Sieh dich um: Thriller (German Edition)
zuschlagen musste, weil er die gesamten Kosten der Veranstaltung übernommen hatte, bei der beide Geistliche vor den ungläubigen Augen Tausender Zuschauer starben.
HEILIGER KRIEG ENDET TÖDLICH – ZWEI OPFER
Von Raymond C. Garcia New York Times
Lange schwelende Spannungen kochten am Ende auf sensationelle Weise über, als am Dienstagnachmittag ein aufgebrachter Bischof Terrance Manwaring – Pastor der protestantischen Living-Waters-Kirche in New York City – auf das Podium stürzte, wo Bischof Martin Eastman, Oberhaupt der katholischen Kirche von New York – eine Predigt hielt. Bischof Manwaring schoss Bischof Eastman aus nächster Nähe in die Schläfe. Zu der Veranstaltung waren mehr als doppelt so viele Teilnehmer gekommen, wie man erwartet hatte, was laut polizeilichen Quellen darauf zurückging, dass Essen und Getränke für das Publikum kostenlos waren.
Im darauf folgenden Chaos griff ein Mitglied der entsetzten Menge zu seiner Waffe und schoss Bischof Manwaring vermutlich als Vergeltung zwischen die Augen. Aufgrund der schieren Menschenmassen konnten anschließend keine Verdächtigen verhaftet werden. Die Polizei von New York gibt an, man werde Videoaufzeichnungen der Veranstaltung auswerten, um zu versuchen, den Täter zu identifizieren.
Die Bischöfe Manwaring und Eastman haben sich im Verlauf der letzten Monate in der Presse ein heftiges verbales Gefecht geliefert – jeder der beiden bestand darauf, dass seine Interpretation der Heiligen Schrift die richtige sei. Laut Quellen aus dem Umkreis der beiden Geistlichen ging ihre Rivalität bis ins Jahr 1963 zurück, als sie die Priesterweihe empfingen.
Nach vorläufigen Polizeiberichten, die der New York Times vorliegen, geriet Bischof Manwaring außer sich, als er erfuhr, dass Bischof Eastman eine große Versammlung nur zwei Blocks von Bischof Manwarings Kirche entfernt einberufen hatte.
»[Manwaring] sagte, er würde den [Kraftausdruck zensiert] umbringen«, gab Vater Joe Simpson zu Protokoll, Bischof Manwarings Stellvertreter. »Er holte eine Schusswaffe aus dem Safe in der Sakristei und stürmte zur Tür hinaus. Dabei hatte er einen sehr merkwürdigen Ausdruck in den Augen. Alles ging so schnell, dass ich keine Chance hatte, ihn aufzuhalten. Ich telefonierte noch mit der Polizei, als ich im Fernseher schon die Sondermeldung sah. Ich fühle mich entsetzlich wegen dieser Geschichte.«
Bischof Anthony Hess, der Stellvertreter des römisch-katholischen Bischofs von New York City, wurde nach der Ermordung seines Vorgesetzten als vorläufiger Nachfolger von Bischof Martin Eastman bestellt.
»Es ist eine Tragödie«, sagte Bischof Hess gestern Abend am Telefon. »Wir können nur annehmen, dass es Gottes Wille war, auch wenn ich untröstlich über den Tod meines guten Freundes und Mentors bin. Ich werde mich nach Kräften bemühen, unsere Gemeinde in der Gesinnung von Bischof Martin Eastman zu dienen. Möge Gott ihm gnädig sein, und möge seine unsterbliche Seele auf ewig in Frieden ruhen.«
Michalovic klappte sein MacBook Pro zu und kippte seinen bequemen Ledersessel in Rückenlage, während er sich mental auf die bevorstehende Serie von schlagenden Zügen vorbereitete, die nun folgen würde. Er griff in seine Tasche, holte sein Mobiltelefon hervor und wählte eine vertraute Nummer. Nach mehreren Klingeltönen meldete sich die Mailbox. »Sie haben den Anschluss von Edward O’Hara gewählt. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer, und ich rufe in Kürze zurück.«
Michalovic betätigte den Hebel des Sessels und stellte die Füße wieder auf den Boden. »Eward«, sagte der Russe, stand auf und lief in seiner Suite auf und ab. »Ich rufe an, um unser Treffen heute Abend hier in der Präsidentensuite zu bestätigen. Sofern ich nichts anderes von Ihnen höre, erwarte ich Sie um Punkt sieben Uhr.«
Michalovic verstummte kurz, bevor er mit einem Lächeln hinzufügte: »Ach übrigens, könnten Sie vielleicht noch ein paar von Ihren Behikes mitbringen? Mir scheint, ich habe Geschmack an diesen Zigarren gefunden. Tatsächlich überlege ich, die restlichen Behikes auf dem europäischen Markt aufzukaufen, sobald unsere Abschlusspartie zu Ende ist. Bestimmt haben Sie nichts dagegen, oder? Schließlich ist in der Liebe und im Krieg alles erlaubt, nicht wahr? Wie dem auch sei, Edward, wir sehen uns heute Abend um sieben. Das dürfen Sie sich wirklich nicht entgehen lassen.«
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An einem kalten Dienstagabend, nicht lange, nachdem die
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