Sieg des Herzens
werden. Sie erhalten diesen Befehl mit dem größten Respekt vor Ihrem Können und mit der Zuversicht, daß Sie der richtige Mann sind, um dem Problem beizukommen.«
»Aber die Männer, mit denen ich gearbeitet habe...«
»Wir brauchen Sie, Sir.«
»Ich dachte eigentlich eher, daß ich hier gebraucht würde.«
Wager lehnte sich wieder zurück, bevor er fortfuhr: »Sie sind ein hervorragender Mediziner und ein ausgezeichneter Chirurg, McKenzie. Aber, mal ganz ehrlich, Sir, inmitten eines Gefechts kann ein Metzger manchmal genauso gute Arbeit leisten wie ein Chirurg. Seien Sie nicht besorgt, auch andere Mediziner werden wegen dieser Aufgabe abkommandiert.«
»Von wo?«
»Einige von ihnen kommen aus dem gleichen Staat wie Sie, aus Florida.«
Obwohl Brent nun schon sehr lange bei der Armee von Nordvirginia war, fühlte er plötzlich ein großes Heimweh, und er fragte Wager: »Die Armee der Konföderierten entzieht Florida die Miliz?«
»Nun, ja, nicht alle. Vielleicht könnte man sagen, daß nur noch die absolut notwendigsten Einheiten vor Ort bleiben. Die wichtigsten Schlachten werden nördlich von Florida gefochten. Das ist nun einmal eine Tatsache.«
»Aber sämtliche Küstenstriche von Florida sind dann ohne Bewachung, einmal abgesehen von den wenigen Angehörigen der Miliz, die noch vor Ort bleiben werden, und den gelegentlich durchziehenden konföderierten Truppen...«
»Ich mache die Politik nicht, Captain McKenzie. Es ist kein Geheimnis mehr, daß General Lee verzweifelt versucht, diesen Krieg auf dem Boden der Nordstaaten auszutragen, und deshalb werden wir alle nach Norden ziehen müssen. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen um das Wohl der Männer hier zu machen. Ihr Vetter wird in den regulären Armeedienst übernommen. Longstreet hat sich zwar dafür eingesetzt, Sie hierzubehalten, aber die medizinischen Experten waren davon überzeugt, daß man Sie unbedingt woanders braucht. Deshalb holen wir Colonel McKenzie hierher, damit er sich um unsere Streitkräfte kümmert.«
Brent starrte Wager an, ohne ein Wort zu sagen. Wenn das nicht allem noch die Krone aufsetzte: Julian würde also seine Stelle übernehmen, während man ihn zu den Prostituierten schickte.
Sicher würde auch Julian empört über diese Entschei-
dung sein. Er war ohnehin schon jetzt der Meinung, daß man Florida bisher nur dazu benutzt hatte, um der Konföderation Männer, Nahrungsmittel und Material zuzuführen. Und aus lauter Dankbarkeit dafür, daß sich Florida der gemeinsamen Sache so hilfreich erwiesen hatte, überließ man den Staat jetzt quasi seinem Schicksal. Immer mehr Männer wurden so wie er nach Norden abgezogen.
»Vielleicht«, suchte Brent hoffnungsvoll nach einem Ausweg, obwohl er sich bewußt war, daß er damit seinen Vetter den Löwen zum Fraß vorwarf - aber Julian würde sowieso sauer sein, egal, wohin er schließlich versetzt wurde, »vielleicht sollte man meinem Vetter die Chance geben - und das Privileg -, diese Studie zu führen und sich darum zu kümmern, wie man den Ausbruch dieser furchtbaren Geschlechtskrankheiten verhindern kann. Er ist ein Experte, was Infektionskrankheiten angeht.«
»Die Befehle liegen bereits vor, Captain McKenzie. Ich bin sicher, daß Sie beide hervorragend mit Infektionskrankheiten - und Prostituierten - umgehen können. Wir rechnen mit Ihnen, Captain. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr. Sie bekommen in den nächsten Tagen alles auch noch einmal schriftlich vom Oberstabsarzt. Sie können sich natürlich Ihren Mitarbeiterstamm selbst auswählen.«
Wager hatte sich von seinem Stuhl erhoben, und Brent, der ohnehin stehengeblieben war, versuchte es noch einmal: »Ich muß trotzdem dagegen protestieren...«
»Das können Sie gerne tun, Sir. Es ist Ihr gottgegebenes Recht, frei Ihre Meinung zu äußern! Aber Sie haben auch die Pflicht, als Offizier der Armee der Konföderierten Staaten von Amerika Ihrem Land dort zu dienen, wo Sie am dringendsten gebraucht werden.«
»Ich werde dort gebraucht, wo die Gefahr am größten ist...«
»Guten Abend, Sir, und die besten Wünsche bei Ihren Bemühungen.«
Mit diesen Worten verließ Wager das Zelt, und Brent starrte ihm bestimmt noch eine Minute lang nach, bevor er sich wieder in seinen Stuhl fallen ließ - setzen konnte man
das wohl kaum nennen. Dann hob er die Hände, als wolle er beten, und sagte kopfschüttelnd: »Blut, Eingeweide und Tausende von zerfetzten Leibern waren wohl noch nicht genug, was? Jetzt kriege ich es
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