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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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Items.«
    »Folglich ist es Sander Westens erklärte Passion, Potenziale einzuschätzen«, schloss Em grimmig.
    »Sie denken, das könnte eine Rolle spielen?«, fragte Makarov.
    »Ich bin nicht sicher. Ich musste nur gerade an Dr. Koss denken.«
    »Inwiefern?«
    »Ach, keine Ahnung. Vielleicht, weil er gesagt hat, der Täter habe sich möglicherweise früher mal durch das Urteil eines Dritten ungerecht behandelt gefühlt …«
    »Das hat Lina Wöllner offenbar auch«, bemerkte Zhou trocken.
    Gehling sah sie fragend an, und Zhou berichtete in knappenWorten, was Westen ihnen über seine Begegnung mit der geläuterten Exhure erzählt hatte. »Die Frage ist, was Frau Wöllner auf die Idee brachte, Westen könne ihr nach all diesen Jahren gefährlich werden«, schloss sie und endlich knöpfte sie nun auch ihren Mantel auf. »Immerhin hatte sie überaus charakteristische Vernarbungen in ihren Armbeugen. Und ihr Mann ist Arzt.«
    »Er wusste, dass sie früher gefixt hat«, nickte Decker, der eben mit einem Stapel Kopien an seinen Platz zurückkehrte.
    Em drehte sich zu ihm um. »Hast du mit ihm gesprochen?«
    Decker bejahte. »Und er hat mir auch erzählt, dass seine Frau noch immer unter heftigen Migräneattacken litt, weil sie in ihrer Zeit als Heroinabhängige so viel durchgemacht hat.«
    »Also kann es nur um Westens Gutachten gegangen sein«, resümierte Em.
    »Potenziale«, murmelte Zhou.
    »Ja«, sagte Em. »Potenziale.«
    »Das erklärt aber doch noch immer nicht, weshalb Frau Wöllner jetzt auf einmal fürchtete, Westens Urteil könne ihr nach all diesen Jahren vielleicht doch noch auf die Füße fallen«, wandte Makarov ein. »Immerhin scheint sie diese Sorge ja auch in den elf Jahren davor nicht gehabt zu haben. Und Menschen tun selten etwas ohne konkreten Anlass …«
    »Vielleicht hat der Täter sie ganz gezielt auf diese Idee gebracht«, wagte Em eine kühne Spekulation. »Falls Westen die Wahrheit sagt, hat unser Mann ja auch Jenny Dickinson kontaktiert, um ihr eine fingierte Einladung zu schicken.«
    »So was ist nicht allzu schwer«, merkte Gehling an, dessen Finger noch immer den Notizzettel bearbeiteten. »Er müsste sich eigentlich nur in Westens E-Mail-Account hacken.«
    »Finde raus, wie gut der geschützt ist«, sagte Em.
    »Okay.«
    »Und was haben wir sonst?«, fragte Makarov.
    »Jonas Tidorf ist mit großer Wahrscheinlichkeit am sechzehnten Oktober gestorben«, antwortete Decker. »Seine Mitbewohner haben ihn gegen Mittag zum letzten Mal gesehen. AmAbend war er mit einem Kommilitonen verabredet. Aber er ist nicht zum vereinbarten Treffpunkt gekommen.«
    »Die letzte Aktivität, die Tidorfs Handyanbieter verzeichnet, ist vom frühen Nachmittag desselben Tages«, ergänzte Gehling. »Seither ist das Gerät ausgeschaltet.«
    Em pflückte einen Faden aus dem Saum ihrer Bluse. »Also wurde es nicht gefunden?«
    »Nein, bislang nicht.«
    »Apropos Tidorf«, sagte Zhou. »Westen erwähnte, dass er ein Kind hatte.« Sie sah Decker an. »Stimmt das?«
    »Nein«, antwortete dieser. »Aber seine Freunde haben mir was erzählt, das dazu passen würde.«
    »Nämlich?«
    »Eine seiner zahllosen Freundinnen soll vor einiger Zeit schwanger gewesen sein. Aber Tidorf legte dem Mädchen nahe, das Baby abzutreiben.«
    Em horchte auf. »Hat sie’s getan?«
    »Nein. Sie beging Selbstmord.«
    »Somit hätten wir noch ein Opfer, das Schuld auf sich geladen hatte«, resümierte Zhou.
    »Stimmt!«, sagte Em. »Tidorf und das Baby. Lina Wöllner und ihre Mutter. Und Alois Berneck und sein mysteriöser Unfall.«
    Makarov sah sie an. »Ist mir da irgendwas entgangen?«
    »Berneck hat Westen gegenüber angedeutet, einen Unfall mit Todesfolge verursacht zu haben.«
    »Davon steht aber nichts in den Akten«, bemerkte Gehling.
    »Kann es auch nicht«, entgegnete Em. »Wahrscheinlich hat Berneck Fahrerflucht begangen und nicht zuletzt deshalb schlecht geschlafen.«
    Gehlings nimmermüde Finger hielten abrupt inne. »Abgesehen von der Seefahrerei hat er zeit seines Lebens in seinem Elternhaus gewohnt. Da ist wohl anzunehmen, dass sich der bewusste Unfall auch hier in der Gegend ereignet hat, oder?«
    Em nickte. »Sei so gut und nimm dir mal die Verkehrsstatistik der letzten zehn Jahre vor, ja?«
    »Ich setze mich sofort dran«, versprach Gehling und eilte wieder an seinen Schreibtisch.
    »Falls Westen tatsächlich das Bindeglied zwischen den Opfern ist«, murmelte Makarov, »nach welchen Kriterien wählt der Täter dann die

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