Siebenmeter fuer die Liebe
kennst du den?«
»Mama! FLORIAN HOFFMANN, die Nummer 7 aus GÖPPINGEN, der beste Spieler auf HALB LINKS.«
»Du warst doch noch nie in Göppingen. Und der hat mit euch Handball gespielt? Wo denn?«
|53| Ich kralle mich am Waschbecken fest. »Mama, nicht mit uns. Der hat in der Bundesliga gespielt, wir haben ihn mal in Kiel gesehen, beim Punktspiel gegen den THW, und Ellen hat sich ein Autogramm von ihm geholt, und als ich endlich unten auf dem Spielfeld ankam, war er schon in der Kabine.«
»Ja, und? Was hat das jetzt mit deinem Trainingsanzug zu tun?«
Sie hat überhaupt keine Ahnung, wovon ich rede. Meine eigene Mutter interessiert sich null dafür, dass mein Leben gerade an einem Wendepunkt steht. Ich wende mich wieder dem Spiegel zu und betrachte mein Gesicht. Pure Verzweiflung.
Die Ignorantin klopft mir leicht auf die Schulter und sagt: »Wie auch immer, wir können dir ja einen neuen Trainingsanzug kaufen, den kannst du auch in Malente anziehen, das heißt, wenn alles klappt. Beeil dich jetzt.«
Eine halbe Stunde später treffe ich Marie und Johanna. Marie fängt sofort an zu reden. Ihr Bruder macht Musik in einer Band, er hat am Samstag einen Auftritt beim Stadtteilfest und Marie findet, wir sollten unbedingt da hin.
Johanna schüttelt sofort den Kopf. »Das ist doch bestimmt abends. Da darf ich garantiert nicht.«
»Dann geh doch mit Julius. Wenn mein Bruder mitkommt, darf ich immer. Paula, was ist mit dir?«
»Anton ist erst acht.«
|54| »Quatsch, das meine ich nicht, darfst du mit? Oder sind deine Eltern auch so komisch wie Johannas?«
Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich kann ja fragen.«
Im Moment habe ich überhaupt keine Lust, mir auch noch den Bruder von Marie anzutun, vermutlich ist das genauso ein Großstadtaffe wie der supercoole Julius.
»Wie alt ist dein Bruder denn?«
»Thorben geht mit Julius in eine Klasse, also 14. Ach komm, Johanna, Julius ist doch dabei, die spielen auch schon um 18 Uhr.«
Genau in diesem Moment schießen zwei Fahrräder an uns vorbei, um ein Haar wären sie Johanna ins Kreuz gejagt.
»Hey, ihr Idioten«, meine Wut kommt fast gleichzeitig mit dem Schreck. Marie kichert, als der Rechte sich umdreht und beim Weiterfahren »Schönen guten Morgen, Landei« brüllt.
Ich schlucke die Antwort runter und merke Johannas verlegenen Blick. »Julius meint das nicht so.«
»Schon gut.«
»Der Linke war übrigens mein Bruder Thorben.« Marie grinst immer noch. »Du Landei.«
»Sehr witzig. Ich könnte mich über eure Witze echt wegschmeißen. Vielleicht könnt ihr euch mal um eure Brüder kümmern, bevor die ganz durchknallen.« Das musste jetzt mal gesagt werden.
|55| Sobald wir das Schulgebäude sehen, erhöht sich mein Pulsschlag. Die ersten beiden Stunden haben wir Mathe, danach eine Stunde Deutsch, dann SPORT. Ich habe mich entschlossen, nichts über Florian Hoffmann zu erzählen. Nach der Reaktion meiner Mutter rechne ich nicht damit, Marie, Johanna und erst recht nicht Frieda in Begeisterungsstürme zu versetzen. Sie wissen wahrscheinlich noch nicht mal, dass Handball auf Tore gespielt wird. Ich werde keinen Ton über ihn sagen, zumindest noch nicht heute.
Als wir den Klassenraum betreten, fällt mein Blick sofort auf Jette. Das ist nicht weiter schwer, denn sie steht in voller Schönheit mitten im Raum und gestikuliert wie wild. Ich kann mich gar nicht darauf konzentrieren, was sie für einen Blödsinn erzählt, ich sehe nur, was sie anhat: eine weiße Jeans und ein knappes Top, natürlich bauchfrei, natürlich pink, mit der Aufschrift »Fitness Queen«.
»Würg!« Marie sagt, was ich denke, und geht an mir vorbei. »Na, Jette, machst du dich schon warm für den Supertrainer?«
»Ach Marie, irgendwann erstickst du an deiner eigenen Zunge. Nur kein Neid, bitte.«
»Worauf soll ich neidisch sein? Wir gucken nachher mal, wie dein Haar sitzt, wenn du schwitzt. Und wer von uns …«
»Marie, Jette!« Kathis dunkle Stimme braucht kaum Lautstärke, um Erfolg zu haben. Der Zickenkrieg verstummt. |56| Kurz wenigstens. Dann holt Jette wieder Luft. »Ich habe übrigens Herrn Hoffmann vorgeschlagen, in die Eisdiele zu gehen. Er fand das klasse.«
»Na ja«, mischt Mela sich ein, »er hat gesagt, wir können das nach der Schule gerne machen, nur nicht in der Sportstunde.«
Jette schießt einen giftigen Blick in ihre Richtung und wirft ihre Haare zurück. »Aber er fand die Idee super.«
Lucie nickt in ihre Richtung. »Ja, er
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