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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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hinter ihr saß, sie letzte Nacht so liebevoll im Arm gehalten hatte und jetzt doch wieder so kalt und abweisend war.
    Sie wollte etwas sagen, befeuchtete ihre Lippen, brachte aber keinen Ton heraus. Als sie ihre Stimme endlich wiedergefunden hatte, fragte sie sanft: »Sind wir bald da?«
    »Fast.«
    »Es kommt mir vor, als wären wir ziemlich lang so geritten.«
    »Etwas mehr als eine Stunde.«
    »Mir kommt es länger vor.«
    »Wir hätten auch noch länger so reiten sollen.«
    »Haben Sie etwa Angst, daß wir Ihr Lager trotzdem verraten könnten? Es gibt so unendlich viele Pfade hier, die total überwuchert sind und teilweise durch den Sumpf führen. Ich glaube beim besten Willen nicht, daß wir irgend jemandem erklären könnten, wie man hierherkommt...«
    »Die Yankees wissen, daß wir in der Nähe des Flusses sind. Das müssen wir ja auch. Noch ein paar Informationen mehr, und sie haben uns. Wir mußten das Camp schon ein paarmal verlegen, aber ein Basislager mit vernünftiger
    Lazarettausstattung mal eben woanders aufzubauen ist nicht so einfach.«
    »Aber wenn wir doch fast da sind ...«
    »Rhiannon, Sie würden uns doch ohne mit der Wimper zu zucken verraten.«
    Seine Stimme klang ganz besonders kalt, als er das sagte, aber irgendwie auch persönlich, weil er sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte. Dann fühlte sie in einer beinah vertraulichen Geste seinen Mund ganz nah an ihrem Ohr, und er raunte ihr zu: »Du wirst es wohl noch ein wenig mit mir aushalten müssen, was dir manchmal ja gar nicht so unangenehm ist. Aber das kommt immer darauf an, in welcher Stimmung du gerade bist, nicht wahr?«
    »Warum spielen Sie ständig auf etwas an, das nicht stattgefunden hat.«
    »Weil Sie ein doppeltes Spiel spielen.«
    »Das ist überhaupt nicht wahr!«
    »Nun, ich denke, für eine Hexe, die angeblich hellsehen kann, sind Sie manchmal regelrecht mit Blindheit geschlagen. Da sehen andere mit diesem Tuch vor Augen mehr.«
    »Vielleicht ist es, wie Sie sagen«, entgegnete Sie sanft, »vielleicht verschließe ich meine Augen manchmal absichtlich vor der Wahrheit.«
    »Aber wir leben in einer gefährlichen Welt, da sollte man lieber die Augen offenhalten.«
    »Meine Welt war nicht gefährlich«, entgegnete sie, »nicht, bis Sie und Ihre Männer auftauchten.«
    »Das war doch unvermeidlich. Irgendwann wäre ohnehin jemand auf Ihr Anwesen gestoßen, und es hätte noch viel schlimmer kommen können.«
    »Tatsächlich? Möglicherweise wäre sogar der Feind aufgetaucht!«
    Sie fühlte seine Verärgerung über ihre zynische Bemerkung, bevor er ihr entgegnete: »Deserteure, meine ich, sowohl aus dem Norden als auch aus dem Süden. Männer ohne jede Moral, die keinerlei Skrupel mehr haben...«
    »Und Sie glauben, man hätte uns kompromittiert?« flüsterte sie erschrocken.
    »Man hätte Sie umbringen können«, entgegnete er trocken.
    »Uns ermorden? Jetzt übertreiben Sie aber, Sir!«
    »Nein, bestimmt nicht. Das ist ein ganz merkwürdiger Krieg, Rhiannon. Sicher, er wird vorwiegend von Kavalieren und Gentlemen geführt, und zwar unter ganz außergewöhnlichen Bedingungen: Gefreite, Sergeanten, Hauptmänner und Generäle beider Seiten waren Freunde oder Verwandte, bevor der erste Schuß fiel. Alle Generäle kennen sich von früher; die meisten waren gute Freunde - oft ein Jahrgang in West Point-, die auch schon früher Seite an Seite gekämpft haben. Wir schreiben den Ehefrauen unserer ehemaligen Freunde zur Geburt ihrer Kinder und schicken zu diesem Anlaß Geschenke über die feindlichen Linien. Aber wenn es zum Kampf kommt, steht jeder für seine Seite ein.
    Daher ist es auch ein höllisch furchtbarer Krieg. Zwar können Sie normalerweise davon ausgehen, daß sich hinter fast jedem Uniformrock ein guter Mensch und Familienvater verbirgt, aber es gibt eben auch ein paar Ausnahmen. Manchmal steckt auch nur Abschaum in der Uniform: Männer, die Ihnen die Kehle durchschneiden, meine Liebe, nur weil sie scharf auf Ihr silbernes Teeservice sind. Und dann gibt es natürlich auch noch ein paar Südstaatler, die Sie möglicherweise für eine Verräterin halten - oder für eine Hexe -, die man lieber verbrennen sollte.«
    »Soll das etwa heißen, daß ich Ihnen und Ihren verlogenen Männern auch noch dankbar sein soll, daß Sie bei mir eingedrungen sind, mein Essen weggeputzt und bei mir übernachtet haben, und auch dafür, daß Sie mich jetzt zwingen, mit Ihnen in ein Rebellenlager zu kommen?«
    »Genau«, sagte er nur und fuhr

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