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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erfüllte den Raum.
    »Das Kostüm liegt bei den Palmen da drüben«, sagte Lisa.
    Nils verschwand hinter den Pflanzen und kehrte kurz darauf mit der grünbraunen Kiemenmaske des Lagunenmonsters zurück.
    »Nummer eins«, sagte er und führte die anderen zurück auf den Korridor.
    »Wartet mal«, flüsterte Kyra plötzlich, nachdem Nils die Tür geschlossen hatte.
    »Was denn?«, fragte Lisa nervös.
    Kyra legte den Zeigefinger an die Lippen.
    »Psst!«
    Alle vier horchten in das unheimliche Dunkel des Altbaus. Doch was immer Kyra gehört hatte, es wiederholte sich nicht.
    Chris sah Kyra besorgt an. Sie hatten gelernt, jede Warnung ernst zu nehmen. »Was war denn?«
    »Ein Geräusch. So ein … ein Zischen. Als würde irgendwas durch die Luft sausen. Wie eine Peitsche.«
    »Das wird Toby sein«, meinte Lisa. »Wahrscheinlich ist er doch noch irgendwo im Haus.«
    »Oder Mara«, sagte Nils. »Vielleicht auch ein Lehrer oder der Hausmeister.«
    »Die kommen heute nicht mehr hier rein. Die Schulleitung steht auf dem Standpunkt, dass wir uns um alles kümmern müssen, was mit Halloween zu tun hat.« Kyra schaute sich angespannt um, dann seufzte sie. »Ganz schön schlimm, wenn einem selbst ein harmloses Geräusch einen Schreck einjagt.«

Seit sie Träger der Sieben Siegel waren, hatten sie so oft um ihr eigenes und das Leben anderer gekämpft, dass sie zwangsläufig in ständiger Alarmbereitschaft waren, ob sie nun wollten oder nicht. Auch das war Teil des Fluchs der Siegel.
    »Es geht wieder los«, keuchte mit einem Mal Chris.
    Lisa spürte einen Kloß im Hals. »Hier? In der Schule ?« Sie alle schauten auf ihre Unterarme. Chris hatte Recht. Die magischen Male waren auf ihrer Haut erschienen wie exotische Tätowierungen. Sieben uralte Schriftzeichen, in einer Sprache, die seit Jahrtausenden vergessen war. Ihr Auftauchen signalisierte, dass die Mächte des Bösen nahe waren. Doch sie warnten die vier Freunde nicht nur vor den Kreaturen der Nacht – sie lockten sie auch herbei.
    Im selben Moment gerieten die Stoffbahnen an den Wänden in Bewegung, warfen Wellen wie schwarze Meeresbrandung, flatterten und wanden sich wie Schwingen eingesperrter Raubvögel.
    Am fernen Ende des Korridors erschien eine Gestalt. Sie stand völlig im Dunkeln, nur ihre Silhouette war schwach zu erkennen.
    »Meine Schule«, wisperte eine böse, tückische Stimme. »Dies ist meine Schule, und ihr habt keine Erlaubnis, hier zu sein.«
    Und dann hallte ein einziges Wort endlos wiederholt durch das dunkle Gemäuer, brach sich an den Mauerwinkeln und Decken.
    Strafe.
    Immer wieder und wieder.
    Strafe, Strafe, Strafe …

Im Hexenhaus
    »Wer ist das?«, keuchte Nils.
    »Ganz egal«, erwiderte Kyra, ohne ihren Blick von dem schwarzen Umriss am Ende des Gangs zu nehmen. »Wir müssen irgendwas unternehmen.«
    »Wir wissen ja nicht mal, was er von uns will«, flüsterte Lisa.
    Strafe, Strafe, Strafe, hallte es von den Wänden wider.
    »Das reicht ja wohl als Antwort.« Kyra ballte die Fäuste. »Los, rüber zum Notausgang.«
    Einige Meter entfernt befand sich eine Tür, auf die jemand ein Schild mit der Aufschrift Feuertreppe geheftet hatte. Eine Leuchtanzeige, wie sonst bei Notausgängen üblich, gab es nicht.
    Chris erreichte die Tür als Erster und riss sie auf. Dahinter gähnte ein runder dunkler Schacht, durch den eine enge Wendeltreppe in die Tiefe führte. Spinnweben – diesmal echte – hingen von den Wänden, und es roch, als hätte sich ein ganzes Rattennest hierher zum Sterben zurückgezogen.
    Als Letzte lief Kyra durch die Tür. Sie warf einen Blick zurück und sah, dass die Gestalt noch immer unverändert am Ende des Korridors stand. Dabei ließ sie einen Stock in ihre linke Handfläche klatschen, in einem regelmäßigen Takt, wie das langsame Ticken einer Uhr.
    Kyra riss die Tür hinter sich zu und folgte den anderen in die Tiefe. Sie befanden sich im zweiten Stock und mussten hinunter ins Erdgeschoss, um den Altbau zu verlassen. Aber durften sie einfach davonlaufen? Mit dem Erbe der Sieben Siegel war auch eine große Verantwortung auf sie übergegangen. Wenn irgendwer sich der Gestalt dort oben entgegenstellen konnte, dann waren sie das.
    Trotzdem liefen sie erst einmal weiter. Solange sie nicht wussten, mit wem oder was sie es zu tun hatten, blieb ihnen gar keine andere Wahl.
    Chris, der als Erster die engen Windungen der Treppe hinunterstürmte, passierte gerade den Zugang zum ersten Stock, als ihnen von unten plötzlich eine

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