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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Geräusch drang zu ihm durch, und unmittelbar danach wurde sein Sarg durch die Luft geschleudert. Wieder fielen Schüsse, gefolgt von Schreien und Rufen, und dann knallte der Sarg so heftig auf den Boden, daß Julians Kopf gegen das Holz geschleudert wurde und der Deckel zerbarst.
    »Nicht schießen, nicht schießen«, schrie jemand, »wir bringen doch nur die Toten zurück ...« Erneut fiel ein Schuß, und die flehentliche Stimme verstummte.
    Noch ganz benommen, versuchte Julian seine Kräfte zu sammeln. Er hörte jemanden murren, und dann rief einer: »Virgil, beeil dich! Beide verdammten Armeen sind hier in der Nähe!«
    »Halt's Maul, Billy, und laß mir etwas Zeit«, antwortete ein anderer, wahrscheinlich dieser Virgil. »Die Deckel sind festgenagelt!«
    »Dann benutz das Brecheisen!«
    Scheinbar war Virgil dem Rat gefolgt, denn nun sagte er: »Nichts! Der Kerl hier hat überhaupt nichts mehr in den Taschen.«
    »Zum Teufel, der hier hat auch nur einen Stoß Spielkarten!« schnaubte verächtlich der Mann, der Billy sein mußte.
    »Das sind tote Rebellen aus dem Gefängnis! Hast du vielleicht gedacht, daß sie in Washington noch mal eben eine Bank überfallen haben, bevor sie abgekratzt sind?«
    »Halt's Maul, verdammt, und mach dich an die Arbeit! - Oh, der Rebell hier hat Opas goldene Taschenuhr geerbt. Ein schönes Stück. - Glotz nich' so und mach weiter! - Er hat auch einen breiten goldenen Ehering.«
    Mit dröhnendem Kopf lag Julian immer noch in seinem Sarg und hörte den beiden zu. Wer auch immer diese Kerle waren, sie hatten auf jeden Fall die beiden Yankee-Kutscher getötet, um sich an dem bißchen zu bereichern, das den Gefallenen noch geblieben war; und es war ihnen völlig egal, ob es sich um Rebellen oder Yankees handelte.
    Die Toten hatten im Leben für etwas gekämpft, an das sie glaubten, und waren bereit gewesen, dafür zu sterben. Und nun - im Tod - kippte man ihre Leichen einfach aus den Särgen, durchwühlte ihnen die Taschen und hieb ihnen die Finger ab, nur um ihnen diese letzten Erinnerungsstücke zu nehmen, die sie diese furchtbaren Strapazen bis zum Kampf bei Gettysburg hatten aushalten lassen.
    Plötzlich waren die Fußtritte ganz nah bei ihm. Dann hörte er, wie man ein Brecheisen an seinem Sargdeckel ansetzte. Holz splitterte, und einer der beiden Kerle starrte auf ihn hinunter. Er war häßlich und hatte lauter gelbliche, verfaulte Zähne im Mund. Er trug einen Uniformrock, den er wohl einem Kavallerieoffizier der Union gestohlen hatte, dazu die Schärpe eines Konföderierten. Der Mann hatte langes, fettiges Haar und winzige, braune Augen, in denen die Gier glitzerte.
    Als er sah, daß Julians Lider sich bewegten, schrie er plötzlich gellend: »Zum Teufel, der hier ist von den Toten auferstanden!« Er zog ein Messer, das er am Gürtel getragen hatte.
    Er wollte schon zustoßen, aber Julian erwischte ihn am Handgelenk, und es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, die Klinge von sich abzuwenden. Die beiden kämpften miteinander, soweit das Julian aus seinem engen Verhau heraus überhaupt möglich war. In der einen Hand hielt der Angreifer immer noch das Messer, während er versuchte, mit der anderen seinen Colt zu ziehen. In dem Augenblick, da er den Griff zu fassen bekam, richtete sich Julian im Sarg auf, das Handgelenk des Mannes mit dem Messer immer noch umklammernd, und hieb ihm das eigene Messer bis zum Heft in die Brust - direkt ins Herz. Polternd fiel der tote Dieb quer über Julians Sarg.
    »Virgil, Virgil!« schrie nun der andere und kam auf den Sarg zugerannt. Er hatte ein Gewehr im Anschlag, das er auf Julian gerichtet hielt. Julian saß in der Falle. Mit dem toten Virgil quer über sich, hatte er keine andere Wahl, als nach dessen Colt zu greifen.
    Er erwischte Billy als erster, aber der konnte noch einen Schuß abfeuern. Die Kugel traf Julian seitlich an der Stirn und schlug dann neben ihm im Holz ein. Das verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm, und Julian verspürte an der Einschußstelle einen stechenden Schmerz.
    Er versuchte noch, den Oberkörper anzuheben, fiel aber zurück, und es wurde wieder dunkel um ihn ... ganz dunkel, viel dunkler als jemals zuvor.

22
    Rhiannon glaubte, Ian nun bestimmt schon eine ganze Stunde gefolgt zu sein, als sie - zunächst zu ihrem Schrecken - Hufschlag hinter sich vernahm, der schnell näher zu kommen schien. Sogleich ahnte sie, was das sein könnte, und zog ihrem Tier genervt die Zügel an. Das wohltrainierte Kavalleriepferd blieb

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