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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Verfügung stehenden Tische setzte. Er konnte sie durchs Fenster gut beobachten und sah auch, daß sie bald von Männern umringt war.
    Schnell blickte Julian sich im Hof um. Nur ein paar Männer bewegten die Särge und hoben die Toten hinein; eine Arbeit, die den meisten zuwider war, während Belle Boyd im Aufenthaltsraum hofhielt und dabei beinahe schon zügellos mit Gefangenen und Wärtern gleichermaßen flirtete. Julian hörte, wie ihre Stimme dramatisch laut wurde, als sie den Männern von einem ihrer wilden Nachtritte erzählte und daß sie nie lange irgendwo gefangengehalten worden war. Beim Erzählen sah sie mal den einen, mal den anderen Mann direkt an, wobei ihre braunen Ringellöckchen lustig um ihr Gesicht wippten. Mit der prallen Lebensfreude, die sie ausstrahlte, und ihrer charmanten Art schlug sie die Männer in ihren Bann - raffiniert genug, aller Aufmerksamkeit auch für längere Zeit auf sich zu lenken.
    Julian blickte noch einmal auf den jungen Mann, der soeben verstorben war. Die Sonne ging schon unter, und ein gelangweilter Wärter ließ geräuschvoll einen Sarg in der Nähe von Julians provisorischem Untersuchungstisch zu Boden.
    »Es ist noch einer im Wagen. Wie mir scheint, haben wir ausreichend Platz für die Toten. Ich seh' mal nach, ob das der letzte Rebell war, Doktor«, sagte die Wache zu Julian und schlenderte davon.
    Julian wußte, daß der Tote für heute sein letzter Patient gewesen war. Es gab also noch einen Sarg, der übrig war ... Sydney hatte es selbst vorgeschlagen. Man war schon dabei, die Toten einzuladen. Bald würden die Wachen feststellen, daß eine Nadelholzkiste zuviel da war. Er mußte sich beeilen. Rasch sah er sich um. Die wenigen verbliebenen Wachen standen entweder in der Nähe des Eingangs oder hievten Särge in den Wagen. Der noch freie Sarg stand direkt vor ihm, neben seinem provisorischen Diagnosetisch. Und der Deckel war offen...
    Noch einmal vergewisserte sich Julian, daß ihn auch niemand beobachtete. Die, die ihn hätten im Auge behalten sollen, waren viel zu sehr damit beschäftigt, Beiles Erzählungen zu lauschen. Und so krabbelte er in den Sarg hinein. Er mußte sich den Sarg nicht einmal mit einem Toten teilen. Die Wachen hatten sich beim Zählen der Toten und Sterbenden um einen vertan.
    Er hatte gerade den aus billigem Holz dürftig zusammengefügten Deckel über sich geschlossen, als er Schritte näher kommen hörte. Das waren die Männer, die den letzten Sarg brachten. Sie luden den Toten vom Tisch ein und machten sich dann daran, die restlichen Särge zum Wagen zu bringen. Kurz darauf merkte er, wie zwei Männer sich seine Kiste auf die Schultern hoben, und hörte, wie sie sich darüber beschwerten, daß er ein verdammt schwerer toter Rebell sei. Er wurde ziemlich durchgerüttelt; beinahe wäre die Kiste den Männern auch noch aus den Händen gerutscht, aber schließlich schob man ihn auf den Wagen.
    Es war viel dunkler in dem Sarg als in der dunkelsten Nacht und schrecklich eng. Es mochte jetzt ein wenig kühler sein als tagsüber, aber es war immer noch ziemlich schwül und die Luft in der Kiste geradezu zum Ersticken. Julian wäre beinahe in Panik geraten und mußte sich schwer zusammennehmen, nicht mit den Fäusten gegen den Deckel zu trommeln - besser ein lebendiger Gefangener als ein toter Rebell...
    Aber, nein, befahl er sich, halt aus!
    Er bemühte sich redlich, sich zu beherrschen, und gewann den Kampf gegen die aufsteigende Platzangst. Und so fuhr er bald in seinem dunklen, beengenden Verhau aus dem Gefängnis hinaus in die Nacht...
    Der Traum mit dem Sarg setzte Rhiannon auch weiterhin zu: Es war dunkel und mitten in der Nacht. Sie ging spazieren, und da lag er, im Unterholz zwischen den Bäumen, in einem Wald. Sie wollte nicht hingehen, tat es dann aber doch. Sie wollte auch nicht hineinsehen, konnte aber nicht umhin. So streckte sie den Arm aus und berührte den Sargdeckel. Er war festgenagelt, und sie konnte ihn erst nicht öffnen. Aber dann gaben die Nägel nach, und sie hatte furchtbare Angst und wollte wegsehen.
    Eines Nachts saß Rhiannon ganz allein am Ufer eines Flusses im nördlichen Teil Virginias und wünschte nichts sehnlicher, als zu Hause zu sein. Von irgendwoher ertönte Grillengezirp, aber es war nicht mehr so warm. Am Tag war es brütendheiß gewesen. Die Temperaturen kletterten im Sommer in Virginia viel höher als auf ihrer geliebten Heimathalbinsel Florida.
    Sie hielt ein Blatt Papier mit einer kurzen Mitteilung in der

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