Siebenschön
Bildschirm sah. »Ich denke schon.«
Der potente Jonas , echote Koss’ Stimme hinter Ems Stirn. Gut und schön, dachte sie, wir wissen, dass Tidorf ein Weiberheld war. Aber ein Kind? »Wir brauchen Kopien der Akten und natürlicheine Liste aller Patienten, die an diesen Gesprächen teilgenommen haben.«
Westen ließ die Maus los und rollte ein Stück vom Schreibtisch weg. »Sie wissen genau, dass ich das nicht tun kann.«
»Oh doch«, sagte Em. »Glauben Sie mir, Sie können.«
In den blauen Augen erschien ein neuer Ausdruck. Spöttisch, wie ihr schien. » Sie bekommen immer, was Sie wollen, nicht wahr?«
Em dachte an Tom und hätte am liebsten laut losgelacht. »Die Antwort auf diese Frage gehört nicht hierher.«
»Sind Sie sicher?«
»Oh ja. Da bin ich ganz sicher. Und jetzt lassen Sie dieses Getue sein und unterstützen uns bei unseren Ermittlungen. Oder wollen Sie, dass noch mehr Menschen sterben?«
Erwartungsgemäß war er viel zu erfahren, um den Köder zu schlucken. Aber zu Ems Erstaunen wurde er wütend. »Kommen Sie mir nicht so, okay?«
»Wie?«
»Ich habe schon viel zu lange mit Polizisten und Straftätern zu tun, um mir diesen Schuh noch anzuziehen.«
»Von welchem Schuh sprechen wir hier?«, funkelte Em. »Etwa von der Verantwortung, die Sie übernehmen, wenn Sie Informationen zurückhalten …«
»Stopp!«, unterbrach er sie, und obwohl er nach wie vor leise sprach, konnte seine Stimme nicht verhehlen, wie aufgewühlt er war. »Tun Sie das nicht. Nicht mit mir. Sie haben nämlich keinerlei Befugnis …«
»Ich habe keine Wahl«, fiel sie ihm ihrerseits ins Wort. »Denn Sie sind derjenige, der auf irgendeine Weise den Schlüssel zur Lösung unseres Problems in den Händen hält.« Sie stand auf und beugte sich quer über den Tisch, der sie trennte. »Und glauben Sie mir, ich kann verdammt unangenehm werden, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand nicht kooperiert.«
Er starrte sie einige atemlose Augenblicke an, offenbar fassungslos darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit sie seineIndividualdistanz verletzte. Dann lachte er plötzlich. »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
»Also …?«
Er seufzte. »Die Patientenakten von Berneck und Tidorf bekommen Sie. Aber ich sage Ihnen gleich, dass sie Ihnen nicht viel nützen werden. Es steht nicht mehr drin, als ich Ihnen bereits gesagt habe. Und was die Namen der anderen Patienten angeht …« Er erhob sich ebenfalls und sah Em direkt in die Augen. Ein unmissverständlicher Hinweis darauf, dass er nicht gewillt war, sich noch länger in die Zange nehmen zu lassen. »Besorgen Sie sich einen Gerichtsbeschluss!«
»Na schön, wie Sie wollen. Dann beantworten Sie mir bitte noch folgende Frage: Sagt Ihnen der Name Theo Dorn etwas?«
»Nein.«
»Herr Dorn ist Inhaber eines Uhrengeschäfts in der Batonnstraße.« Dieses Mal sprach sie bewusst im Präsens. »Der Laden heißt Clocks for Life.«
»Tut mir leid«, sagte er. »Nie gehört.«
»Würden Sie vielleicht mal in Ihrer Patientendatei nachsehen?«, bat Zhou.
Er taxierte sie lange, bevor er sich dazu durchrang, abermals zur Maus zu greifen. Im Stehen. »Nein«, sagte er, als er das Ergebnis auf dem Bildschirm hatte. »Kein Theo Dorn. Und auch kein anderer Patient mit diesem Nachnamen.«
»Wie weit können Sie zurückgehen?«
»Die Datenbank erfasst sämtliche Patienten, die seit Bestehen dieser Praxis einen Fuß über die Schwelle gesetzt haben. Vollkommen egal, ob sie wiedergekommen sind oder nicht.«
»Danke.« Zhou bedachte ihn mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. »Und was ist mit einer Frau namens Christina Höffgen?«
Dieses Mal sparte sich der Psychologe jeglichen Widerstandsversuch. »Höffgen mit zwei F?«, fragte er, während er tippte.
»Ja.«
Er runzelte die Stirn. »Nein, auch nicht.«
»Aber der Name Jenny Dickinson ist Ihnen ein Begriff«, übernahm Em wieder das Ruder, nachdem sie sich kurz mit Zhou verständigt hatte.
Er blickte hoch. »Jenny? Ja, sicher. Sie hat eine Zeit lang bei mir hospitiert.«
»Wie ist es zu diesem Kontakt gekommen?«
»Sie hat mir eine E-Mail geschickt und gefragt, ob sie an ein paar meiner Gruppensitzungen teilnehmen dürfe.«
»Moment!«, unterbrach ihn Em. »Wollen Sie damit sagen, dass Jenny Dickinson Sie kontaktiert hat?«
Er antwortete mit einer Gegenfrage: »Haben Sie irgendwelche anderslautenden Informationen?«
»Allerdings.«
»Und die wären?«
»Dass Sie Frau Dickinson eingeladen haben.«
»Ich?«
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