Siebenmeter fuer die Liebe
zu spät kommst, ist das doch doof. Los, denk an die Geige.«
Frieda lässt die Schultern hängen und atmet tief aus. »Das bringt doch alles nichts.«
Ich könnte sie treten.
|60| Wir sind tatsächlich die Letzten. Die Umkleidekabine riecht genauso wie alle anderen, die ich kenne. Ich fühle mich sofort zu Hause und warte fast darauf, dass gleich Ellen und Jana um die Ecke kommen.
Frieda hat sich wie ein nasser Sack auf die Bank plumpsen lassen. Kathi, in einem grünen Trainingsanzug, stellt sich vor sie. »Los, umziehen, neuer Start, neues Glück. Die aus der Neunten haben gesagt, der macht super Unterricht, auch Theorie. Das ist doch was für dich.«
Die Antwort ist nur ein sehr skeptischer Blick.
Neben mir bindet sich Marie schon die Schuhe zu, als sie den Kopf hebt, deutet sie auf Jette und Lucie.
Die flechten sich gerade gegenseitig die Haare. Jettes Mähne wird von silbernen Spangen gehalten, die farblich zu dem einteiligen Gymnastikanzug passen. Sie hat schon richtig viel Busen, denke ich, während ich an meinem alten geringelten T-Shirt heruntersehe. Nicht so platt wie ich. Marie grinst mir zu und sagt laut: »Los, Paula und Johanna, kämmt euch auch noch mal über.«
»Sehr witzig.« Jette schnappt sich ein Handtuch und geht mit Hüftschwung an uns vorbei, dicht gefolgt von den Zwillingen. Johanna sieht ihr bewundernd hinterher. »Ich hätte zu gerne so eine Figur.«
Marie zeigt ihr einen Vogel, dann läuft sie hinter dem Trio her, der Rest der Klasse folgt, Frieda und ich gehen ganz zum Schluss. Ich fühle, dass mein Gesicht |61| jetzt schon rot ist, meine Beine zittern. Ich war noch nie in meinem Leben so aufgeregt.
Und dann steht er da. Mitten in der Halle, an einen Kasten gelehnt, schaut er uns entgegen. Sieht jedem ins Gesicht, lächelt ab und zu und wartet, bis wir uns alle auf zwei Matten gesetzt haben und es ruhig ist.
»So, guten Morgen zusammen. Mein Name ist Florian Hoffmann, ich soll euch jetzt in Sport unterrichten und hoffe, dass wir ein gutes Team werden. Ich habe hier einen Stapel Lätzchen, zumindest sehen die so aus, aus Stoff, bitte schreibt eure Namen vorne ins weiße Feld und zieht eins über, das macht es für mich einfacher. Könntest du die bitte verteilen?« Er reicht den Stapel an einen Jungen, der genau vor mir sitzt, Alex oder Andreas. Florian Hoffmann ist einen Meter von mir entfernt! Ich schlucke aufgeregt. Jeder schreibt seinen Namen auf, der schwarze Edding wandert durch die Reihen, während Florian Hoffmann weiterspricht. »Wir haben zwei Stunden Sport in der Woche, wie ihr wisst, mein Plan sieht folgendermaßen aus: Eine Stunde Jungs und Mädchen zusammen, das ist diese Stunde heute. Wir kümmern uns um Beweglichkeit, um Ausdauer und um eine gute Haltung, das ist jetzt nicht ganz so anstrengend, aber wichtig. Mir ist es lieber, dass die nicht ganz so Sportlichen unter euch sich eine Stunde in der Woche ein bisschen bewegen als zwei Stunden mit einem Attest auf der Bank zu sitzen und zuzusehen.«
|62| Einige von uns kichern, Frieda neben mir setzt sich etwas aufrechter hin.
»In der anderen Stunde gibt es Programm für diejenigen, denen das nicht reicht. Ich würde gerne verschiedenen AGs bilden, die sich mit bestimmten Sportarten befassen, damit ich da mehr in die Tiefe gehen kann. Da warte ich auf Vorschläge.«
Lieber Gott, lass jemanden Handball vorschlagen!
»Und?«
Jette steht betont langsam auf. Leider sitzt das Lätzchen so, dass von dem figurbetonten Einteiler kaum etwas zu sehen ist. Dafür funkeln die Haarspangen.
»Ich würde schrecklich gerne Jazzdance machen, oder vielleicht einen Kurs zur Cheerleaderin.«
Florian Hoffmann runzelt kurz die Stirn, dann lächelt er hinreißend. »Ich glaube, ich bin da nicht der richtige Übungsleiter, das macht aber nichts, weil in der nächsten Woche noch eine Kollegin dazukommt, die ein Referendariat hier macht. Ich glaube, die ist sogar Cheerleaderin gewesen, wir stimmen uns da sowieso noch ab. Andere Vorschläge?«
Jette setzt sich mit frustrierter Miene hin, das war ja wohl nichts, jetzt muss sie zur AG und dann noch bei einer fremden Lehrerin. Schadenfroh grinsen Marie, Johanna und ich uns an.
»Fußball.« Der Vorschlag kommt von vier Jungen gleichzeitig.
Florian Hoffmann nickt. »Das war klar. Da können natürlich auch Mädchen mitmachen. Wir haben Donnerstagnachmittag |63| den Sportplatz zur Verfügung. Da ginge auch Leichtathletik. Hat noch jemand eine Idee?«
Kathi steht auf. »Basketball. Das
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