Sieben Wind
jemand etwas wüsste, sollte er dies den anderen mitteilen, um rasch handeln zu können.
Sie wussten, dass nichts mehr so sein würde, wie es war. Dass sie vielleicht einander nie wieder sehen würden. Dies war die vorerst letzte gemeinsame Nacht. Es war eine ruhige Nacht, aber auch eine schlaflose. Vor allem für Isak, der stark gegen seine Tränen ankämpfen musste. All diese Jahre, die er nun lebte, war es friedlich gewesen. Dann bekam er vom Himmel ein Geschenk, welches er zunächst nicht wollte, aber dennoch sehr schnell sein Herz eroberte und ihm nun alles bedeutete. Und jetzt hatte er Angst, dass er Sieben verlieren würde. Um sein eigenes Leben sorgte er sich nicht. Er war schon alt, wenn er sterben würde, konnte er auf ein schönes Leben zurückblicken, aber Sieben Wind war noch ein Kind. Und er hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Eins wusste er, wenn es erforderlich wäre, würde er sein Leben für ihn hergeben. Mit diesen quälenden Gedanken schien die Nacht für ihn stillzustehen. Es war, als würde er durch diese kalte Dunkelheit wandern und nach der Zeit suchen. Der Zeit, die ihm endlich den Schlaf bringen würde. Doch er fand sie nicht. Die Worte JaAs wurde er nicht los. Wenn es so gefährlich war und er diese Gefahr kannte, wieso erzählte er nicht mehr? Dieses Schweigen von JaAs half Isak jedenfalls nicht, seine Sorgen weniger werden zu lassen. Wovor hatte JaAs so große Angst, dass er sich ihnen nicht anvertrauen wollte? Was verheimlichte er?
So angestrengt er auch in dieser Nacht über JaAs und seine Worte nachdachte, er wurde aus ihm nicht klug. Warum bot er nicht an, Sieben Wind zu begleiten? Was würde sie dort erwarten? Der Ranges war viele Monate entfernt. Diese Strecke hatte bisher keiner, der ihm bekannt war, zurückgelegt. Isak konnte sich nur ganz schwach an eine alte Karte seines Ururgroßvaters Uri erinnern, wo der Weg dorthin verzeichnet war. Sobald er wieder zu Hause wäre, war das Erste, was er tun musste, diese Karte zu finden.
Wie er so darüber nachdachte, wünschte er sich noch mal mit JaAs sprechen zu können. Um ihn fragen zu können, ob es noch einen anderen Weg gab, einen sicheren. Er hatte doch etwas von einer Alternative erwähnt gehabt. Die Karte seines Ururgroßvaters stammte angeblich, laut seiner Aussage, aus den Zeiten der Drachenkriege. Und seitdem sollte Qooks überall , auch im Süden, sehr friedlich sein, doch wissen konnte er es nicht, da er diese Gebiete nicht kannte. Nur wusste er, dass die Geschichten seines Ururgroßvaters nicht seiner Fantasie entsprangen. Viele hatten ihm nachgesagt, dass er Fantasie und Realität nicht mehr unterscheiden konnte und an Schwachsinn litt. Isak hingegen hatte seinen Ururgroßvater, den er liebevoll Uri nannte, sehr lieb gehabt und ihm gerne zugehört und ihn nicht für schwachsinnig gehalten. Er war sehr dünn gewesen, schon richtig knochig und ineinander zusammengefallen, sein Bart war eher ein dünner Streifen der im bis zur Brust reichte und er hatte sehr dicke Augenbrauen gehabt. Er war knapp 1,70 Meter groß. Aber trotz seiner 212 Jahre war seine Stimme sehr jugendlich geblieben. Isak erinnerte sich gerne an Uri zurück, doch jetzt bekamen all diese Erinnerung einen anderen Wert. Einen lebenswichtigen Wert, der ihm nutzen konnte, Sieben Wind zu helfen.
Isak kamen wieder Kindheitserlebnisse in den Sinn, die er längst vergessen glaubte. Als Kind hatte ihm sein Ururgroßvater die Geschichte der Drachen erzählt, in denen auch der Ranges eine große Rolle spielte.
Ach JaAs, warum lässt du mich allein im Dunkeln?, dachte sich Isak.
Er hatte nur die Gewissheit, dass ihm morgen der schwerste Rückweg seines Lebens bevorstand. Sieben Wind und er würden sich von all ihren Lieben verabschieden müssen. Sicher würde der Abschied von Onkel Lu und Lucy ihnen am schwersten fallen, da sie ein fester Bestandteil ihres Lebens waren. Sie waren ihre Familie.
Am liebsten hätte er sich den Rückweg erspart. Schlummern und nie mehr aufwachen, wenn dadurch alles bleiben könnte, wie es war. Doch dies war nur eine Utopie. Noch voller verwirrter Gedanken schlief er dann endlich sehr spät ein.
Am nächsten Morgen verabschiedeten sich alle recht früh.
Wie verabredet, wollte jeder, der eine Nachricht vernahm, egal wie unwichtig sie auch klingen mochte, diese den Eulen übergeben. Und wenn einer von ihnen entschied, dass es Zeit war zusammenzukommen, so wollten sie dies tun.
In dieser schweren Stunde wurde Isak wieder mal bewusst,
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