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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Gelb, und seine purpurnen Lippen brachten ein Lächeln zustande.
    »Mr. Powers, das da ist das, was man in der Branche meine Karre nennt.«
    »Ihre was?«
    »Der Van ist meiner, Mrs. Powers. Es ist mein Van.«
     
    Ich verspürte mehr als eine Empfindung, als ich auf dem Vordersitz dieses Wagens saß und zum Krankenhaus fuhr. Die Kleider, die ich trug und die Pal auf so fleischliche Weise ausgesucht hatte, waren blutbefleckt. Blut trocknete bräunlich unter meinen Fingernägeln, als die warme Sommerflut mit den Benzindünsten des Nachtverkehrs zum offenen Fenster hereinströmte. Eproms, ein Dollar pro Chip. Viertausend Dollar. Das war billig - rein gar nichts für das, was passiert war, all das. Sie würden vierzig, fünfzig, sechzig Stiche brauchen, um den Schnitt in Shinichros Gesicht zu nähen, und sein Grinsen würde dauerhafter und irrer sein als das des Mannes, dem er es zu verdanken hatte. Und er würde sich glücklich schätzen können, denn Pal hatte es auf sein Gesicht abgesehen, auf das ganze Gesicht, und auf weiter nichts, denn um etwas anderes ging es nicht mehr.
    Robert fuhr durch eine ruhige Seitenstraße in die Coca-Cola-Neon-Nacht der Shaftesbury Avenue, die überstrahl t wurde von den Shows und von dem Verkehr, der sich Heck an Kühler dem mitternächtlichen Nichts-geht-mehr entgegenbewegte, hinauf zum Cambridge Circus und hinunter zum Piccadilly. Ich sah das Blaulicht des Krankenwagens, der in die Straßenmitte hinausschwenkte, um freie Fahrt zu haben, und sie im Stau der zwei Spuren blockierenden Autos trotzdem nicht bekam. Dies war nicht die richtige Gegend für einen Notfall. Robert bemühte sich, dem schmerzhaft langsam vorankommenden Wagen zu folgen, und das Lenkrad schwirrte in seinen großen Händen hin und her. Unbequem eingekeilt hockte er auf dem Fahrersitz und spähte mit hochgezogenen Schultern durch die Frontscheibe; sein strohgelbes Haar preßte sich unters Wagendach.
    »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie das waren da unten? Ich hätte Ihnen Tee bringen können oder so was«, sagte ich.
    »Mrs. Powers, ich habe lediglich ein Auge auf sie gehabt.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Wir spähten beide durch die Frontscheibe und hielten Ausschau nach einer Lücke im Verkehr. Der Krankenwagen scherte wieder aus, und vor uns nutzten zwei Autos die Gelegenheit, der freien Bahn zu folgen, die er durch den Verkehr pflügte. Robert war nicht schnell genug, und wir blieben in der dichten Masse der Autos zurück, die sich die Straße hinaufzwängten.
    »Ich war nicht die einzige; das wissen Sie.« Die Anstrengungen des Stop-and-Go-Verkehrs und eine nicht unbeträchtliche Verlegenheit ließen seinen Atem ein bißchen schwerer gehen. Er roch leise nach frischem Brot und Right Guard- Deodorant. Ich zündete mir eine Zigarette an, ohne ihn zu fragen.
    »Ihr seid alle Mistkerle«, sagte ich, und Robert sagte eine Zeitlang gar nichts. Eine Viertelstunde war vergangen, und wir waren nicht mal eine Meile weit gekommen.
    »Er erledigt einen Spezialauftrag. Soviel habe ich herausgefunden«, sagte er, als wir uns wieder in Gang setzten.
    »Sagen Sie nicht, für uns.«
    »Nicht direkt.«
    »Ach, dann für die Yankees.«
    Er antwortete nicht.
    »Das bedeutet Immunität, nicht wahr? Wir könnten ihm nichts anhaben.«
    »Nun ja, das hat mir niemand ausdrücklich gesagt, Mrs. Powers. Ich tue nur meine Arbeit. Das darf ich.«
    »Jetzt auch?«
    »Das hier geht extra. Ein persönlicher Service für eine Freundin.«
    Ich entspannte mich ein bißchen. Schau dir den weißen Ritter an, dachte ich. Gute Nachrichten. Besser, als ich mir erhofft hatte, auch wenn diese Erscheinung mehr Ähnlichkeit mit Bruder Tuck als mit Lancelot hatte. Überhaupt, was glaubte ich denn, wo ich hier war? In Camelot?
    »Erzählen Sie mir von ihm, Robert. Etwas, das ich noch nicht weiß. Etwas, das Sie nicht von mir erfahren haben.«
    »Pal Kuthy ist — war — Spion und Schmuggler von High-Tech-Produkten für Osteuropa.«
    »Ich habe gesagt, etwas, das ich noch nicht weiß, Robert: Was ist er jetzt?«
    »Nun, er ist privatisiert worden, nicht wahr?«
    »Er arbeitet freiberuflich.«
    »So ist es.«
    »Und? Trotzdem wird er noch beinahe überall gesucht.«
    »Nicht, wenn er einen Spezialauftrag hat. Das versuche ich Ihnen doch gerade zu sagen.«
    »Was ist so spezial an diesem Spezialauftrag?«
    »Spezialaufträge, Mrs. Powers, sind Aufträge, die uns helfen, die unseren politischen Freunden und Verbündeten helfen und die seine

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