Sieg des Herzens
lebender Ehemann ist ein Konföderierter, Sir, und deshalb kommt sie mit mir mit«, sagte er fest entschlossen.
»Julian ...«, versuchte Ian seinen Bruder umzustimmen.
Aber Julian ließ es nicht so weit kommen, sondern warf ihm nur einen unmißverständlichen Blick zu. Er wollte nicht, daß es hier zu einer Schießerei und noch mehr Blutvergießen kam, aber er würde seine Frau auch nicht zu einem Armeelager der Union zurückkehren lassen.
»Rhiannon«, sagte Magee freundlich, »was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
An seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, daß er bereit war, bis zum Letzten zu gehen. Die Entscheidung über Tod oder Leben aller Anwesenden lag in ihrer Hand. Sie hatte keine andere Wahl. Nun befand sie sich in der gleichen Situation wie Julian damals vor der Kirche. Sich ihrem Schicksal ergebend, entgegnete sie schließlich: »So wie es aussieht, werde ich wohl meinen Ehemann begleiten.«
»Sind Sie sicher, daß Sie das auch wollen?« fragte Magee.
Sie antwortete ihm nicht sogleich, sondern schlug die Augen nieder, wobei ihre langen Wimpern ihre Wangen berührten. Die Stimmung in dem kleinen Wäldchen war zum Zerreißen gespannt. Aber dann sah sie wieder zu Magee auf und sagte: »Natürlich, Sir.«
»Gott mit Ihnen, mein Kind. Kommen Sie, Ian, wir wollen uns vom Feindesland zurückziehen.«
Ian ging rasch auf Julian zu, und die beiden umarmten sich kurz, aber herzlich. Nur Gott wußte, wann sie sich Wiedersehen würden.
»Wir holen Ihnen ein Pferd, Dr. McKenzie«, setzte Malden an. Aber Magee erwiderte sogleich: »Nur keine Umstände, Mrs. McKenzie kann das Tier behalten, auf dem sie herkam.«
»Ein gesundes Tier!« sagte Malden erfreut.
»Das ist das mindeste, was wir ihr für ihre Dienste anbieten können.« Mit diesen Worten wendete er sein Pferd, drehte sich aber noch einmal halb zu Malden um und rief ihm zu: »Passen Sie auf sich auf!«
Daraufhin verließ er mit seinen Männern den kleinen Wald. Zum Abschied nickte Julian Ian noch einmal zu, der mittlerweile auch aufgesessen war und Magee dann nachsetzte.
»Willkommen, Mrs. McKenzie, wir sind entzückt, Sie bei uns zu haben«, wandte sich Malden nun freundlich an Rhiannon.
Aber sie behandelte ihn, als sei er Luft, und ging gefolgt von Julian zu ihrem Pferd. Sie saß auf, aber hatte nicht damit gerechnet, daß sich Julian so schnell hinter sie schwingen würde. Bevor sie noch protestieren konnte, schlang er seine Arme um sie, drückte sie warnend an sich und nahm dann die Zügel in die Hand. Daraufhin sagte er zu Trenton gewandt: »Sie ist ebenfalls entzückt, bei uns sein zu dürfen - ja geradezu begeistert.«
Und dann ritten sie zum Lager der Rebellen.
Aufgebracht ging Rhiannon in dem winzigen weißen Zelt auf und ab, in dem man sie und Julian untergebracht hatte. Seitdem sie im Lager angekommen waren, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Es gab so viele Verwundete! Und sie waren wirklich zu bedauern, denn die Zahl der Verletzten war viel zu groß, als daß die Ärzte des Südens damit hätten fertig werden können. Und viele, denen man hätte helfen können, starben nun. Sie wußte, daß man Julian dringend brauchte, aber sie wünschte doch, daß er sie nicht allein gelassen hätte. Sie hätte ihm doch helfen können! Statt dessen hatte man sie bis zum Zelt eskortiert, und Julian war danach zum behelfsmäßigen Lazarett gebracht worden.
Es waren seitdem schon Stunden vergangen. Sie hätte sich eigentlich hinlegen sollen, aber sie konnte nicht schlafen. Schließlich legte sie sich doch auf eines der Feldbetten und dachte darüber nach, welch ein Glück sie gehabt hatte, selbst noch am Leben zu sein, obwohl sie über die Situation, in die sie sich selbst hineinmanövriert hatte, aufgebracht war. Er war immer noch böse mit ihr! Jetzt konnte sie sich wieder an jeden Augenblick der letzten gemeinsamen Nacht erinnern, aber dann mußte sie immer wieder daran denken, wie er sie in dem kleinen Wäldchen angesehen hatte, als sie ihn schlug, und wie schlecht sie sich danach gefühlt hatte...
Das war wohl nicht gerade der richtige Weg gewesen, seinem Mann zu zeigen, wie froh man darüber war, daß er noch lebte, und daß man ihn liebte und begehrte. Aber als sie ihn da gesehen hatte, wie er im Sarg lag und mit all dem Blut...
Wieder erhob sie sich und ging im Zelt auf und ab. Es war ein Offizierszelt mit zwei Klappbetten, Stühlen, einem Schreib- und einem Rasiertisch. Erstaunlich, was man alles auf so wenig Platz unterbringen
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