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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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nicht«, widersprach Zhou.
    »Richtig, das dürfte ich nicht.«
    »Wie kam Lina Wöllner dann auf die Idee?«
    »Keine Ahnung. Aber sie war ziemlich aufgebracht.«
    Em runzelte die Stirn. »Wie lange ist das her?«
    Er überlegte. »Drei, vier Monate vielleicht.«
    Drei oder vier Monate, dachte Em. Das ist wirklich eigenartig! Zumal der Vorfall, um den es ging, ganze elf Jahre zurücklag. »Wissen Sie noch, wie Ihr Gutachten damals in Haina ausgefallen ist?«
    »Allerdings.«
    Zhou zog die Braue hoch. »Sie müssen ein ausnehmend gutes Gedächtnis haben.«
    Er lachte. »Oh nein. Ich erinnere mich durchaus nicht an jedes einzelne Kind oder jeden einzelnen Jugendlichen, mit dem ich im Zuge meiner Tätigkeit zu tun hatte. Aber Lina war einer der wenigen Fälle, bei denen meiner Einschätzung nicht Rechnung getragen wurde.«
    »Das bedeutet, Sie hielten Frau Wöllner für schuldig, was den Mord an ihrer Mutter anging?«
    Sander Westen nickte. »Ich bedauere, das sagen zu müssen, aber ich hatte damals nicht den leisesten Zweifel an ihrer Schuld.«
7
    »Was war denn mit Döbritz?«, fragte Makarov, als sie ins Präsidium zurückkehrten. »Haben Sie da irgendwas erreichen können?«
    »Fehlanzeige«, murrte Em. »Das besagte Schachspiel wurde Ende August von einem professionellen Bieter im Auftrag eines anonymen Geldgebers ersteigert.« Sie warf Jacke und Mütze auf einen freien Stuhl und zog einen Zettel aus der Tasche. »Der Kaufpreis von 2730 Euro wurde noch am Tag der Auktion per Bareinzahlung beglichen und das Spiel am Tag darauf von einem Kurier abgeholt. Ich habe mir die Transaktionsnummer geben lassen, aber ich fürchte, die wird uns kaum weiterhelfen.«
    »Ich sehe mir das trotzdem mal an«, erbot sich Gehling und nahm ihr den Zettel aus der Hand.
    Makarov fummelte an seinen Manschetten. Wie immer war er tadellos gekleidet, und wie immer wirkte er trotzdem irgendwie zerrupft. Wie ein Vogel in der Mauser. »Wer veranstaltet denn bei so einer geringen Summe einen derartigen Aufstand?«
    »Jemand, der um jeden Preis anonym bleiben möchte«, versetzte Em lapidar. »Der Betrag der Bareinzahlung lag deutlich unter 15 000 Euro, der Einzahlende musste sich also auch nicht vor dem ausführenden Kreditinstitut identifizieren. Er zahlt einfach die anfallenden Gebühren für die Transaktion und bleibt ansonsten völlig im Hintergrund.«
    »Kommt so was öfter vor?«
    »Die Angestellte sagt, nicht allzu oft. Aber es kommt vor.«
    »Manche Leute sind nicht besonders freigiebig mit ihren Daten«, nickte Gehling mit einer Miene, die deutlich machte, dass er derlei Vorsicht durchaus verstand.
    »Und Westen?«, fragte Makarov. »Hat er kooperiert?«
    »Nicht wirklich.« Em ließ sich frustriert auf ihren Stuhl fallen. »Dabei wissen wir inzwischen, dass er sogar zu allen vier Opfern Kontakt hatte.« Sie sah die Frage im Blick ihres Vorgesetzten. »Berneck und Tidorf waren seine Patienten«, erklärte sie. »Jenny Dickinson hat bei ihm hospitiert. Und laut eines seiner psychologischen Gerichtsgutachten hielt er Lina Wöllner vor elf Jahren für fähig, ihre eigene Mutter umgebracht zu haben.«
    Makarov riss die Augen auf. »Daraus muss man doch was machen können«, knurrte er.
    Doch Em blieb skeptisch.
    Neben ihr trat Gehling von einem Fuß auf den anderen. »Ich habe mich in der Zwischenzeit mal ein bisschen mit Westens Forschung beschäftigt.« Er machte ein Gesicht wie ein Hund, der stolz eine Ente apportiert. »Er hat sich auf Persönlichkeitstests spezialisiert und arbeitet derzeit an einer Weiterentwicklung des europäischen HCR-20 Research Network.«
    »Das ist doch dieser Merkmale-Katalog zur Bestimmung des Risikos gewalttätigen Verhaltens bei psychisch Kranken, nicht wahr?«, fragte Zhou, die noch immer ihren Mantel anhatte.
    Gehling bejahte. »Er berücksichtigt zehn Merkmale aus der Vergangenheit und je fünf aus der Gegenwart beziehungsweise möglichen künftigen Risikobereichen.«
    »Und was macht unser guter Dr. Westen dabei nun so weltbewegend anders?«, wollte Em wissen.
    »Zum einen ist sein Modell speziell auf minderjährige Straftäter ausgerichtet. Und zum anderen ist es wesentlich detailfreudiger.« Wie fast alle notorischen Computerjunkies hatte auch Gehling Mühe, seine Finger ruhig zu halten, wenn keine Tastatur oder Maus in Reichweite war. Also spielte er unablässig an dem Zettel herum, den Em ihm gegeben hatte. »Es berücksichtigt insgesamt zweiundvierzig anstelle der genannten zwanzig

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