.«
    Kyra nickte nachdenklich, erwiderte aber nichts.
    »Wo ist Lisa hin?«, fragte Nils plötzlich.
    Bevor Kyra eine Antwort geben konnte, kam Lisa schon gemeinsam mit Chris auf die beiden zu. Sie hatte ihn am Umkleideraum abgeholt. Er trug jetzt wieder seine übliche schwarze Jeans und das schwarze Sweatshirt.
    »Wo wir gerade von Grufties sprechen …«, murmelte Nils.
    »Hi«, begrüßte Kyra Chris. »Das war gut.«
    Chris grinste. »Einmal wär mir fast dieser blöde Gummiaugapfel von der Gabel gerutscht. Aber ansonsten lief’s ganz ordentlich, glaub ich.«
    »Sah richtig echt aus«, schwärmte Lisa, während ihr Bruder sie mit stummen Mundbewegungen nachäffte.
    Chris schaute auf den leeren Pappteller in Nils’ Hand. »Au ja, so was hätte ich auch gern.«
    Damit verschwand er auch schon in Richtung Grillstand und bestellte eine dreifache

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