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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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zerzaust ihr klassisch schönes Gesicht umrahmte, und ihren katzenhaften Augen, die im Mondlicht funkelten. Groß, elegant und wie ein Engel erhob sie sich da über ihm - trotz ihres schwarzen Haares und der ewig schwarzen Kleidung...
    »Rhiannon«, flüsterte er und dachte gleichzeitig, daß es unmöglich sein könne, daß sie hier war. Und doch...
    Da waren ihre Augen, in denen er so viele Dinge zu sehen glaubte. Große Angst und Sorge, aber auch Mitgefühl.
    Gar Liebe?
    Mit den Händen stützte er sich auf die äußeren Latten des Sarges und drückte sich hoch, und da sah er, daß sein Bruder hinter Rhiannon stand.
    »Lieber Gott, du lebst!« rief Ian erleichtert aus.
    »Gerade noch«, gab Julian zurück und schenkte ihm ein etwas unbeholfenes Lächeln. Dann stieg er aus dem Sarg und schüttelte den Kopf, als ob er sich vergewissern wollte, daß er nicht träumte.
    »Was, zum Teufel, ist denn passiert?« wollte Ian wissen.
    »Räuber, die scheinbar davon gelebt haben, die Leichenzüge gen Süden - oder Norden - anzugreifen.«
    Ian ging an Rhiannon vorbei und sah sich die beiden Banditen an. »Sie sind beide tot«, kommentierte er schließlich seine Beobachtung.
    »Ich weiß«, entgegnete Julian seinem Bruder, der nun auf ihn zukam und ihn an der Stirn berührte.
    »Sie hätten dich beinah richtig erwischt«, sagte Ian dann lakonisch, aber aus seinen Augen sprach echte Besorgnis.
    »Es ist nur ein Kratzer.«
    »Ein ziemlich tiefer Kratzer.«
    »Nun, in dem Sarg hatte ich nicht gerade viel Platz, und dann eskalierte hier die Situation«, versuchte Julian die Angelegenheit herunterzuspielen, obwohl er nur eins im Kopf hatte, nämlich endlich seine Frau in die Arme zu schließen und nie mehr loszulassen. Aber er dachte, wenn er sie jetzt berührte, würde sie in Myriaden kleiner Funken zerstieben, die sich dann in Wohlgefallen auflösten. Außerdem trug sie immer noch Schwarz. Da wuchs nun sein Kind unter ihrem Herzen heran, und sie betrauerte immer noch den Tod eines anderen.
    Um von seinen wahren Gefühlen abzulenken, fragte er sie schließlich barsch: »Was machst du denn hier?«
    »Ich dachte, du seist tot«, antwortete sie aufgebracht.
    »Oh, wolltest du schon feiern?« Als er die Worte ausgesprochen hatte, wußte er, daß er zu weit gegangen war. Aber es war zu spät, und er hatte sie doch eigentlich nur in den Arm nehmen wollen. Warum mußte sie auch noch immer dieses verdammte schwarze Kleid tragen?
    Nachdem sich Rhiannon wieder gefangen hatte, kam sie, die Röcke raffend, wütend auf ihn zu und holte weit aus, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Sie erwischte ihn am Kinn, und wieder klangen in seinem Kopf alle Glocken.
    Aber bevor sie zurückweichen konnte, gelang es ihm, sie beim Handgelenk zu packen und an sich zu ziehen.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst das Schlachtfeld verlassen! Was machst du dann hier?« herrschte er sie an. »Warum bist du nicht nach Washington gegangen oder nach St. Augustine? Irgendwohin, wo es sicher ist?«
    »Laß mich sofort los, du Saukerl. Du hast uns allen einen furchtbaren Schrecken eingejagt!«
    »Verdammt, ich hab' dich was gefragt.«
    »Du hast kein Recht, mir irgendwelche Fragen zu stellen!«
    »Ich wurde deinetwegen gefangengehalten. Es war mein gutes Recht zu fliehen!«
    »Pferde!« fiel ihnen Ian plötzlich ins Wort. »Hört doch nur. Natürlich, daran hätten wir auch gleich denken können. Jeder, der mitgekriegt hat, was hier los war, hat bestimmt sofort die Armee verständigt - welche auch immer!«
    Julian stellte sich sofort schützend vor seine Frau und bewegte sich mit ihr rückwärts zum Sarg, um nach dem Colt zu suchen, den er benutzt hatte, um Billys Angriff abzuwehren. Ian blieb dicht neben ihm, und als die Pferde in das kleine Wäldchen preschten, standen sie Seite an Seite vor Rhiannon.
    Rebellen oder Yankees? In diesem Gebiet war das immer schwer vorauszusagen.
    Es war Magee höchstpersönlich, gefolgt von zwei Kavallerieoffizieren. Der General sah sich um und wußte sogleich, was passiert war.
    »Als ob der Krieg nicht schon schlimm genug wäre«, sagte er dann angewidert. »Nein, es muß auch noch diese Aasgeier geben! Hallo, übrigens Dr. McKenzie, ich bin froh, daß Sie außerhalb des Sarges sind und nicht darinnen.«
    Julian spürte, wie sich Rhiannons Fingernägel in seinen Rücken krallten, und er biß die Zähne zusammen. Offensichtlich befürchtete sie, daß er den Colt gegen Magee ziehen könnte, nur um seine Freiheit zu verteidigen. Aber das

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