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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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der wahre Grund war, aber sie war eigentlich ganz froh darüber. Auf diese Weise konnte Sander Westen sie wenigstens nicht stören oder die Unterhaltung sonst wie beeinflussen.
    Die Sekretärin hatte – ganz Vorzimmer-Profi – eine Kanne Kaffee gekocht und Gebäck zurechtgestellt. »Bitte«, sagte sie, nachdem die beiden Polizistinnen an einem runden Esstisch Platz genommen hatten. »Greifen Sie zu.«
    Em bediente sich dankend an den augenscheinlich selbst gebackenen Plätzchen, während Zhou sich zurückhielt. »Frau Gerolf, wir interessieren uns für eine ehemalige Patientin ihres Chefs, die als Jugendliche drogensüchtig und im Zuge eines anderen Delikts auch kurzzeitig in Haina untergebracht war.«
    »Haina?« Astrid Gerolf hob abwehrend die Hand. »Tut mir leid, aber das war vor meiner Zeit.«
    »Das wissen wir«, beruhigte sie Em. »Aber Lina Wöllner hat Ihren Chef erst vor Kurzem noch einmal in der Praxis aufgesucht.« Sie zog ein Foto aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Bitte sehen Sie sich das hier einmal an. Vielleicht erinnern Sie sich ja doch an sie …«
    Astrid Gerolf nahm das Foto und setzte ihre Lesebrille auf. Em sah Erkennen. Aber auch einen Anflug von Ärger. »Ach, die«, entfuhr es der ansonsten so korrekten Angestellten. »Ja, an die erinnere ich mich genau. Sie kam irgendwann mal abends. Als eigentlich schon alles rum war.«
    »Was war rum?«
    »Die Gruppentherapie«, antwortete Astrid Gerolf. »DieseStunden legen wir immer ganz an den Schluss, weil man da meist nicht genau sagen kann, wie lange es dauert.«
    »Und erinnern Sie sich zufällig noch an den Wochentag?«
    »Das kann eigentlich nur dienstags oder donnerstags gewesen sein. An den anderen Tagen macht der Chef nämlich nur Uni oder Einzeltermine. Aber wenn Sie mich so fragen …«
    Ihre Miene war hochkonzentriert, während sie nachdachte. Und Em hatte zum ersten Mal Gelegenheit, sich Sander Westens Sekretärin ein wenig genauer anzusehen. Astrid Gerolf war vollschlank, doch sie verstand es, ihre Körperfülle durch geschickte Kleidung weitgehend zu kaschieren. Ihre grünen Augen verrieten Intelligenz und eine gesunde Portion Humor, doch wenn es hart auf hart kam, war sie unter Garantie sehr gut in der Lage, die Krallen auszufahren.
    »Ja, ich bin ziemlich sicher, dass es ein Donnerstag war«, schloss sie jetzt.
    Also der Tag, an dem auch Berneck und Tidorf kamen, ergänzte Em in Gedanken. »Könnten Sie uns die Begegnung mit Frau Wöllner kurz schildern?«
    »Begegnung ist gut!« Astrid Gerolf lachte. »Sie kam ziemlich frech zur Tür reingestürmt und wollte den Chef sprechen. Daraufhin hab ich sie natürlich gefragt, ob sie einen Termin habe, und sie antwortete, sie brauche keinen. Was sie zu sagen habe, sei eine Sache von wenigen Minuten.«
    Em tauschte einen Blick mit ihrer Partnerin.
    »Wir erleben ja so einiges mit unseren Patienten«, fuhr Astrid Gerolf fort, »und es ist auch immer wieder mal einer dabei, der seine Grenzen nicht kennt. Aber diese Dame …« Sie betonte das Wort ausgesprochen abfällig, und Em musste automatisch an die Karte des Mörders denken.
    Wer weiß, vielleicht weckt eine sogenannte dame deine Beschützerinstinkte eher als die beiden bösen buben vor ihr …
    »… diese Dame war wirklich ausgesprochen unangenehm.«
    »Inwiefern?«, fragte Em. »War sie wütend?«
    »Eher arrogant, würde ich sagen. Und sie weigerte sich kategorisch,ein andermal wiederzukommen, obwohl ich ihr mehrfach erklärte, dass der Doktor jetzt keine Zeit für sie hat.« Sie strich sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. »Ich war nahe dran, sie rauszuwerfen«, bekannte sie freimütig. »Aber in diesem Moment kamen leider auch schon die ersten Patienten aus der Sitzung. Und sie sagte triumphierend: ›Na, sehen Sie, das passt doch!‹«
    Zhou nippte an ihrem Kaffee. »Und wie hat Ihr Chef auf Frau Wöllner reagiert?«
    »Erst mal gar nicht«, antwortete Astrid Gerolf. »Der Ärmste hatte keine Ahnung, wo er sie hinstecken soll. Er schaute mich an und fragte: ›Worum geht es denn?‹ Und da sagte sie …« Sie unterbrach sich. »Ja, stimmt. Sie sagte tatsächlich: ›Ich bin Lina Irgendwer.‹ Aber der Name, den sie nannte, war nicht Wöllner.«
    »Sie hieß Biermann vor ihrer Heirat«, erklärte Zhou hilfsbereit.
    »Genau, das war der Name, den sie nannte!«, rief sie. »Tut mir leid, aber das habe ich eben gar nicht in Verbindung gebracht.«
    »Wie denn auch.« Em lächelte ihr zu. »Und wie ging die Sache

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