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Sieben Siegel 10 - Mondwanderer

Sieben Siegel 10 - Mondwanderer

Titel: Sieben Siegel 10 - Mondwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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das?«
    Lisa streckte zögernd die Hand aus und legte die Fingerspitzen an den Wagen. »Fühlt sich an wie … hm, nicht wie Plastik. Auch nicht wie Metall.«
    Sie sahen einander an, und Chris sprach schließlich aus, was beide dachten:
    »Wie Haut.«
    Lisa riss die Finger zurück, als hätte sie ein totes Tier berührt. Auch Chris trat einen Schritt nach hinten.
    »Wir könnten uns täuschen«, sagte er halbherzig. »Ich meine, es könnte irgend so ein neues synthetisches Material sein.«
    »Klar«, erwiderte Lisa, »und ich bin die Königin von Saba. Die Oberfläche ist weich, Chris!«
    Selbst jetzt, da sie ihre Hand zurückgezogen hatte, konnte sie das Material – die Haut! – noch an ihren Fingerspitzen spüren, so als wäre ein Stück davon an ihr haften geblieben. Hastig wischte sie sich die Hand an ihrem T-Shirt ab. Doch da war nichts – ihre Finger waren vollkommen sauber.
    »Gehen wir weiter?«, fragte sie leise. Das Rendezvous mit Chris hin oder her – im Augenblick wäre ihr wohler gewesen, wenn Kyra und Nils bei ihnen wären. Aber natürlich sprach sie das nicht aus. Sie wollte sich vor Chris keine Blöße geben, obgleich das natürlich Unsinn war. Sie waren beste Freunde, und sie wussten alles übereinander. Na ja, fast alles.
    »Wir sollten lieber vorsichtig sein«, sagte er und ergriff abermals wie selbstverständlich ihre Hand. Zusammen schlichen sie an der Seitenwand entlang, bis der zweite Waggon in Sicht kam.
    »Was ist das denn?«, entfuhr es Chris.
    Normalerweise, das wusste Lisa, hätte es zwischen dem hinteren und mittleren Waggon ein Gewirr aus Stahlrohren und Kabeln geben müssen – doch stattdessen schienen die beiden Wagen miteinander verwachsen zu sein wie die narbigen Ränder einer Wunde. Gewellte, unsymmetrische und, ja, irgendwie lebendige Stränge verbanden die beiden Wagen miteinander und verschmolzen ohne Übergang mit den Außenwänden.
    Lisa schüttelte sich. »Wir verschwinden besser.«
    »Aber die Siegel«, versuchte Chris sie und sich selbst zu beruhigen. »Sie sind noch immer nicht aufgetaucht.«
    »Willst du vielleicht abwarten, bis eines dieser Dinger statt einer Tür ein Maul aufreißt?«
    Chris sah sie mit großen Augen an, so als hätte Lisa etwas ausgesprochen, das ihm selbst gerade in den Sinn gekommen war. Dann nickte er rasch. »Okay. Lass uns nur noch nachschauen, ob es weiter vorne vielleicht so was wie eine Lokomotive gibt.«
    »Und wenn nicht?«
    Chris’ Gesichtsausdruck wechselte, er öffnete den Mund zu einer Antwort. Dann aber schüttelte er nur stumm den Kopf und ging voraus.
    Sie passierten den mittleren Waggon und kamen zum vorderen. Jetzt konnten sie deutlich erkennen, dass es keine weiteren Wagen gab, auch keine Zugmaschine. Es war, als wären die drei Waggons einfach aus dem Nichts aufgetaucht.
    »Vielleicht brauchen sie gar keine Lokomotive«, meinte Lisa im Flüsterton. »Ich meine, jedes Kind sieht doch, dass das keine normalen Waggons sind. Vielleicht hat jeder einen eigenen Motor.« Falls sie so etwas wie Motoren überhaupt nötig haben!
    »Das reicht«, sagte Chris. Auch er hatte die Stimme gesenkt. »Wir hauen ab.«
    Gleich vor ihnen lag der altvertraute Trampelpfad, der von den Schienen hinab auf die Wiesen führte. Das konnte ihnen nur recht sein – so mussten sie sich nicht erneut durch die Brombeersträucher kämpfen. Und sie mussten nicht noch einmal an den drei Waggons vorbei.
    Während des Abstiegs warfen beide unsichere Blicke zurück zu den finsteren Umrissen auf den Gleisen.
    »Hast du schon mal einen Zug ohne Türen gesehen?«, fragte Lisa, als sie schließlich auf der Wiese standen.
    »Noch nie.«
    »Der hier hatte keine.«
    »Vielleicht auf der anderen Seite.«
    »Meinst du das ernst?«
    Chris wich ihrem Blick aus. »Zuerst einmal sollten wir rausfinden, wohin die Schienen führen. Dann wissen wir vielleicht bald, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Übrigens, Chris«, Lisa fasste ihn am Arm, »wir haben uns noch gar nicht gefragt, was die Waggons mit der Schattenshow zu tun haben.«
    »Vielleicht gar nichts.«
    Lisa rümpfte die Nase. »Ach, sie stehen ganz zufällig gerade heute dort?«
    »Wenn sie zur Show gehören, müsste irgendwer sie entladen, oder?«, verteidigte sich Chris. »Da oben war kein Mensch, und aus Waggons ohne Türen kann man auch nichts raustragen.«
    Lisa wandte sich ab. Mutmaßungen brachten sie nicht weiter. Eilig liefen sie einen Feldweg hinunter bis zur Kieselwiese, fischten ihre Räder aus den

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