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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Ältere.
    »O ja, Sharpsburg! Beide Seiten haben behauptet, daß sie die Schlacht gewonnen hätten.«
    »Das einzige, was die beiden Armeen wirklich mit Fug und Recht behaupten können, ist, daß sie einen unverzeihlichen Brudermord begangen haben!« sagte die Frau.
    Sydney dachte, daß sie damit wohl nicht so ganz unrecht hatte. Eine Weile achtete sie nicht mehr auf die Unterhaltungen, sondern ritt ganz in Gedanken versunken dahin, bis Sissy, die auch weiterhin hinter ihr geblieben war, rief: »Miß Sydney, wissen Sie denn, wie wir dahin kommen?«
    »Ja, natürlich«, entgegnete Sydney etwas kurz angebunden, und Sissy schwieg.
    Sydney wußte ganz genau, wo Watts' Lagerhaus lag, und sie hatte auch schon von Jeff Watts selbst gehört. Er war lange Zeit Spion gewesen, der seine Lage am Fluß dazu genutzt hatte, Informationen so schnell wie möglich nach Süden zu transportieren.
    Sie ließen allmählich die hübschen Wohngegenden hinter sich, und es standen mehr und mehr Lagerhäuser, Fabriken, Baracken und ärmliche Hütten am Wegesrand. Langsam wurde es richtig unheimlich. Um sich Mut zu machen, sagte sie zu Sissy: »Wir sind gleich da.«
    »Wenn wir überhaupt ankommen!« hörte sie die ängstliche Stimme ihres schwarzen Hausmädchens hinter sich.
    Sydney zögerte nur einen winzigen Augenblick, bevor sie ihr entgegnete: »Na gut, beeilen wir uns.«
    Dann gab sie ihrem Pferd die Sporen. Während sie so dahingaloppierten, hätte sie schwören können, daß sie Pferde hinter sich hörte. Rasch zog sie ihrem Fuchs die Zügel an und riß ihn herum. Aber auf der dunklen Straße schien weit und breit kein Mensch zu sein.
    »Was ist denn los?« fragte Sissy erschrocken, die ebenfalls angehalten hatte und nun mit Sydney aufschloß.
    »Ich habe Hufschlag hinter uns gehört.«
    »Ich kann überhaupt nichts sehen.«
    »Komm, laß uns schnell weiterreiten.«
    »Ja, gut.«
    Eiligst machten sie sich wieder auf den Weg und ließen ihre Pferde nun in vollen Galopp fallen, da sie ohnehin schon fast da waren. Als sie beim Lagerhaus ankamen, stieg Sydney rasch vom Pferd und band es an der großen Laderampe am Ufer fest.
    Erleichtert lächelnd sagte sie dann zu Sissy: »Wir haben's geschafft!«
    »Gott sei Dank«, entgegnete das Mädchen. »Weshalb sind wir noch mal hergekommen?«
    »Zum Einkaufen, natürlich. Ich spreche mit Mr. Watts, während du ein paar Grundnahrungsmittel zusammensuchst. Wir brauchen Salz, Zucker, Mehl, Kaffee, Tee und ein bißchen Fleisch. Und falls sie haben, auch einen guten Schinken.«
    »Sehr wohl, Ma'am.«
    Irgend etwas an ihrem Ton kam Sydney merkwürdig vor ... Aber Sissy senkte rasch die Augen und ging ihr voran in den Laden, und Sydney dachte nicht weiter darüber nach. Hinter dem Ladentisch stand ein Mann in einem Flanellhemd und einem blauen Overall. Er hatte einen ganz schön dicken Bauch und das behaarteste Gesicht, das Sydney jemals gesehen hatte: buschige rote Augenbrauen und einen dichten Vollbart mit einem langen Schnurbart. Bei den vielen Haaren konnte man kaum seine Augen und seine Nase erkennen.
    »Mr. Watts?«
    »Genau der bin ich«, sagte er lächelnd. »Was kann ich für Sie tun, junge Dame? Es kommt nicht häufig vor, daß ein so hübsches Fräulein zu so später Stunde noch bei mir reinschaut!«
    Sydney trat ein wenig näher an die Theke heran und sagte mit gedämpfter Stimme: »Ich komme vom Alten Kapitol. Unionsgeneral Pratt hat einen Versorgungszug organisiert, der an der alten Zollstation an der Handelsstraße nach Harper's Ferry vorbeikommt.«
    »Ist das alles?« entgegnete Watts dümmlich.
    »Die Union weiß, daß Lees Armee sich Richtung Norden und Westen bewegt und daß sie Vorhaben, weiter bis zum Shenandoahtal vorzudringen. Dieser Versorgungszug ...« Sie hielt inne, da sie etwas hinter sich gehört hatte. Als sie sich vorsichtig umdrehte, sah sie zwei Männer in einfachen schwarzen Jacken hinter sich. Verwundert drehte sie sich wieder zu Watts um, der nun mit völlig veränderter, sanfter Stimme sagte: »Es tut mir leid, Sydney.«
    Erst jetzt erkannte sie die Stimme wieder, und ihr wurde bewußt, daß sie sich zum Narren hatte halten lassen. Das war nicht Jeff Watts, sondern Jesse Halston, ihr schneidiger junger Kavallerieoffizier, den sie gesund gepflegt hatte. Der elende Wicht, der sie davon abgehalten hatte, sich Jerome anzuschließen, als er aus dem Alten Kapitol in den Süden geflohen war...
    »Sie Schwein!« schrie sie wütend und rannte um die Theke herum, um ihn mit

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