Sieg des Herzens
konnte!
Draußen brannten Lagerfeuer, und der Mond stand hoch am Himmel. Trotzdem war es ziemlich ruhig. Nur die Späher und Wachen waren unterwegs. Bald würde es hell werden, und die Männer würden sich wieder ihrem Krieg widmen. Aber jetzt, in diesem Augenblick, war alles friedlich.
Ganz friedlich ...
Sie hatte ihn nicht kommen hören, spürte nur, daß er da war und hinter ihr stand. Sie wirbelte herum. Er hatte gebadet und war rasiert. Man hatte ihm etwas Frisches zum Anziehen gegeben, das aber auch nicht weniger zerschlissen war als die Sachen, die er vorher getragen hatte. Trotzdem stand er nun drahtig, schmuck und so anziehend vor ihr. Schnell schlug sie die Augen nieder, da er nicht merken sollte, daß sie sich in ihn verliebt hatte. Dann sagte sie ganz leise: »So kann es gehen, jetzt bist du frei und ich gefangen.«
Abwehrend hob er die Hände. »Du bist keine Gefangene.«
»Du hast darauf bestanden, daß ich mit hierherkomme. Das ist doch wohl das gleiche, oder nicht?«
Lächelnd schüttelte er den Kopf und entgegnete ihr: »Nein, du bist meine Frau. Meine Frau, nicht Magees und auch nicht Ians. Und Richard Tremaine ist tot. Du hast mich geheiratet. Ich weiß, das war nicht ganz deine Absicht, aber du hast es getan. Deshalb bist du hier.«
»Ich bin eine Gefangene«, wiederholte sie ganz leise, »und wenn du mich anfaßt...« Dann brach sie den Satz ab. Was tat sie da überhaupt? Stolz war eine Sache, aber das, was sie hier fabrizierte, grenzte regelrecht an Dummheit. Beide waren sie noch am Leben, und es ging ihnen gut. Sie liebte ihn und war jetzt hier bei ihm ...
Aber ihre Einsicht kam zu spät. Bei ihren Worten war er ganz nah an sie herangekommen und fragte nun, sein Gesicht direkt vor ihrem, mit eiskalter Stimme: »Was ist, wenn ich dich anfasse? Weißt du was, meine Liebe, ich glaube, genau das werde ich jetzt tun. Ich denke, ich werde mich jetzt wie ein unkultivierter Südstaatler aufführen und dir die Kleider vom Leibe reißen!«
»Julian!« rief sie erschrocken aus, wich vor ihm zurück und versuchte ihm zu entkommen, aber schon hatte er sie erwischt und an sich gezogen.
»Ich hab' die Schnauze voll von diesem ewigen Schwarz!« fuhr er sie an und riß ihr Kleid auf, zog mit aller Gewalt an einem Ärmel und riß dann auch den Rock herunter.
»Julian, hör auf damit, oder ich schreie ...«
»Bitte! Wir sind hier in einem Rebellenlager, wie du vielleicht noch weißt!«
»Ja! Und hier schlafen die letzten Kavaliere, oder etwa nicht?« konterte sie.
»Hab keine Angst, ich will heut nacht überhaupt nichts von dir, meine geliebte Hexe, außer, daß du endlich mit diesen schwarzen Klamotten aufhörst!«
Seine tiefblauen, wenn auch jetzt dunkel verhangenen Augen waren immer noch auf sie gerichtet, als wolle er sie mit seinem Blick aufspießen, dabei hielt er sie fest um die Taille gepackt: Sein Griff war heißblütig und hart wie Stahl.
Verzweifelt hämmerte sie mit ihren Fäusten gegen seinen Oberkörper. Aber plötzlich schnappte sie nach Luft und hielt inne.
Augenblicklich änderte sich die Art, wie er sie ansah, und er fragte erschrocken: »Rhiannon, was ist dir? Was ist denn los? Habe ich dir weh getan? Rhiannon ...«
»Julian...«
»Was?« Er hob sie hoch und trug sie behutsam zum Bett.
»Julian ...« Ihre Finger umschlossen seine, und dann führte sie seine Hand auf ihren Bauch. »Du kannst es fühlen. Es ist wie ein Wunder, wo es um uns herum so viel Tod gibt ...« Sie hielt inne und merkte, wie sie rot wurde. »Bestimmt hast du schon viele Babys ertastet«, murmelte sie dann.
Seine großen Hände mit den langen Fingern bedeckten ihren Bauch, und das Baby bewegte sich weiter und strampelte so energisch, daß sie sicher war, Julian könne es genauso fühlen wie sie selbst.
»Mein eigenes noch nie!« sagte er dann liebevoll. »Noch nie.«
Entspannt und glücklich legte sie sich zurück auf die Kissen und sagte nichts mehr, um diesen zauberhaften Moment zwischen ihnen beiden nicht zu zerstören. Ganz zart streichelten seine Hände ihren Bauch ... so liebevoll, daß sie die Augen schloß und einfach nur seine Nähe genoß. Alles war gut.
Es herrschte Krieg, sie lag in einem Rebellenlager, und doch war dies eine wunderbare Nacht...
Und schon bald schlief sie ein.
Als sie erwachte, war Julian schon aufgestanden. Aber ein neues Kleid - ein einfaches baumwollenes Tageskleid in Marineblau - lag am Fußende des Bettes. Vielleicht war es nun wirklich an der Zeit, daß sie die
Weitere Kostenlose Bücher