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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ihm den Krieg vor die Haustür brachte.
    An der Front im Westen bildete der Mississippi eine natürliche Barriere für die Truppen. Vicksburg stand unter Belagerung, und den Osten des Landes hatte die Nachricht erreicht, daß die Bewohner mittlerweile schon Ratten aßen und keine Taube mehr den Flug über die Stadt überlebte. Die Menschen hatten sich in Höhlen zwischen den Klippen versteckt, während die Bomben ringsum explodiert waren. Der Süden war schon viel zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Was sie jetzt brauchten, war ein Sieg im Norden gegen den Norden.
    Julian befand sich gerade mit seiner Truppe im Shenandoahtal, ganz in der Nähe der ehemaligen Zollstation bei Harper's Ferry. Er wartete auf die Arzneien und das Verbandsmaterial, das er angefordert hatte, als Dan LeBlanc -einer seiner neuen Assistenzärzte - zusammen mit Corporal Lyle zu ihm kam.
    Lyle und Liam Murphy waren die einzigen seiner ehemaligen Truppe, die ihn begleitet hatten. LeBlanc kam frisch von der Universität und war ein aufgeweckter, intelligenter junger Mann. Julian war ganz zufrieden mit ihm, zumal er für alles offen und davon überzeugt war, daß es für einen Arzt noch viel mehr in Sachen Medizin zu erfahren gab als das, was man einem auf der Hochschule beibrachte.
    Julian saß in seinem Zelt aus Leinentuch, mit einem provisorischen Schreibtisch, Klappstühlen und einem
    Feldbett - also gerade so wie in Florida als die Männer hereinkamen.
    »Was ist denn los?« fragte er, als er den unglücklichen Ausdruck auf LeBlancs jungem Gesicht bemerkte.
    LeBlanc legte ihm die Liste mit den angeforderten Materialien vor und sagte: »Sie können uns nur die Hälfte von all dem liefern, was Sie bestellt haben, Sir.«
    Fluchend lehnte sich Julian in seinem Stuhl zurück.
    »Nun, Sie haben ja auch wirklich eine ganze Menge aufgeschrieben«, versuchte LeBlanc ihn zu beschwichtigen.
    »Ja, das habe ich. Schließlich bin ich auch Arzt und kein Metzger.«
    »Wir können wohl nichts dagegen tun, Captain«, versuchte LeBlanc es wieder.
    »Diesmal vielleicht doch«, wandte Henry Lyle ein.
    »Sie bringen uns noch alle vors Kriegsgericht«, beeilte sich LeBlanc zu sagen.
    »He, he, was ist denn jetzt schon wieder los?« wollte Julian wissen.
    »Nun, einer der Jungs hat von einem gefangenen Yankee eine Information erhalten. Angeblich kommt hier ein Versorgungszug der Union vorbei, der die Truppenteile der Yankees weiter unten treffen soll. Der Zug soll südlich der alten Zollstation bei Harper's Ferry vorbeiziehen und...«
    »Dann wird doch bestimmt jemand aus dieser Armee sich darum kümmern«, unterbrach ihn Julian.
    »Nein, eben nicht«, entgegnete LeBlanc.
    »Was?«
    »Weil wir keine verläßlichen Informationen haben. Vielleicht ist das wirklich alles nur ein Gerücht«, erklärte sein junger Assistent, »möglicherweise auch eine Falle. Und die Truppe hat den Befehl erhalten, weiter nach Norden zu ziehen und sich dabei westlich von diesem Versorgungszug zu halten...«
    Julian erhob sich nun von seinem Klappstuhl, zog eine Karte der Region hervor und sagte zu LeBlanc: »Zeigen Sie mir das mal auf der Karte.«
    »Sir...«
    »Machen Sie schon, Mann!«
    LeBlanc zeigte ihm schließlich, wo der Weg mit der Zollstation an Harper's Ferry vorbeiführte, und Julian starrte einen Augenblick wie gebannt auf diese Stelle. Er mochte zum medizinischen Stab gehören und neu in dieser Armee sein, und es gab eine Menge Chirurgen, die ranghöher waren als er; aber er war hier auf Wunsch des Oberstabsarztes. Und wenn er durchzog, was er vorhatte, müßte er sich am Ende nur vor Longstreet und vielleicht noch vor Lee rechtfertigen. Wenn er vorher offiziell um Erlaubnis bat, die Lage auszukundschaften, würde man ihn bestimmt abweisen. Bis morgen abend wären sie nah genug an der bezeichneten Stelle, so daß es kein Problem darstellte, dem angeblichen Versorgungszug den Weg abzuschneiden. Wenn nicht zu viele Männer zur Bewachung dabei waren, konnten sie es vielleicht mit ein paar Mann riskieren.
    Julian sah Henry Lyle an und fragte: »Wachen oder Truppenteile?«
    »Nur ein paar Männer, nach dem, was ich gehört habe.«
    »Nun, was denkst du, Lyle?«
    »Ich bin dabei, Sir.«
    »Worüber reden Sie da eigentlich«, brummelte LeBlanc. »Ist das irgendein Code, den nur die Floridarebellen verstehen?« Dann ging ihm scheinbar ein Licht auf: »Oh, jetzt weiß ich! Nein, nein, Dr. McKenzie, das können Sie nicht tun. In der regulären Armee gelten andere Spielregeln.

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