Sieg des Herzens
steigt, sich eine Infektion zuzuziehen. Ich will doch nur damit sagen, daß Sie ein verdammt guter, umsichtiger Arzt sind, Captain. Und Ihre Abstammung hat sicher dazu beigetragen, daß Sie so erfolgreich wurden.«
»Mh, vielleicht«, murmelte Brent, der sein ungutes Gefühl bestätigt sah, mit dem er Wager begegnet war. Aber jetzt war er richtiggehend beunruhigt. Da Wager scheinbar Probleme hatte, mit der Sprache herauszurücken, entschloß sich Brent für den direkten Weg und sagte: »Ich glaube nicht, Sir, daß es eines Genies bedarf, um die Verbindung zwischen besseren hygienischen Verhältnissen und der Eindämmung von Infektionskrankheiten herzustellen. Colonel, bitte sagen Sie mir doch, um was es hier eigentlich geht.«
»Nun«, entgegnete Wager und lehnte sich zurück.
Wenn Brent ihn nicht so gut gekannt hätte, um zu wissen, daß das eigentlich unmöglich war, hätte er gesagt, daß Wager rot wurde.
»Es gab schon wieder einen Ausbruch einer dieser
Krankheiten, Sir. Und zwar einer, die die Moral der Truppe zerstört.«
»Um was für eine Krankheit handelt es sich denn, Colonel?«
»Um eine Geschlechtskrankheit, Captain. Ganz einfach.«
Brent runzelte die Stirn. Geschlechtskrankheiten setzten Armeen schon von jeher zu. Man brauchte nur genug heimwehkranke Männer und Jungs täglich mit dem Tod zu konfrontieren, und schon hatten sie ihre Ehefrauen und Verlobten vergessen und suchten die Gesellschaft des ältesten Gewerbes der Welt. Ja, er kannte die Gefahr der Übertragung von Krankheiten beim Geschlechtsverkehr. Er hatte sein Möglichstes für die Männer getan, die sich mit Syphilis angesteckt hatten und nur noch behandelt, aber nicht mehr geheilt werden konnten. In anderen Fällen hatte er Medikamente gegen quälenden Juckreiz und Ausfluß ausgegeben und mit allen Männern gesprochen - ob jung oder alt, krank oder gesund - und ihnen Ratschläge gegeben, wie eine Ansteckung oder Weiterverbreitung zu vermeiden war.
»Ja, Geschlechtskrankheiten stellen sicherlich ein Problem dar, Colonel«, sagte er schließlich.
»Und Sie, Sir, sind genau der richtige Mann, um damit umzugehen.«
»Wie bitte?« fragte Brent völlig entgeistert.
»General Robert E. Lee höchstpersönlich hat sich mit dem Problem befaßt und sah sich in einer unangenehmen Zwickmühle. Ich darf Ihnen sagen, daß Master Robert Ihnen die größte Achtung entgegenbringt, Sir...«
»Wir haben kaum miteinander gesprochen ...«, warf Brent ein.
»Sie irren sich, Sir, wenn Sie glauben, daß der General Ihre hervorragende Arbeit hier nicht zu schätzen wüßte. Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wieviel Hoffnung und Vertrauen er in Ihre Fähigkeiten setzt. Deshalb wird er auch gerade Sie mit dieser schwierigen Aufgabe betrauen, um zu retten, was noch zu retten ist.«
Während Wager noch sprach, war Brent vom Stuhl aufgesprungen und schrie jetzt beinah: »Moment mal! Ich habe keine speziellen Fähigkeiten, was...«
»Captain, Sir, überlegen Sie doch mal, Sie sind dann für die nächsten Monate aus der Schußlinie, um einen Kampf zu führen, mit dem Sie unseren Soldaten einen ganz besonderen Dienst erweisen...«
»Einen ganz besonderen Dienst nennen Sie das, sich um Geschlechtskrankheiten zu kümmern?«
»Genau, Captain McKenzie, das meinte ich, Sir! Ihre neue Aufgabe wird es sein, die Behandlung und Erforschung dieser verheerenden Krankheiten zu überwachen. Dazu wurde eine Spezialeinheit zusammengestellt - nicht weit von Richmond entfernt -, bei der Sie die Möglichkeit haben werden, die Krankheiten und ihre Verläufe zu studieren. Es handelt sich um eine Einheit von äh, Prostituierten...«
»Prostituierte!«
»Ja, Sir, Captain McKenzie, Sir, und Sie machen sich ja überhaupt keine Vorstellung davon, welchen großen Gefallen Sie Ihren Mitmenschen damit tun!«
Brent sah auf seine gefalteten Hände, um seinen Zorn im Zaum zu halten. Er hatte also hervorragende Arbeit geleistet, und als Belohnung kommandierte man ihn in eine Stadt ab, die voll von dahinsiechenden Prostituierten steckte? Verdammt noch mal, er hatte wirklich allen Grund gehabt, auf der Hut zu sein. Aber damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet.
»Colonel Wager, Sir, ich muß dagegen protestieren. Ich glaube, daß meine Arbeit hier draußen bei den Männern viel wichtiger...«
»Der Oberstabsarzt höchstpersönlich hat Sie für diesen Posten vorgeschlagen, Captain, weil er dachte, daß es eine Ehre sei, mit einer derart wichtigen Studie betraut zu
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